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Warum immer Tourismus? : isomorphe Strategien in der Regionalentwicklung
Lehmeier, Holger (2015): Warum immer Tourismus? : isomorphe Strategien in der Regionalentwicklung, Bamberg: University of Bamberg Press, doi: 10.20378/irb-2973.
Author:
Corporate Body:
Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Institut für Geographie
Publisher Information:
Year of publication:
2015
Pages:
ISBN:
978-3-86309-306-8
978-3-86309-307-5
Series ; Volume:
Supervisor:
Source/Other editions:
Parallel erschienen als Druckausg. in der University of Bamberg Press, 2015 (21,50 EUR)
Year of first publication:
2014
Language:
German
Remark:
Zugl.: Bamberg, Univ., Diss., 2014
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DOI:
Licence:
Abstract:
Tourismus gilt als große Hoffnung für strukturschwache Regionen und ist daher in vielen Fällen ein wichtiger Teil von Strategien zu ihrer Entwicklung. Auch und insbesondere in projektbasierten Initiativen zur endogenen Regionalentwicklung, die ihre Entwicklungsstrategien unter Einbeziehung verschiedener Akteure aus der Region erstellen, nehmen touristische Projekte eine Schlüsselposition ein. Am Beispiel regionaler Entwicklungsstrategien in insgesamt 84 Regionen in Bayern, die über die Programme Regionalmanagement und LEADER gefördert wurden, hinterfragt die vorliegende Studie die Gründe für das starke Gewicht des Themas Tourismus in der endogenen Regionalentwicklung.
Dazu findet der Ansatz der institutionellen Isomorphie nach DIMAGGIO und POWELL (1983) Anwendung und wird auf die Kongruenz der vielen regionalen Entwicklungsstrategien und die nahezu überall feststellbare Beliebtheit touristischer Projekte übertragen. Mithilfe qualitativ-empirischer Methodik, die unter anderen 24 intensive, leitfadengestütze Interviews beinhaltet, konnten insgesamt vier übergeordnete Dimensionen isomorpher Strategieentwicklungen herausgearbeitet werden.
Erstens ist die bedeutende Funktion spezialisierter und professionell agierender Akteure sowohl bei der Erstellung von Entwicklungs- und Handlungskonzepten als auch in der operativen Umsetzung regionaler Entwicklungsprozesse zu beachten. Durch ähnliche Ausbildungshintergründe, formelle wie auch informelle Vernetzung und kontinuierlichen Informationsaustausch entsteht ein diffuses Informationsrauschen (‚Buzz‘) und schließlich eine durch gemeinsame Werte und Einschätzungen geprägte ‚Community of Practice‘. Zu den darin geteilten Normen gehört die Überzeugung, dass Tourismus ein sinnvolles und geeignetes Themenfeld in der Regionalentwicklung ist.
Zweitens hängt die Wahl touristischer Themen von äußeren Einflüssen ab. Übergeordnete Instanzen, wie die Förderprogramme selbst und die mit Mittelausschüttung und Erfolgskontrolle befassten Ministerien, greifen zwar nicht in direkter Form in die Entscheidungsprozesse ein. In indirekter Form führen aber im Feld präsente und von außen überwachte Normen guter Regionalentwicklung (Querschnittsorientierung, Vernetzungsgedanke) zur verstärkten Aufnahme touristischer Projekte. Schwierigkeiten, stark querschnittsbezogene und wenig auf Wettbewerb ausgerichtete Tourismusprojekte durch alternative Programmen zu finanzieren, tragen ebenfalls indirekt zu einer Häufung derartiger Projekte in LEADER und Regionalmanagement bei.
Drittens können (entscheidungs-)mächtige Akteure innerhalb der Regionen, insbesondere Regionalpolitiker, Einfluss auf die Strategiewahl ausüben. Tourismusprojekte gelten bei vielen dieser Akteure als besonders unterstützenswert, da sie mit positiven Emotionen verbunden sind und rasche Erfolge erwartet werden. Viele der operativ tätigen Akteure im Feld schätzen das Themenfeld im Gegensatz hierzu als schwer erfolgreich zu bearbeiten ein. Dennoch nutzen sie bisweilen die allgemeine Beliebtheit des Labels Tourismus, um mehrfach zuordenbare Maßnahmen gezielt als Tourismusprojekte auszuweisen und so die Bereitschaft zu deren Finanzierung zu erhöhen.
Viertens führt das als kaum hinterfragbare Norm wirkende Best-Practice-Prinzip zu mimetischem Verhalten. Aufgrund arbeitsökonomischer Überlegungen darf (und soll) es zur Übernahme erfolgreicher Ideen aus anderen Regionen kommen. Wettbewerbe und Best-Practice-Kataloge sorgen für die Verbreitung nachahmenswerter Projekte. Tourismusprojekte machen einen auffallend großen Teil der hierbei kommunizierten Beispiele aus, wodurch ihr Charakter als überall anzutreffender und selbstverständlicher Bestandteil regionaler Entwicklung bestätigt und vertieft wird.
Über alle vier Dimensionen hinweg zeigt sich, dass die große Popularität des Themas Tourismus mit einer Reihe subjektiver Einschätzungen zusammenhängt. Diese Faktoren sind für die Entscheidungspraktiken in der Regionalentwicklung mindestens ebenso wichtig wie tat-sächlich messbare Auswirkungen touristischer Strukturen und Aktivitäten. Denn oft wird aus Gründen der inneren Überzeugung auf Tourismus gesetzt, aus emotionaler Verbundenheit, aus strategischem Kalkül oder schlicht weil bestimmte Tourismusprojekte für die entscheidenden Akteure ein selbstverständlicher und nicht weiter zu hinterfragender Teil guter Regionalentwicklung sind.
Dazu findet der Ansatz der institutionellen Isomorphie nach DIMAGGIO und POWELL (1983) Anwendung und wird auf die Kongruenz der vielen regionalen Entwicklungsstrategien und die nahezu überall feststellbare Beliebtheit touristischer Projekte übertragen. Mithilfe qualitativ-empirischer Methodik, die unter anderen 24 intensive, leitfadengestütze Interviews beinhaltet, konnten insgesamt vier übergeordnete Dimensionen isomorpher Strategieentwicklungen herausgearbeitet werden.
Erstens ist die bedeutende Funktion spezialisierter und professionell agierender Akteure sowohl bei der Erstellung von Entwicklungs- und Handlungskonzepten als auch in der operativen Umsetzung regionaler Entwicklungsprozesse zu beachten. Durch ähnliche Ausbildungshintergründe, formelle wie auch informelle Vernetzung und kontinuierlichen Informationsaustausch entsteht ein diffuses Informationsrauschen (‚Buzz‘) und schließlich eine durch gemeinsame Werte und Einschätzungen geprägte ‚Community of Practice‘. Zu den darin geteilten Normen gehört die Überzeugung, dass Tourismus ein sinnvolles und geeignetes Themenfeld in der Regionalentwicklung ist.
Zweitens hängt die Wahl touristischer Themen von äußeren Einflüssen ab. Übergeordnete Instanzen, wie die Förderprogramme selbst und die mit Mittelausschüttung und Erfolgskontrolle befassten Ministerien, greifen zwar nicht in direkter Form in die Entscheidungsprozesse ein. In indirekter Form führen aber im Feld präsente und von außen überwachte Normen guter Regionalentwicklung (Querschnittsorientierung, Vernetzungsgedanke) zur verstärkten Aufnahme touristischer Projekte. Schwierigkeiten, stark querschnittsbezogene und wenig auf Wettbewerb ausgerichtete Tourismusprojekte durch alternative Programmen zu finanzieren, tragen ebenfalls indirekt zu einer Häufung derartiger Projekte in LEADER und Regionalmanagement bei.
Drittens können (entscheidungs-)mächtige Akteure innerhalb der Regionen, insbesondere Regionalpolitiker, Einfluss auf die Strategiewahl ausüben. Tourismusprojekte gelten bei vielen dieser Akteure als besonders unterstützenswert, da sie mit positiven Emotionen verbunden sind und rasche Erfolge erwartet werden. Viele der operativ tätigen Akteure im Feld schätzen das Themenfeld im Gegensatz hierzu als schwer erfolgreich zu bearbeiten ein. Dennoch nutzen sie bisweilen die allgemeine Beliebtheit des Labels Tourismus, um mehrfach zuordenbare Maßnahmen gezielt als Tourismusprojekte auszuweisen und so die Bereitschaft zu deren Finanzierung zu erhöhen.
Viertens führt das als kaum hinterfragbare Norm wirkende Best-Practice-Prinzip zu mimetischem Verhalten. Aufgrund arbeitsökonomischer Überlegungen darf (und soll) es zur Übernahme erfolgreicher Ideen aus anderen Regionen kommen. Wettbewerbe und Best-Practice-Kataloge sorgen für die Verbreitung nachahmenswerter Projekte. Tourismusprojekte machen einen auffallend großen Teil der hierbei kommunizierten Beispiele aus, wodurch ihr Charakter als überall anzutreffender und selbstverständlicher Bestandteil regionaler Entwicklung bestätigt und vertieft wird.
Über alle vier Dimensionen hinweg zeigt sich, dass die große Popularität des Themas Tourismus mit einer Reihe subjektiver Einschätzungen zusammenhängt. Diese Faktoren sind für die Entscheidungspraktiken in der Regionalentwicklung mindestens ebenso wichtig wie tat-sächlich messbare Auswirkungen touristischer Strukturen und Aktivitäten. Denn oft wird aus Gründen der inneren Überzeugung auf Tourismus gesetzt, aus emotionaler Verbundenheit, aus strategischem Kalkül oder schlicht weil bestimmte Tourismusprojekte für die entscheidenden Akteure ein selbstverständlicher und nicht weiter zu hinterfragender Teil guter Regionalentwicklung sind.
GND Keywords: ; ;
Bayern
Tourismus
Regionalentwicklung
Keywords: ; ;
Tourismus
Regionalentwicklung
Isomorphie
DDC Classification:
RVK Classification:
Type:
Doctoralthesis
Activation date:
May 21, 2015
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/2973