Options
Zwischen Glaube und Laster : Funde und Befunde aus dem Umfeld einer spätmittelalterlichen Knochenschnitzerwerkstatt, Bamberg Am Kranen 14
Flatscher, Elias (2016): Zwischen Glaube und Laster : Funde und Befunde aus dem Umfeld einer spätmittelalterlichen Knochenschnitzerwerkstatt, Bamberg Am Kranen 14, Bamberg: opus.
Author:
Alternative Title:
Between Faith and Vice. Finds and Findings in the Surroundings of a Late-Medieval Bone Carving Workshop. Bamberg Am Kranen 14
Publisher Information:
Year of publication:
2016
Pages:
Supervisor:
Year of first publication:
2013
Language:
German
Remark:
Bamberg, Univ., Master-Arb., 2013
Abstract:
Flatscher, Elias: Zwischen Glaube und Laster – Funde und Befunde aus dem Umfeld einer spätmittelalterlichen Knochenschnitzerei . Bamberg Am Kranen 14 .
Masterarbeit im Masterstudiengang Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit in der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Bamberg 2013).
ABSTRACT
Die vorliegende Masterarbeit entstand als Teil der Auswertung und wissenschaftlichen Aufarbeitung der Grabung des Institutes für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Universität Bamberg im Bereich des historischen Lehrstuhlsitzes Am Kranen 14 im Jahr 2011. Bei dieser Untersuchung kam unter anderem Abfallmaterial eines Knochen verarbeitenden Betriebes zutage, der in erster Linie Spielwürfel aus Knochen (und zwar einer seltenen mittelalterlichen Variante mit konkaven Seiten – dies ist die erste ergrabene Werkstatt, die nachweislich solche Stücke produzierte) und Paternosterschnüre herstellte. Zunächst wurde das Fundmaterial gesichtet und katalogisiert; dabei konnte eine erste grobe zeitliche Einordnung der Werkstatt in das 14./15. Jh. vorgenommen werden. Weiters konnte konstatiert werden, dass der Betrieb neben den angesprochenen Produkten auch Spielsteine und einfache Spielbretter herstellte, sodass komplette Spielsätze – wohl für das im Mittelalter sehr beliebte Brettspiel „Puff“ (heute bekannt als Backgammon) verkauft werden konnte. Der Herstellungsprozess dieser Produkte lässt sich gut über Werkzeuge und Halbfabrikate rekonstruieren, bis hin zur Reihenfolge der Bohrung der Augen der Würfel.
Eine experimentalarchäologische Rekonstruktion des Ablaufs ließ darüber hinaus noch weitere Schlüsse zu, wie etwa den zeitlichen Herstellungsaufwand pro Würfel. Durch archäologische und kunsthistorische Vergleiche sowie die numismatische Auswertung der Fundmünzen gelang es dann, die Laufzeit der Werkstatt noch genauer einzugrenzen: sie scheint ihren Betrieb im in der ersten Hälfte des 14. Jh. aufgenommen und etwa 1460 eingestellt zu haben. Dies deckt sich auch mit der frühesten historischen Quelle für die Grundstücksparzelle, der zufolge dort im Jahr 1490 ein Warenlager für den Fernhandel mit Metall bestand. Die Auswertung der fundführenden Schichten ergab, dass es sich ausnahmslos um verlagertes Material handelt, also um Werkstattabfall. Die zugehörige Werkstatt ist wohl auf einem der Nachbargrundstücke zu vermuten, nur weisen die schriftlichen Quellen für diese Zeit keinen „Würfeler“ in der Nähe auf.
Weiters wird auf die Bedeutung und die gesellschaftliche Stellung des oft als „Laster“ verschrieenen Würfelspieles im Mittelalter eingegangen. Es bestehen auch klare rezeptionsgeschichtliche Verbindungen in die stark katholisch geprägte Stadt Bamberg: beispielsweise wurde eine der bekanntesten kirchlichen Hetzschriften, „Wie der Würffel auff ist kumen“ von Marx Ayrer eben hier im Jahr 1489 gedruckt. Die Diskrepanz und gleichzeitige Nähe von Glaube und Laster ist auch daraus ersichtlich, als dass die ergrabene Werkstatt offensichtlich auch Paternoster herstellte, die Vorläufer des Rosenkranzes.
Masterarbeit im Masterstudiengang Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit in der Fakultät Geistes- und Kulturwissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Bamberg 2013).
ABSTRACT
Die vorliegende Masterarbeit entstand als Teil der Auswertung und wissenschaftlichen Aufarbeitung der Grabung des Institutes für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Universität Bamberg im Bereich des historischen Lehrstuhlsitzes Am Kranen 14 im Jahr 2011. Bei dieser Untersuchung kam unter anderem Abfallmaterial eines Knochen verarbeitenden Betriebes zutage, der in erster Linie Spielwürfel aus Knochen (und zwar einer seltenen mittelalterlichen Variante mit konkaven Seiten – dies ist die erste ergrabene Werkstatt, die nachweislich solche Stücke produzierte) und Paternosterschnüre herstellte. Zunächst wurde das Fundmaterial gesichtet und katalogisiert; dabei konnte eine erste grobe zeitliche Einordnung der Werkstatt in das 14./15. Jh. vorgenommen werden. Weiters konnte konstatiert werden, dass der Betrieb neben den angesprochenen Produkten auch Spielsteine und einfache Spielbretter herstellte, sodass komplette Spielsätze – wohl für das im Mittelalter sehr beliebte Brettspiel „Puff“ (heute bekannt als Backgammon) verkauft werden konnte. Der Herstellungsprozess dieser Produkte lässt sich gut über Werkzeuge und Halbfabrikate rekonstruieren, bis hin zur Reihenfolge der Bohrung der Augen der Würfel.
Eine experimentalarchäologische Rekonstruktion des Ablaufs ließ darüber hinaus noch weitere Schlüsse zu, wie etwa den zeitlichen Herstellungsaufwand pro Würfel. Durch archäologische und kunsthistorische Vergleiche sowie die numismatische Auswertung der Fundmünzen gelang es dann, die Laufzeit der Werkstatt noch genauer einzugrenzen: sie scheint ihren Betrieb im in der ersten Hälfte des 14. Jh. aufgenommen und etwa 1460 eingestellt zu haben. Dies deckt sich auch mit der frühesten historischen Quelle für die Grundstücksparzelle, der zufolge dort im Jahr 1490 ein Warenlager für den Fernhandel mit Metall bestand. Die Auswertung der fundführenden Schichten ergab, dass es sich ausnahmslos um verlagertes Material handelt, also um Werkstattabfall. Die zugehörige Werkstatt ist wohl auf einem der Nachbargrundstücke zu vermuten, nur weisen die schriftlichen Quellen für diese Zeit keinen „Würfeler“ in der Nähe auf.
Weiters wird auf die Bedeutung und die gesellschaftliche Stellung des oft als „Laster“ verschrieenen Würfelspieles im Mittelalter eingegangen. Es bestehen auch klare rezeptionsgeschichtliche Verbindungen in die stark katholisch geprägte Stadt Bamberg: beispielsweise wurde eine der bekanntesten kirchlichen Hetzschriften, „Wie der Würffel auff ist kumen“ von Marx Ayrer eben hier im Jahr 1489 gedruckt. Die Diskrepanz und gleichzeitige Nähe von Glaube und Laster ist auch daraus ersichtlich, als dass die ergrabene Werkstatt offensichtlich auch Paternoster herstellte, die Vorläufer des Rosenkranzes.
GND Keywords: ; ; ; ;
Bamberg
Ausgrabung
Brettspiel
Spielwürfel
Geschichte 1300-1400
Keywords:
Knochen, schnitzen, Knochenschnitzer, Spätmittelalter, Franken, Bamberg, Keramik, Händleinsheller
DDC Classification:
RVK Classification:
Type:
Masterthesis
Activation date:
March 1, 2016
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/39856