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Die Mandäer Irans : kulturelle und religiöse Identität einer Minderheit im Wandel
Rota-Nik Nafs, Caroline (2012): Die Mandäer Irans : kulturelle und religiöse Identität einer Minderheit im Wandel, Bamberg: opus.
Author:
Publisher Information:
Year of publication:
2012
Pages:
Supervisor: ;
Lukas, Helmut
Language:
German
Remark:
Bamberg, Univ., Diss., 2011
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Abstract:
Die Mänder Irans. Kulturelle und religiöse Identität einer Minderheit im Wandel Im vorliegenden Werk geht es um die kulturelle und religiöse Identität der iranischen Mandäer, einer vorislamischen religiösen Minderheit, die im Südwesten Irans angesiedelt ist und heute ca. 6000 Menschen umfasst. Grundlage der Forschung sind 50 qualitative Interviews, die in Wien (auf der Durchreise der Flüchtlinge in die USA) und in Iran von 2007-2009 vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Situation in Iran und der damit verbundenen vermehrten Emigration der Mandäer aus Iran in die USA wurden durchgeführt wurden. Der Mandaismus ist eine vorchristliche Religion, die Gemeinsamkeiten mit Zoroastrismus, Judentum und Christentum aufweist und im heutigen Israel/Palästina vor mindestens 2000 Jahren entstanden ist. Der Glaube ist von einem stark dualistisch gefärbten Monotheismus, strengen Reinheitsvorschriften, komplexer Mythologie und der Ablehnung von Askese geprägt. Das zentrale Ritual der endogamen Gemeinschaft ist daher die Flusstaufe, die jederzeit stattfinden kann und der Sündenvergebung dient. Die Mandäer leben prinzipiell endogam und monogam, lehnen die Missionierung Andersgläubiger und jedweden Einsatz von Gewalt grundsätzlich ab. Familie und Kinderreichtum sind die wichtigsten moralischen Gebote der mandäische Lehre. Die Kultstätte der Mandäer ist das sogenannte mandi, eine unscheinbare Lehmhütte, die lediglich dem Zweck der Versammlung und der Taufe in umgeleitetem Flusswasser dient, ansonsten aber keine religiöse Bedeutung hat. Mandäer leben heute in Iran, im Irak und in einer wachsenden Diaspora in Australien, Europa und den USA und zählen etwa 60.000 Gläubige weltweit. Nach der Einführung in die Eckdaten mandäischer Religion und mandäisch-iranischer Geschichte beschäftigt sich das 2. Kapitel mit den Rahmenbedingungen mandäischen Lebens in Iran, die von der politischen Situation und dem Minderheitendasein der Mandäer wesentlich definiert werden. Die berufliche und Bildungssituation der mandäischen Gemeinde werden erläutert und es wird auf Entwicklungen der letzten Jahre hingewiesen. Es wird auch dargestellt, welchen Status die Mandäer als religiöse Minderheit in Iran haben, wobei sowohl die rechtlichen Voraussetzungen als auch die gesellschaftlichen Bedingungen beschrieben werden. Mandäische Institutionen, die Selbstorganisation der Gemeinde und grundlegende Tendenzen des komplexen Verhältnisses zwischen iranischem Staat und mandäischer Gemeinde und die Konsequenzen für die Situation der Mandäer in Iran wurden analysiert. Dabei wird gefragt, ob die mandäische Gemeinde die Islamische Revolution als einen Einschnitt wahrnahm und inwiefern diese ihre Lebenssituation und das Verhältnis zur muslimischen Mehrheitsgesellschaft verändert hat. Das Verhältnis zwischen Muslimen und Mandäern wird beleuchtet, und die Frage gestellt, welche Entwicklungen dieses Verhältnis durchlaufen hat, von welchen Faktoren es bestimmt ist und wie es sich aus mandäischer Perspektive gestaltet. Im Hauptteil der Arbeit Religion und Identität wird der Frage nachgegangen, welche Rolle und Bedeutung Religion im Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft hat, und welche Veränderungen die Mandäer selbst in diesem Kontext beobachten. Die Beziehung des Einzelnen zu seiner Religion, die hierarchische Struktur der Gemeinde, die religiöse Praxis und die identitätsstiftende Rolle von Ritual und Isolation und wichtige Debatten innerhalb der Gemeinde werden vorgestellt: Wie verstehen sich die Mandäer selbst als religiöse und ethnische Minderheit? Was zeichnet sie ihrer Meinung nach aus? Welche religiösen Vorstellungen spielen für die Gestaltung ihres Lebens eine Rolle? Welchen religiösen Geboten und Verboten messen sie die größte Bedeutung bei? An welchen religiösen Festen und Ritualen halten sie fest? Was hat die kleine mandäische Gemeinde über die Jahrhunderte allen Widrigkeiten zum Trotz zusammengeschweißt? Welches Wissen und Vorstellungen über mandäische Geschichte und Religion sind vorhanden? Welche Rolle spielen die mandäischen Priester bei der Gestaltung des religiösen und sozialen Gemeinschaftslebens? Warum ist Konversion zum Mandaismus verboten? Wie stehen sie dazu? Welche historischen oder religiösen Gründe gibt es nach mandäischer Vorstellung für die endogame Lebensweise? Welche Themen sind Gegenstand eines innermandäischen Diskurses und mit welchen Argumenten und von welchen Akteuren wird er geführt? Die zentrale Frage des letzten Kapitels ist die nach den Ursachen und (möglichen) Konsequenzen der Migration, also welche Perspektive die Mandäer auf die Migration ihrer Gemeinde haben, und welche Konsequenzen für Gemeinschaft und Identität sie erwarten. Was hat sie dazu bewogen, den Iran zu verlassen? Welche Maßnahmen würden die Lebenssituation der Mandäer in Iran verbessern? Von welchen Gefühlen ist die Zeit in Wien, „auf der Brücke“ zwischen der schwierigen Situation in Iran und der ungewissen Zukunft in den USA, geprägt? Wie stehen sie zu der von einigen Mandäern erträumten „Kollektivauswanderung“ in ein christlich geprägtes Land, wie sie Missionare im 16. und 17. Jahrhundert planten? Welche persönlichen Pläne haben sie für das Leben in den USA? Wie sehen sie die Zukunft ihrer Gemeinschaft und Kultur in Iran und der Diaspora? „Für die Mandäer selbst entsteht ein faszinierendes Kaleidoskop ihrer Überzeugungen, ihrer sozialen Kohärenz und Identitätskonstruktionen. Die behandelten Themen und in Interviews erfragten Auskünfte betreffen alle Felder, die aus der religiösen Zugehörigkeit heraus spezifisch sind – und dies sind in dem religiös definierten politischen System so gut wie alle Bereiche des individuellen, sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Lebens: die Berufs- und Bildungssituation, Verwandtschaftsverhältnisse, Heiratsverhalten, Erziehung, religiöse Gebote und Rituale, Ethnizität und Sprache.“ (Priv. Doz. Dr. Roxane Haag-Higuchi, Akademische Direktorin des Instituts für Iranistik, Otto-Friedrich-Universität Bamberg)
GND Keywords: ; ; ;
Iran
Mandäer
Kulturelle Identität
Religiöse Identität
Keywords: ; ; ; ;
Mandäer
Gnosis
Sabäer
Minorities/Iran
Mandaeism
DDC Classification:
Type:
Doctoralthesis
Activation date:
January 11, 2013
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/360