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Die Messung schmerzbezogener attentionaler Verarbeitung mittels ereigniskorrelierter Hirnpotentiale
Dittmar, Oliver (2016): Die Messung schmerzbezogener attentionaler Verarbeitung mittels ereigniskorrelierter Hirnpotentiale, Bamberg: opus.
Faculty/Chair:
Author:
Publisher Information:
Year of publication:
2016
Pages:
Supervisor:
Language:
German
Remark:
Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Dissertation, 2016
Licence:
Abstract:
Die attentionale Verarbeitung von Schmerzreizen wird als ein das Schmerzerleben beeinflussender psychologischer Faktor angesehen und kann mittels Fragebogenmaßen und Verhaltenstests aber auch mit physiologischen Maßen wie ereigniskorrelierten Hirnpotentialen (EKPs) erfasst werden. EKPs stellen einen geeigneten Indikator für Aufmerksamkeitsprozesse dar, da hiermit der Informationsverarbeitung zugrunde liegende zentralnervöse Aktivierungsmuster mit einer sehr hohen zeitlichen Auflösung abgebildet werden können. Sowohl in den Verhaltenstest als auch in den Paradigmen mit EKP-Messungen werden als experimentelle Stimuli keine tatsächlichen Schmerzreize sondern lediglich schmerzrepräsentierende Symbole wie Schmerzwörter oder Schmerzgesichter eingesetzt. Begründet werden kann dies damit, dass deutliche Veränderungen in der Aufmerksamkeitslenkung auf an sich unbedrohliche Schmerzsymbole als Hinweise für eine dysfunktionale Schmerzverarbeitung angesehen werden können.
Im Rahmen der vorliegenden, publikationsbasierten Dissertation sollten verschiedene Einflussfaktoren auf die attentionale Schmerzverarbeitung wie das verwendete Stimulusmaterial (Schmerzgesichter, Schmerzwörter), personenbezogene Merkmale (selbstberichtete Schmerzvigilanz) und situationsbezogene Merkmale (bedrohlicher Kontext) in Primary Task Paradigmen mit EKP-Messungen untersucht werden. In Primary Task Paradigmen bezieht sich die Aufgabeninstruktion auf eine mit der Verarbeitung schmerzbezogener oder anderer emotionaler Reize nicht zusammenhängende „neutrale“ Aufgabe. Dadurch kann in diesen Paradigmen die Aufmerksamkeitslenkung auf Reize mit erhöhter Salienz, wie bspw. schmerzbezogene Reize, gemessen werden. Weiterhin wurde eine mögliche Gruppierung verschiedener Variablen der emotionalen und kognitiven Schmerzverarbeitung untersucht. Es zeigte sich, dass keine verstärkte Verarbeitung für Schmerzgesichter vorliegt. Zudem konnte auch bei einer Variation von mit der Schmerzverarbeitung zusammenhängenden personenbezogenen und/oder situationsbezogenen Variablen keine verstärkte Verarbeitung von Schmerzreizen beobachtet werden. Personen mit hoher selbstberichteter Schmerzvigilanz verarbeiteten jedoch alle emotionalen, potentiell bedrohlichen Reize verstärkt; dies zeigte sich für frühe als auch für späte EKP-Komponenten. Gegenüber Schmerzgesichtern erwies sich die Verwendung von Schmerzwörtern als erfolgreicher: Schmerzwörter bewirkten in einer lexikalischen Entscheidungsaufgabe erhöhte EKPs. Damit konnten bisherige Befunde für die Verarbeitung von Schmerzwörtern repliziert werden. Für eine Unterteilung in eine explizite (Fragebogen) und implizite Dimension (Verhaltenstests und EKP-Messungen) der schmerzbezogenen Informationsverarbeitung konnte keine Evidenz erbracht werden. Aus den hier berichteten Daten ergibt sich demnach, dass für die Messung schmerzbezogener attentionaler Verarbeitung eine sorgfältige Auswahl des Stimulusmaterials und der eingesetzten experimentellen Paradigmen nötig ist. Für die Bestimmung einer verstärkten attentionalen Schmerzverarbeitung war keine Generalisierung des Stimulusmaterials möglich: Schmerzgesichter in Form von monochromen Standbildern stellen unter Umständen keine ausreichend salienten Reize dar, um in konkurrierenden Reizsituationen verstärkt verarbeitet zu werden. Da hoch-schmerzvigilante Personen eine insgesamt verstärkte Verarbeitung aller emotionalen Reize zeigten, kann das Personenmerkmal Schmerzvigilanz mit einer veränderten emotionsbezogenen Informationsverarbeitung in Verbindung gebracht werden. Für die Untersuchung des Einflusses situationsbezogener Faktoren auf die Schmerzverarbeitung bedarf es weiterer Untersuchungen. Weiterhin ist hinsichtlich unterschiedlicher Variablen der schmerzbezogenen Informationsverarbeitung ein multimethodales Vorgehen zu empfehlen.
Im Rahmen der vorliegenden, publikationsbasierten Dissertation sollten verschiedene Einflussfaktoren auf die attentionale Schmerzverarbeitung wie das verwendete Stimulusmaterial (Schmerzgesichter, Schmerzwörter), personenbezogene Merkmale (selbstberichtete Schmerzvigilanz) und situationsbezogene Merkmale (bedrohlicher Kontext) in Primary Task Paradigmen mit EKP-Messungen untersucht werden. In Primary Task Paradigmen bezieht sich die Aufgabeninstruktion auf eine mit der Verarbeitung schmerzbezogener oder anderer emotionaler Reize nicht zusammenhängende „neutrale“ Aufgabe. Dadurch kann in diesen Paradigmen die Aufmerksamkeitslenkung auf Reize mit erhöhter Salienz, wie bspw. schmerzbezogene Reize, gemessen werden. Weiterhin wurde eine mögliche Gruppierung verschiedener Variablen der emotionalen und kognitiven Schmerzverarbeitung untersucht. Es zeigte sich, dass keine verstärkte Verarbeitung für Schmerzgesichter vorliegt. Zudem konnte auch bei einer Variation von mit der Schmerzverarbeitung zusammenhängenden personenbezogenen und/oder situationsbezogenen Variablen keine verstärkte Verarbeitung von Schmerzreizen beobachtet werden. Personen mit hoher selbstberichteter Schmerzvigilanz verarbeiteten jedoch alle emotionalen, potentiell bedrohlichen Reize verstärkt; dies zeigte sich für frühe als auch für späte EKP-Komponenten. Gegenüber Schmerzgesichtern erwies sich die Verwendung von Schmerzwörtern als erfolgreicher: Schmerzwörter bewirkten in einer lexikalischen Entscheidungsaufgabe erhöhte EKPs. Damit konnten bisherige Befunde für die Verarbeitung von Schmerzwörtern repliziert werden. Für eine Unterteilung in eine explizite (Fragebogen) und implizite Dimension (Verhaltenstests und EKP-Messungen) der schmerzbezogenen Informationsverarbeitung konnte keine Evidenz erbracht werden. Aus den hier berichteten Daten ergibt sich demnach, dass für die Messung schmerzbezogener attentionaler Verarbeitung eine sorgfältige Auswahl des Stimulusmaterials und der eingesetzten experimentellen Paradigmen nötig ist. Für die Bestimmung einer verstärkten attentionalen Schmerzverarbeitung war keine Generalisierung des Stimulusmaterials möglich: Schmerzgesichter in Form von monochromen Standbildern stellen unter Umständen keine ausreichend salienten Reize dar, um in konkurrierenden Reizsituationen verstärkt verarbeitet zu werden. Da hoch-schmerzvigilante Personen eine insgesamt verstärkte Verarbeitung aller emotionalen Reize zeigten, kann das Personenmerkmal Schmerzvigilanz mit einer veränderten emotionsbezogenen Informationsverarbeitung in Verbindung gebracht werden. Für die Untersuchung des Einflusses situationsbezogener Faktoren auf die Schmerzverarbeitung bedarf es weiterer Untersuchungen. Weiterhin ist hinsichtlich unterschiedlicher Variablen der schmerzbezogenen Informationsverarbeitung ein multimethodales Vorgehen zu empfehlen.
GND Keywords: ; ; ; ; ; ; ;
Schmerzreiz
Schmerzschwelle
Aufmerksamkeit
Physiologische Psychologie
Schmerz
Situativer Kontext
Neurophysiologie
Neuropsychologie
DDC Classification:
Type:
Doctoralthesis
Activation date:
August 16, 2016
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/40279