Es wurde eine Untersuchung durchgeführt, bei der geprüft wurde, auf welche Weise der induktive Erwerb von rekursiven Programmiertechniken durch die Ähnlichkeit von Beispiel- und Zielproblem beeinflußt wird. Dabei wurde davon ausgegangen, daß die Art der Beispiele sowohl den Lösungserfolg rekursiver Aufgaben als auch das induzierte Wissen über den neuen Problembereich beeinflussen.
Die Beispielähnlichkeit wurde systematisch variiert. Zusätzlich wurde die Wirkung von Vergleichs- und Anpassungsprozessen getrennt erfaßt, indem einer Gruppe von Probanden das Ergebnis des Vergleichsprozesses vorgegeben wurde. 55 Programmieranfänger nahmen an vier aufeinanderfolgenden Tagen jeweils 3 Stunden an der Untersuchung teil. Nach Vermittlung der Syntax einer einfachen funktionalen Sprache, sollten die Probanden am dritten und vierten Tag sechs rekursive Funktionen am Rechner programmieren. Dabei wurde ihnen je ein Beispiel, entsprechend der experimentellen Bedingungen vorgegeben. Geprüft wurde der Einfluß der Lernbedingung auf (1) den Prozeß der Aufgabenlösungen und (2) den resultierenden Wissenserwerb. Der Wissenserwerb wurde dabei zum einen durch einen Abschlußtest erfaßt, bei dem verschiedene Transferaufgaben zu lösen waren. Zum anderen wurde die Schemainduktion explizit erfaßt, indem die Probanden zu drei Zeitpunkten jeweils 28 Funktionen sortieren sollten.
Es zeigte sich, daß die Lernbedingung einen bedeutsamen Einfluß auf die Aufgabenlösung hat: Je ähnlicher ein Beispiel zum Zielproblem ist, desto wahrscheinlicher wird die Aufgabe gelöst; die Vorgabe des Vergleichsprozesses führt ebenfalls zu einer erhöhten Lösungswahrscheinlichkeit. Bezüglich des Wissenserwerbs zeigt die Lernbedingung keinen eindeutigen Einfluß. Betrachtet man die Merkmale, nach denen die Probanden sortieren, zeigt sich, daß Probanden, die das Merkmal "Rekursionstyp" zur Klassifikation verwenden, sowohl mehr Aufgaben lösen als auch eine höhere Transferleistung im Abschlußtest zeigen.