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Der große Pylon des Horus-Tempels von Edfu : eine bauforscherische Untersuchung
Fauerbach, Ulrike (2009): Der große Pylon des Horus-Tempels von Edfu : eine bauforscherische Untersuchung, Bamberg: opus.
Faculty/Chair:
Author:
Alternative Title:
The great Pylon of the Horus Temple in Edfu. Building Archaeology
Volume Number/Title:
1. Text. - 323 S.
2. Tafelband. - 87, 79, 7 Bl. : Ill., Kt.
Publisher Information:
Year of publication:
2009
Supervisor: ;
Koenigs, Wolf
Year of first publication:
2005
Language:
German
Remark:
Bamberg, Univ., Diss., 2005; Für die Online-Ausgabe 2 Bände zu einer Datei zusammengefasst
Licence:
Abstract:
Der große Pylon von Edfu (ca. 110 v. Chr.) ist eines der letzten Meisterwerke der altägyptischen Architektur. Ägyptische Pylone wurden als monumentale Torbauten vom 15. Jh. v. Chr. bis in das 1. Jh. n. Chr. vor Tempeln und Gräbern errichtet. Sie bestehen aus zwei geböschten Türmen auf rechteckigem Grundriss, die ein Portal einrahmen. In Edfu steht als Teil des Horus-Tempels (237–57 v. Chr.) eines der jüngsten und größten Beispiele, hinter dessen massiv wirkender Fassade sich eine komplizierte Abfolge von Treppen und Innenräumen verbirgt, Ergebnis einer Entwicklung in der Pylonarchitektur von annähernd massiven Konstruktionen hin zu richtigen Gebäuden. Vergleiche mit älteren und zeitgleichen Beispielen ergaben, dass Pylone nach gewissen Standards entworfen wurden. So lag das Breiten-Höhen-Verhältnis der Bauten während des Neuen Reiches bei 2,5 zu 1, in der griechisch-römischen Epoche jedoch bei 2,1 zu 1. Vertikale Akzente setzten Flaggenmasten, die noch vor einigen der jüngsten Beispiele errichtet wurden. In Edfu war die Aufstellung von vier Flaggenmasten von ca. 40 m Höhe geplant, wurde aber vermutlich nie realisiert. Die 36 Innenräume des Pylons wurden lediglich zu Lagerzwecken genutzt, wobei die Nutzung Folge der Architektur war, nicht Initiator. Die Treppenhäuser in den beiden Türmen erschlossen Innenräume auf acht Geschossen und acht Zwischengeschossen. Treppen und Räume wurden durch 62 Lichtschlitze belichtet und belüftet und waren durch insgesamt 41 Türen verschließbar. Aus dem Fundament des Westturms wurden zwei Krypten mit Geheimtüren ausgespart. Diese Struktur war von außen kaum erkennbar, da die Lichtschlitze vermutlich mit stoffbespannten Holzrahmen verschlossen waren, deren Bemalung die ansonsten fehlenden Reliefs ergänzte. Der Pylon fungierte darüber hinaus als Ritualbühne. Das Dach der Pylonbrücke zwischen den Pylontürmen war das ‚Erscheinungsfenster’ der Gottheit, das einigen Baubefunden zufolge zum Vorplatz hin orientiert war. Rituale können auch auf den heute zerstörten Turmdächern stattgefunden haben; bezeugt sind sie für die Kolonnadendächer, die nur vom Pylon aus zugänglich waren. Hier ließ sich eine Planänderung nachweisen: Die beiden seitlichen Kolonnaden des Hofes mit je zwölf Säulen wurden durch zwei viersäulige Reihen im Süden ergänzt, vermutlich um Prozessionen in ostwestlicher Richtung abhalten zu können. Die Höhe und komplexe Struktur des Gebäudes potenzierten die Schwierigkeiten bei Planung und Ausführung. Diese Umstände und die Tatsache, dass die Innenwände nicht dekoriert wurden, ermöglichen einige interessante Beobachtungen zur Bautechnik. Die erforderlichen 16 000 m3 wurden aus den Steinbrüchen von Gebel es-Silsileh in regelmäßigen Blöcken gebrochen, welche von den Steinbrucharbeitern mit ihren persönlichen Zeichen markiert wurden. Deren Verteilung im Gebäude deutet auf eine gleichzeitige Errichtung beider Türme. Bemerkenswerterweise wurden die Lasten nicht mit einem Kran, sondern mithilfe von Rampen und Hilfsmauern aus Lehmziegeln transportiert, welche die beiden Türme auf allen Seiten umschlossen. Dies erforderte nicht nur große Materialmengen, sondern beeinflusste auch die Bauabfolge insbesondere der Brücke. Dieses Bauteil wurde entweder zeitweilig mit dem Gewicht der Hilfsmauern belastet oder nachträglich zwischen die bereits errichteten Türme eingesetzt. Dass die Brücke bereits einmal vorher zusammengesetzt wurde, beweisen Versatzmarken in demotischer Schrift auf einigen der Blöcke. Diese Blöcke, deren schwerster über 50 Tonnen wiegt, überspannen den Eingang in fünf horizontalen Schichten, die durch Hohlfugen voneinander getrennt sind. Diese Technik löst eines der zentralen Probleme der Pylonbrücken, von denen die wenigsten die Zeiten überdauert haben. Die Brücke von Edfu erlitt bereits während der Bauarbeiten einen Defekt, der mithilfe der verfügbaren Technik sehr aufwändig zu reparieren war. Das Portal des Pylons war über 14 m hoch und ist das erste technisch detailliert untersuchte Monumentalportal Ägyptens. Hier wurden die größten Tore der Antike errichtet, deren Konstruktion sich von der gewöhnlicher Türen nicht unterschied. Wie zu dieser Zeit Architekturdetails geplant wurden, lässt sich in Edfu anhand einiger Werkzeichnungen studieren. Sie geben die Maße beispielsweise der Hohlkehle und einiger Kapitelle des Hofes an, im letztgenannten Fall in maßstäblicher Verkleinerung, was hier zum ersten Mal für Altägypten nachgewiesen werden konnte. Die Untersuchung eines technisch aufwändigen Gebäudes aus einer Epoche, in der Ägypten zahlreichen äußeren Einflüssen unterlag, ermöglichte u. a. interessante Erkenntnisse zum Wissenstransfer. Der Einfluss griechischer Bautechnik auf die oberägyptischen Tempelbaustellen war überraschend gering. Einen anderen Eindruck erweckt der Pylon von Taposiris Magna (um 260 v. Chr.) westlich von Alexandria, der vermutlich wichtige Impulse für die Entwicklung seines Bautyps gab und einige Merkmale griechischer Bautechnik zeigt.
The Great Pylon of Edfu (ca. 110 BC) is one of the last masterpieces of ancient Egyptian architecture. Egyptian pylons were built as monumental gateways of temples and tombs from the 15th cent. BC until the 1st cent. AD. They consisted of two battered towers with a rectangular ground plan framing the entrance. In Edfu stands one of the last and largest examples, highlighting the temple of Horus (237–57 BC). Behind its traditionally massive looking façade lies a sophisticated composition of stairways and rooms, the result of a development in pylon architecture from almost solid structures towards real buildings from the 4th century onwards. Comparisons with older and contemporary examples revealed that certain standards existed in pylon design. The breadth-height ratio of pylons was 2.5 to 1 during the New Kingdom but 2.1 to 1 in the Greco-roman era. The buildings were vertically accentuated with flagpoles, even at some of the youngest examples. In Edfu, four masts of ca. 40 m in height were intended but probably never erected. The thirty-six inner rooms of the Edfu pylon were used merely for storage, the use being the result rather than the cause of the design. The stairways in each tower led to eight floors as well as eight mezzanine floors, illuminated and ventilated by sixty-two slot-like windows. Each room or stairway could be closed by one of the forty-one doors. The foundation of the western tower contains two crypts with secret doors. Very little of this is apparent to an outside viewer. The windows were probably sealed by fabric covered frames, completing the otherwise missing parts of decoration. The Edfu pylon was also a ritual stage. The roof of the bridge between the two towers was the god’s “window of appearance”, orientated, as some architectural features show, towards the fore court. Rituals may also have taken place on the partly destroyed roofs of the towers as well as on the roof of the colonnades behind the pylon, which could be reached through the pylon only. Here a change of design can be observed. The two colonnades on the eastern and western side of the court with twelve columns each were completed by two four-column colonnades on the southern side, probably in order to allow processions in an east-westerly direction. The height and complexity of the building multiplied the difficulties of planning and construction. This and its undecorated inner walls allow some interesting observations on building technique. The necessary 16 000 m3 of sandstone were brought from the quarries of Gebel el-Silsila in regular blocks, marked by the quarrymen with their individual signs. The pattern of their occurrence strongly suggests a simultaneous erection of both towers. Rather surprisingly, no crane was used on the construction site. Building materials were transported on ramps and massive mud brick scaffoldings, which surrounded the towers on all sides. This required not only a huge amount of mud brick but affected the construction in many ways, particularly that of the bridge. This element was either burdened temporarily with the mud brick scaffolding or set in later between the already erected towers. A pre-erection assembly of the bridge – probably somewhere on the ground – could be proven by demotic control marks on some of its blocks. These blocks, the largest of which weighs fifty tons, span the entrance in five horizontal layers and are divided by broad bedding joints, releasing the blocks from the weight of those above. This design solves the technical problems of pylon bridges in general, which were far less stable than the towers between they were built. The bridge of the Edfu pylon also suffered damage during construction, the repair of which was most demanding with the available technique. The gate between the two towers was over fourteen meters high and is the first monumental door in Egypt which was studied in technical detail. Here, the largest doors of antiquity were erected, surprisingly by using the same design as for regular-sized doors. The method of detailed architectural planning can be observed here exceptionally well due to several construction drawings in the pylon and on the roof of the western colonnade, giving measurements e.g. for the cornice and some column-capitals. The latter were depicted in reduced scale, a method proven in Egypt for the first time. Studying a technically demanding building from a period during which Egypt was strongly influenced by another culture has been fruitful in insights into transfer and adoption of knowledge. The influence of Greek building technology on Upper Egyptian temple construction sites seems to have been surprisingly weak. An exception can be found, however, in the Temple of Taposiris Magna (ca. 260 BC), to the west of Alexandria, which was probably the gateway for innovation in pylon architecture and shows some traces of Greek building technique.
GND Keywords: ; ;
Horustempel Idfu (Idfu)
Bauforschung
Architektur
Keywords: ; ; ; ; ; ;
Pylon , Ägypten , Architektur , Bautechnik
pylon
Pylon
Ägypten
Architektur
Bautechnik
pylon
DDC Classification:
RVK Classification:
Type:
Doctoralthesis
Activation date:
December 23, 2009
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/230