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Lesekompetenzmessung und ihre Herausforderungen in der Testkonstruktion für Large-Scale-Assessments
Gehrer, Karin (2017): Lesekompetenzmessung und ihre Herausforderungen in der Testkonstruktion für Large-Scale-Assessments, Bamberg: opus.
Author:
Publisher Information:
Year of publication:
2017
Pages:
Supervisor:
Language:
German
Remark:
Kumulative Dissertation, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2017
Licence:
Abstract:
Promotionsfach: Empirische Bildungsforschung
Zusammenfassung
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Erfassung von Lesekompetenz (z.B. Artelt, Stanat, Schneider & Schiefele, 2001; Bos, Valtin, Voss, Hornberg & Lankes, 2007; Drechsel, 2010; Groeben & Hurrelmann, 2006; OECD, 1999) und verschiedene spezielle Aspekte, welche mit der Lesekompetenzmessung und ihren Herausforderungen für Large-Scale-Assements verbunden sind. Insbesondere wird der Testkonstruktion zur Lesekompetenzerfassung über die Lebensspanne hinweg und ihren besonderen Anforderungen Beachtung geschenkt. Ein zweiter Schwerpunkt ist der schwierigkeitsangemessenen Kompetenzmessung von (hoch)kompetenten Personen in akademisierten Kontexten gewidmet.
In diesem Zusammenhang wird als erstes die Auswahl geeigneter Stimulus- und Lesetexte ausführlich betrachtet (Artikel 1 und 2, sowie Artikel 4), da diese als Ausgangsbasis eines Testinstrumentes zur Erfassung von Lesefähigkeit eine tragende Rolle spielen (z. B. Augst & Pohl, 2007; Nold & Willenberg, 2007). Die Auswahl von Textsorten, welche über die Lebensspanne und damit über verschiedene Lesealter hinweg eine Verankerung über eine gemeinsame Rahmenkonzeption ermöglicht (Artikel 1 und 2), scheint im Spannungsfeld zu stehen zu einer Auswahl von Textsorten zur Messung von Lese- und weiteren Sprachkompetenzen von (hoch)kompetenten Personen bzw. im akademisierten Kontext (Artikel 4). Mit den Fragen der Testkonstruktion einhergehend, werden auch die kognitiven Anforderungen des Leseprozesses verschiedener Textsorten (Artikel 1; z. B. Kintsch 1994) sowie der Testaufgaben oder -fragen (Items; Artikel 2 und 3) diskutiert. Die Aufgabenformate, welche ein weiteres bestimmendes Merkmal eines validen und reliablen Testinstrumentes sind (u.a. Rost, 2004; Kubinger, 2009), werden bezüglich ihres schwierigkeitsgenerierenden Anteils diskutiert (Artikel 3). Verschiedene Arten von geschlossenen Formaten (Multiple-Choice, Entscheidungstabellen, Zuordnungs-aufgaben) werden empirisch unter einer experimentellen Kontextbedingung in einer computerbasierten Entwicklungsstudie für (junge) Erwachsene und Studierende untersucht (Artikel 3). Demgegenüber steht die Verwendung auch von offenen Formaten (Kurz- und Langantworten) für (hoch)kompetente Personen im akademisierten Kontext (Artikel 4). Kausalen Einflüssen auf die Lesefähigkeiten von Personen mit unterschiedlicher Familiensprache bzw. unterschiedlicher Sprachsozialisation im (schweizer-)deutschen Sprachraum wird abschließend Aufmerksamkeit geschenkt (Artikel 4).
Der erste Artikel widmet sich den besonderen Merkmalen unterschiedlicher Textsorten, nimmt vor dem theoretischen Hintergrund der kognitiven Anforderungen von Leseprozessen eine Einordnung und Definition ausgewählter Textsorten vor und skizziert deren Möglichkeiten und Limitationen für eine Verwendung in der Messung von Lesekompetenzen. Die konkrete Verwendung der Textsorten (literarischer Text, Sachtext, kommentierender Text, Anleitung und Werbung) in den für das Nationale Bildungspanel (NEPS; Blossfeld, Roßbach & von Maurice, 2011) entwickelten Lesekompetenztests wird im zweiten Beitrag wieder aufgegriffen.
Der zweite Artikel stellt insbesondere die Rahmenkonzeption der längsschnittlichen Kompetenzerfassung in NEPS (Weinert et al., 2011) für die Domäne Lesen dar und nimmt eine theoretische Verortung und Abgrenzung gegenüber anderen wichtigen nationalen und internationalen Large-Scale-Assessments wie PISA, IALS oder DESI vor. Für die Textsorten bedeutet dies insbesondere eine nähere Betrachtung des Merkmals kontinuierlicher versus diskontinuierlicher Text. Empirische Ergebnisse zur Dimensionalität einer Entwicklungsstudie zur Konstruktion eines validen und reliablen Lesekompetenztests für die erste Welle der Haupterhebung für Erwachsene werden diskutiert. Spezieller Fokus dieses empirischen Beitrags ist dabei die Fragestellung, ob Textsorten und kognitive Anforderungen als strukturelle Elemente der Rahmenkonzeption insofern angemessen sind, als dass beide (auch) im Erwachsenenalter erlauben, hinreichend zwischen guten und schwachen LeserInnen zu differenzieren. Basierend auf einem Vergleich eines eindimensionalen und zwei unterschiedlichen mehrdimensionalen Modellen wird der Frage nachgegangen, ob Textsorten und/oder kognitive Anforderungen der Items separate Dimensionen der Lesekompetenz ausmachen oder die im NEPS gemessene Lesekompetenz – wie intendiert – als eindimensionales Fähigkeitskonstrukt aufgefasst werden kann.
Im dritten Artikel stehen veränderte Kontextbedingungen von Lesekompetenztests im Mittelpunkt. Es wird in einer weiteren Entwicklungsstudie der NEPS-Forschergruppe Bamberg unter anderem eine experimentelle Bedingung eingesetzt, in welcher den Zielpersonen nicht erlaubt wird, wie in der Kontrollbedingung und sonstigen Lesekompetenztests, zu den bereits gelesenen Texten zurückzublättern (Gehrer, Wolter, Koller & Artelt, in Vorbereitung). Innerhalb dieser Studie wird der Fragestellung nachgegangen, ob und wenn ja, welche Aufgaben- und Textmerkmale auf eine Schwierigkeitsveränderung unter der beschriebenen Kontextbedingung Einfluss nehmen.
Es kann das Aufgabenformat als beeinflussender Faktor identifiziert werden. Insbesondere das kognitiv anspruchsvolle Format der Zuordnungsaufgabe, bei der Überschriften zu Passagen des Textes zugeordnet werden müssen, erweist sich als Einflussfaktor für Schwierigkeit (Artikel 3).
Im vierten Artikel im Rahmen der Forschergruppe um den schweizerischen EVAMAR II- Erstsprachetest für MaturandInnen (Eberle et al., 2008) wird die Fragestellung untersucht, ob die Sozialisation in unterschiedlichen deutschsprachigen Familiensprachen (Dialekt versus Standarddeutsch) einen Einfluss auf das spätere Abschneiden in einem sprachlichen Kompetenztest hat. Es erweist sich, dass die Performanz in unterschiedlichen Sprachgruppen nicht signifikant voneinander abweicht. Der muttersprachliche Dialekt im Schweizerdeutschen scheint sich unter Kontrolle des sozioökonomischen Status weder hinderlich noch förderlich auf die späteren Sprachleistungen im voruniversitären Bereich auszuwirken. Der Ansatz wird diskutiert vor dem Hintergrund der sprachwissenschaftlichen Plurizentrik-Debatte für den deutschsprachigen Sprachraum (z. B. Ammon, 1995).
Zusammenfassung
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Erfassung von Lesekompetenz (z.B. Artelt, Stanat, Schneider & Schiefele, 2001; Bos, Valtin, Voss, Hornberg & Lankes, 2007; Drechsel, 2010; Groeben & Hurrelmann, 2006; OECD, 1999) und verschiedene spezielle Aspekte, welche mit der Lesekompetenzmessung und ihren Herausforderungen für Large-Scale-Assements verbunden sind. Insbesondere wird der Testkonstruktion zur Lesekompetenzerfassung über die Lebensspanne hinweg und ihren besonderen Anforderungen Beachtung geschenkt. Ein zweiter Schwerpunkt ist der schwierigkeitsangemessenen Kompetenzmessung von (hoch)kompetenten Personen in akademisierten Kontexten gewidmet.
In diesem Zusammenhang wird als erstes die Auswahl geeigneter Stimulus- und Lesetexte ausführlich betrachtet (Artikel 1 und 2, sowie Artikel 4), da diese als Ausgangsbasis eines Testinstrumentes zur Erfassung von Lesefähigkeit eine tragende Rolle spielen (z. B. Augst & Pohl, 2007; Nold & Willenberg, 2007). Die Auswahl von Textsorten, welche über die Lebensspanne und damit über verschiedene Lesealter hinweg eine Verankerung über eine gemeinsame Rahmenkonzeption ermöglicht (Artikel 1 und 2), scheint im Spannungsfeld zu stehen zu einer Auswahl von Textsorten zur Messung von Lese- und weiteren Sprachkompetenzen von (hoch)kompetenten Personen bzw. im akademisierten Kontext (Artikel 4). Mit den Fragen der Testkonstruktion einhergehend, werden auch die kognitiven Anforderungen des Leseprozesses verschiedener Textsorten (Artikel 1; z. B. Kintsch 1994) sowie der Testaufgaben oder -fragen (Items; Artikel 2 und 3) diskutiert. Die Aufgabenformate, welche ein weiteres bestimmendes Merkmal eines validen und reliablen Testinstrumentes sind (u.a. Rost, 2004; Kubinger, 2009), werden bezüglich ihres schwierigkeitsgenerierenden Anteils diskutiert (Artikel 3). Verschiedene Arten von geschlossenen Formaten (Multiple-Choice, Entscheidungstabellen, Zuordnungs-aufgaben) werden empirisch unter einer experimentellen Kontextbedingung in einer computerbasierten Entwicklungsstudie für (junge) Erwachsene und Studierende untersucht (Artikel 3). Demgegenüber steht die Verwendung auch von offenen Formaten (Kurz- und Langantworten) für (hoch)kompetente Personen im akademisierten Kontext (Artikel 4). Kausalen Einflüssen auf die Lesefähigkeiten von Personen mit unterschiedlicher Familiensprache bzw. unterschiedlicher Sprachsozialisation im (schweizer-)deutschen Sprachraum wird abschließend Aufmerksamkeit geschenkt (Artikel 4).
Der erste Artikel widmet sich den besonderen Merkmalen unterschiedlicher Textsorten, nimmt vor dem theoretischen Hintergrund der kognitiven Anforderungen von Leseprozessen eine Einordnung und Definition ausgewählter Textsorten vor und skizziert deren Möglichkeiten und Limitationen für eine Verwendung in der Messung von Lesekompetenzen. Die konkrete Verwendung der Textsorten (literarischer Text, Sachtext, kommentierender Text, Anleitung und Werbung) in den für das Nationale Bildungspanel (NEPS; Blossfeld, Roßbach & von Maurice, 2011) entwickelten Lesekompetenztests wird im zweiten Beitrag wieder aufgegriffen.
Der zweite Artikel stellt insbesondere die Rahmenkonzeption der längsschnittlichen Kompetenzerfassung in NEPS (Weinert et al., 2011) für die Domäne Lesen dar und nimmt eine theoretische Verortung und Abgrenzung gegenüber anderen wichtigen nationalen und internationalen Large-Scale-Assessments wie PISA, IALS oder DESI vor. Für die Textsorten bedeutet dies insbesondere eine nähere Betrachtung des Merkmals kontinuierlicher versus diskontinuierlicher Text. Empirische Ergebnisse zur Dimensionalität einer Entwicklungsstudie zur Konstruktion eines validen und reliablen Lesekompetenztests für die erste Welle der Haupterhebung für Erwachsene werden diskutiert. Spezieller Fokus dieses empirischen Beitrags ist dabei die Fragestellung, ob Textsorten und kognitive Anforderungen als strukturelle Elemente der Rahmenkonzeption insofern angemessen sind, als dass beide (auch) im Erwachsenenalter erlauben, hinreichend zwischen guten und schwachen LeserInnen zu differenzieren. Basierend auf einem Vergleich eines eindimensionalen und zwei unterschiedlichen mehrdimensionalen Modellen wird der Frage nachgegangen, ob Textsorten und/oder kognitive Anforderungen der Items separate Dimensionen der Lesekompetenz ausmachen oder die im NEPS gemessene Lesekompetenz – wie intendiert – als eindimensionales Fähigkeitskonstrukt aufgefasst werden kann.
Im dritten Artikel stehen veränderte Kontextbedingungen von Lesekompetenztests im Mittelpunkt. Es wird in einer weiteren Entwicklungsstudie der NEPS-Forschergruppe Bamberg unter anderem eine experimentelle Bedingung eingesetzt, in welcher den Zielpersonen nicht erlaubt wird, wie in der Kontrollbedingung und sonstigen Lesekompetenztests, zu den bereits gelesenen Texten zurückzublättern (Gehrer, Wolter, Koller & Artelt, in Vorbereitung). Innerhalb dieser Studie wird der Fragestellung nachgegangen, ob und wenn ja, welche Aufgaben- und Textmerkmale auf eine Schwierigkeitsveränderung unter der beschriebenen Kontextbedingung Einfluss nehmen.
Es kann das Aufgabenformat als beeinflussender Faktor identifiziert werden. Insbesondere das kognitiv anspruchsvolle Format der Zuordnungsaufgabe, bei der Überschriften zu Passagen des Textes zugeordnet werden müssen, erweist sich als Einflussfaktor für Schwierigkeit (Artikel 3).
Im vierten Artikel im Rahmen der Forschergruppe um den schweizerischen EVAMAR II- Erstsprachetest für MaturandInnen (Eberle et al., 2008) wird die Fragestellung untersucht, ob die Sozialisation in unterschiedlichen deutschsprachigen Familiensprachen (Dialekt versus Standarddeutsch) einen Einfluss auf das spätere Abschneiden in einem sprachlichen Kompetenztest hat. Es erweist sich, dass die Performanz in unterschiedlichen Sprachgruppen nicht signifikant voneinander abweicht. Der muttersprachliche Dialekt im Schweizerdeutschen scheint sich unter Kontrolle des sozioökonomischen Status weder hinderlich noch förderlich auf die späteren Sprachleistungen im voruniversitären Bereich auszuwirken. Der Ansatz wird diskutiert vor dem Hintergrund der sprachwissenschaftlichen Plurizentrik-Debatte für den deutschsprachigen Sprachraum (z. B. Ammon, 1995).
GND Keywords: ;
Lesekompetenz
Testkonstruktion
Keywords: ; ; ;
Lesekompetenz
Large-Scale-Assessments
Textsorten
Itemschwierigkeit
DDC Classification:
RVK Classification:
Type:
Doctoralthesis
Activation date:
March 22, 2017
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/41708