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Dokumentation des jüdischen Friedhofs Reckendorf : Geschichte - Begräbniskultur - Bestand
Grom, Nicole (2013): Dokumentation des jüdischen Friedhofs Reckendorf : Geschichte - Begräbniskultur - Bestand, Bamberg: opus.
Author:
Volume Number/Title:
1. Textteil. - 488, LIV S. : Ill., Kt.
2. Inventarteil. - 594, XXXII S. : Kt.
3. Beilage: 1 CDROM: Fotografien der Grabsteine
Publisher Information:
Year of publication:
2013
Supervisor:
Year of first publication:
2012
Language:
German
Remark:
Bamberg, Univ., Diss., 2012
Licence:
Abstract:
Die Dissertation “Dokumentation des jüdischen Friedhofs Reckendorf. Geschichte – Begräbniskultur – Bestand”, die sich in einen Textteil (Band I) und einen Inventarteil (Band II) ausgliedert, nähert sich dem nördlich von Bamberg gelegenen jüdischen Friedhof Reckendorf von vielfältigen Seiten an und macht ihn so in seiner Komplexität erfahrbar. Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen thematischen Facetten des Zugangs erfolgt dabei vom Allgemeinen zum Konkreten, d.h. von einer übergeordneten historisch-topographischen über eine brauchtümliche hin zu einer präzisen Aussage zu Geschichte und Bestand des Friedhofs selbst treffenden Perspektive. Es zeigt sich im Laufe der Arbeit, daß die eine Perspektive ohne die andere unvollständig bzw. kaum aussagekräftig wäre und daß erst alle in der Gesamtschau das konstituieren, was hier als ‚Dokumentation’ im weiteren Sinne verstanden wird: die Verknüpfung der Aussagewerte des Grabsteininventars, dem der zweite Band dieser Arbeit gewidmet ist, mit einer Vielzahl außerhalb des Friedhofs selbst liegender Quellen, die letztendlich in eine Mikroanalyse des jüdischen Lebens in Reckendorf vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Nazizeit mündet und so weit über den Friedhof hinausgeht.
Der Versuch, einen jüdischen Friedhof zu erfassen, stellt einen wichtigen Baustein für das tiefere Verständnis eines kulturellen Raumes dar. Bewußtsein für die Bedeutung jüdischer Sachkultur zu entwickeln, heißt, diesen Raum sinnvoller und integrativ, d.h. ohne Ausgrenzung des auf den ersten Blick Unverständlichen oder gar noch immer Vorurteilsbehafteten, zu erfahren. Auch um dieses Bewußtsein zu befördern, war es der Verfasserin ein Anliegen, diese Dokumentation möglichst vielschichtig anzulegen. Die einzelnen Kapitel des Textteils (Band I) bieten dabei folgende Annäherungen:
Kapitel II widmet sich der historisch-topographischen Situierung des Themas. Zunächst werden die komplexen politischen Strukturen im gemischtherrschaftlichen Ort Reckendorf (‚Ganerbenschaft’) gegen Ende des Alten Reichs skizziert, was letztlich mit Blick auf das Gründungsjahr des jüdischen Friedhofs 1798 – wenige Jahre vor der Säkularisation des Hochstifts Bamberg 1803 – geschieht. Zugleich wird ein Blick auf die realen Auswirkungen dieses Herrschaftsgefüges geworfen, auf eine ‚Splittersituation’ also, die die Untertanen ein und desselben Dorfes in unterschiedliche, durch bestimmte Rechte und Pflichten definierte Lebenswirklichkeiten ausdifferenzierte. Innerhalb dieser Ausdifferenzierung und gleichzeitig abseits der für Christen gültigen Rechtsnormen standen die Juden aufgrund ihres personalrechtlichen Sonderstatus als ‚Schutzjuden’, was sich praktisch besonders drastisch in der Erhebung einer unüberschaubaren Vielzahl oft willkürlich erhobener Sondersteuern äußerte, also Züge eines Rechtsvakuums annahm. Einschneidende politische und damit die Lebensrealität der Juden grundlegend verändernde Entwicklungen zeitigte schließlich der – 1814 endgültig erfolgte – Übergang Reckendorfs an Bayern (Kap. II.1). Desweiteren wird in Fortschreibung der Studien Adelheid Waschkas die Entwicklung der jüdischen Gemeinde Reckendorf nachgezeichnet, beginnend mit der ersten Erwähnung eines Reckendorfer Juden im Jahre 1501. Die Ausführungen berühren besonders die teils forcierte Ansiedlungspolitik der einzelnen Grundherren (deren Resultat, das starke Wachstum der jüdischen Gemeinde, letztlich in die frühen, intensiven Versuche mündete, einen eigenen Begräbnisplatz zu erwerben), die Problematik der Existenz inmitten einer christlich geprägten Umwelt, die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des ‚Edikts die Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen im Königreiche Baiern betreffend’ (1813) sowie die einen Werte- bzw. Generationenkonflikt innerhalb der Kehilla bloßlegenden wirtschaftlichen und religiösen Modernisierungsbestrebungen bis hin zur Hochzeit der Gemeinde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wo sie in Hinblick auf Finanzkraft und Mitgliederzahl am stärksten war (Kap. II.2.1). Die Bedeutung der Kehilla Reckendorf über die Jahrhunderte läßt sich besonders an der Institution des um 1880 erloschenen Ortsrabbinats festmachen, die im Konnex mit der ehemals prominenten Stellung Reckendorfs innerhalb des Landesrabbinats Bamberg und mit der am Ort gepflegten religiösen Gelehrsamkeit zu sehen ist (Kap. II.2.2). Schließlich werden Niedergang und Ende der jüdischen Gemeinde beleuchtet, beginnend mit den massiven Auflösungserscheinungen infolge der vor dem Hintergrund der restriktiven Politik Bayerns betrachteten Migrationsbewegungen in die Vereinigten Staaten ab dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts; die sich nun ergebenden familiären Beziehungen nach Übersee haben auch Spuren auf dem Friedhof hinterlassen. Landflucht und der zunehmende politische Antisemitismus seit der Reichsgründung dünnten die Gemeinde zusehends aus; ihre letzten Mitglieder wurden 1942 vom Naziregime ermordet (Kap. II.2.3).
Kapitel III beschäftigt sich mit dem Komplex Sterben, Begräbnis und Friedhof im fränkischen Landjudentum, wobei die noch nachvollziehbaren Verhältnisse in Reckendorf besonders berücksichtigt werden. Da die Quellenlage es nicht ermöglicht, die konkreten Vorgänge um Tod und Beerdigung am Ort nachzuzeichnen, mußte ein überlokaler Rahmen für die Darstellung gefunden werden. Hier kamen die Genisafunde der Synagoge Reckendorf ins Spiel, deren Reichtum auch einige für den Untersuchungsgegenstand äußerst aussagekräftige, im süddeutschen Raum breit rezipierte jüdische ‚Volksbücher’ bereithält, die zunächst kurz vorgestellt werden (Kap. III.1). Einen besonders ausführlichen Einblick in den durch Brauch und Ritual intensiv besetzten Weg von schwerer Krankheit bis zur Bestattung (und darüber hinaus) bietet dabei das Sterbehandbuch Sefer ha-chajjim, das – in Anlehnung an die umfangreichen Studien Peter Kuhns zum jüdischen Friedhof Georgensgmünd – den folgenden Ausführungen zum Brauchtum in der Ausgabe Sulzbach 1779 als allgemeines, strukturgebendes ‚Grundgerüst’ dient. Die Funde belegen, daß das volksläufige Büchlein trotz seines bis zu einem gewissen Grade wohl nivellierenden Charakters gleichwohl auch als ‚lebenspraktische’ Grundlage für die Vorgänge in Reckendorf selbst von Bedeutung war. In diesen strukturellen Rahmen wurden einschlägiges Archivmaterial aus dem Unter- und Obermainkreis sowie die wenigen bekannten, jedoch wertvollen Informationen zu den Vorgängen in Reckendorf selbst eingegliedert, so daß sich Einzelfall und ‚übergeordnete’ Literaturtradition gegenseitig spiegeln und verdeutlichen (so wurde etwa die Frage geklärt, weshalb die Reckendorfer Jüdinnen den Männern bei einer Bestattung nicht bis auf den Friedhof folgten), aber auch in ihrem Unterworfensein unter vielfältige staatliche Zugriffe im 19. Jahrhundert begriffen werden können. Da davon auszugehen ist, daß die Bedeutung der Elemente aus dem Volksglauben, die die Anweisungen des Sefer ha-chajjim von 1779 noch in reicher Zahl enthalten, sich im Laufe des 19. Jahrhunderts auch auf dem Dorf abschwächten, wird immer wieder aus einer jüngeren, sozusagen ‚bereinigten’ Version des Sterbehandbuchs zitiert, so daß auch Anhaltspunkte für einen gewissermaßen mentalitätsgeschichtlichen Umbruch bezüglich der Sicht auf den Tod und dessen stärkerer ‚Rationalisierung’ bei den deutschen Juden des 19. Jahrhunderts geliefert werden. Die den ritualisierten Komplex von Sterbebegleitung bis hin zum Begräbnis konstituierenden zentralen „Vorgänge und Dinge“ wurden auf Basis des angeführten Materials und immer mit Blick auf starke brauchkulturelle Wechselbeziehungen nahelegende, vergleichbare Phänomene auf christlicher Seite in Kap. III.2 nachgezeichnet, beginnend mit Agonie und Tod (Kap. III.2.1) über Tahara, Sarg und Tachrichin (Kap. III.2.2) bis hin zu Kondukt und Bestattung (Kap. III.2.3). Diese Ausführungen dienen letztlich dazu, den jüdischen Friedhof Reckendorf als Ziel- und Mittelpunkt ritueller und brauchtümlicher Handlungen in Bezug auf den Tod zu kontextualisieren.
Angegliedert findet sich ein Exkurs, der einen verstärkt ab dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts geführten Diskurs zu einem wesentlichen Aspekt jüdischer Beerdigungspraxis, der religiös bedingten ‚frühen Beerdigung’, vertieft. Im Gefolge der Scheintod-Angst geriet das Begräbnis (und damit wohl auch: das spezifische Konzept des Todes bei den Juden) von einer ausschließlichen Sache der Religion stärker zur Angelegenheit des Staates, der erstmals tief in halachische Belange eingriff. Der jüdische Friedhof Reckendorf mit seinem Gründungsjahr 1798 ist auch in die Atmosphäre dieser Umbruchszeit einzubeziehen; er ist als Raum zu begreifen, auf den die in diesem Kapitel zahlreich versammelten staatlichen Verordnungen einwirkten (Kap. III.2.4). Mit Blick auf diese ‚Verstaatlichung’ des Todes sind auch die anschließenden Betrachtungen zu den Reckendorfer Vereinen Bikkur Cholim und Chewra Kaddischa zu lesen. Dabei wurden die lückenhaften Ausführungen des chronikartigen Bändchens „Kulturgeschichtliche Bilder aus dem jüdischen Gemeindeleben zu Reckendorf“ (1897) von Lehrer Seligmann Pfeifer zu den Vereinsstatuten in den Kontext der neuzeitlichen Ausformung und Entwicklung jüdischer Bruderschaften gestellt und auf dieser Basis sinnvoll ergänzt, so daß Zielsetzung, Agenda und Organisationsform dieser Vereinigungen, die Krankenpflege, Sterbebegleitung und Bestattung bereitstellten, plastischer hervortraten. Daß die Krise der örtlichen Chewra, von der just aus dem Jahr 1798, dem Gründungsjahr des Friedhofs Reckendorf also, berichtet wird, schließlich in ihre Auflösung mündet, könnte einerseits dem Autoritätsverlust der von rein religiösen Anschauungen geleiteten Vereinigung, die einen zentralen Bestandteil ihres ‚Monopols’ auf den Tod, die Todesfeststellung, sukzessive an den Staat abgeben mußte, geschuldet sein. Andererseits deuten manche Indizien auf einen Generationenkonflikt hin, der offenbar dem oben (Kap. II.2.1) festgestellten Wertekonflikt innerhalb der Kehilla zugrundelag. Es waren die nach Teilhabe an sämtlichen Lebensbereichen strebenden jungen Gewerbetreibenden, die sich zwecks gegenseitiger Unterstützung 1819 zunächst in einem Jugendverein zusammenschlossen, um 1828 den ‚Israelitischen Gewerbeverein’ zu gründen, der allerdings nicht nur wirtschaftliche, sondern auch dezidiert religiös-moralische Zielsetzungen verfolgte und in so manchem Detail der ‚alten’ Chewra entsprach, wenn auch unter stärker bürgerlich-aufgeklärten Vorzeichen. Bisher unbekannt war auch, daß um 1830 ein Fonds namens ‚Bikkur Cholim’ eingerichtet wurde, der jedoch nicht identisch ist mit dem älteren Verein; er speiste sich aus den Jahrzeitstiftungen dreier Ehepaare. In dieser Zusammenschau wurden erstmals Entwicklung und Bedeutung solcher auf Krankheit und Tod ausgerichteten sozialen ‚Netzwerke’ in Reckendorf untersucht und in Bezug zur Geschichte der Kehilla gesetzt (Kap. III.3). Das letzte Unterkapitel nimmt sich des jüdischen Friedhofs als ‚Haus der Ewigkeit’ und Ort der Erinnerung an. Der jüdische Friedhof wird als Raum, als Schnittpunkt einer Vielzahl religiöser, brauchtümlicher und anthropologisch bestimmter Sinngebungen aufgefaßt, in seiner Anlage mit oft nach ständischen Kriterien abgegrenzten Reihen aber auch als partielle Fortschreibung sozialer Wirklichkeit. Die Sitte des Gräberbesuchs wurde in ihrer grundsätzlichen Motivation sowie in ihren vielfältigen Anlässen vorgestellt und mit der reich ausdifferenzierten Gebetsliteratur für den Friedhof verknüpft. Diese Ausführungen dienen letztlich dem besseren Verständnis des jüdischen Friedhofs Reckendorf als Areal, das zunächst ein ‚neutrales’ Grundstück darstellte, dann aber mit einer spezifischen Semantik aufgeladen zum Bet ‛Olam wurde (Kap. III.4).
Kapitel IV widmet sich zuerst der Geschichte, dann dem Bestand des jüdischen Friedhofs Reckendorf. Innerhalb der geschichtlichen Darstellung (Kap. IV.1) wird zunächst die Zeit der Bestattung im jüdischen Verbandsfriedhof Ebern untersucht. Es zeigte sich, daß der Weg nach Ebern, der womöglich in sich eine quasi sakrale Bedeutung besaß, nicht nur aufgrund seiner Länge und den häufigen Hochwassern der Baunach äußerst beschwerlich, sondern durch eine Vielzahl von Gebühren stark belastet, zeitweise nahezu verstellt war. Einem im Rahmen intensiver Archivarbeit gelungenen Glücksfund innerhalb des Freiherr von Rotenhan’schen Archivs Rentweinsdorf (StAB) ist es zu verdanken, daß nicht nur der grobe Wegverlauf sowie der Leichentransport der Juden nach Ebern, sondern auch die Verschärfung der verkehrsgeographischen und finanziellen Problematik, die die Suche nach einem eigenen Begräbnisplatz noch dringlicher gestaltete, rekonstruiert werden konnten. Auf der Basis einer Vielzahl von Archivalien unterschiedlicher Provenienz wird die sich über Jahrzehnte erstreckende Suche der Kehilla Reckendorf nach einem Friedhofsareal, beginnend 1745/46, nachvollzogen. Dabei wird der Wissensstand Pfeifers zu diesem Thema durch ihm offenbar unbekannte Quellen wesentlich erweitert; zugleich werden einige seiner Behauptungen auf den Prüfstand gestellt bzw. korrigiert. Es zeigt sich immer wieder, daß die Möglichkeiten der Bestattung bei den Juden stark herrschaftliche Bedingtheit besaßen, indem sie stets Geneigtheit bzw. fiskalische Bedürfnisse des jeweiligen Grundherrn voraussetzten. Daneben traten Anfeindungen der christlichen Nachbarn, die den ‚jüdischen Tod’ von ‚ihren’ Straßen und Dörfern verbannt wissen wollten. Anfragen bei der Adelsherrschaft lassen sich bis letztmals 1775 verfolgen, als die Kehilla, wie bisher ebenfalls unbekannt, in Rentweinsdorf vergeblich um ein Areal beim nahen Sendelbach nachsuchte (Kap. IV.1.1). Schließlich gelang es den Juden 1798, ein ‚gemeines Plätzlein’ am Lußberg zu erwerben; der völlig überteuerte Kaufpreis für ein wirtschaftlich nahezu wertloses Grundstück sollte die Schulden der pekuniär bedrängten christlichen Gemeinde tilgen. Die auf Grundlage der erhaltenen Protokolle nachvollziehbaren Verkaufsverhandlungen demonstrieren unter anderem, daß sich die Juden durch geschickte Klauseln vor möglichen Formen der Ausbeutung von christlicher Seite zu schützen versuchten, vor allem indem sie sich jegliche weitere Besteuerung verbaten und die Nutzung der allgemeinen Wege sicherstellten. Obzwar die Gemeinde endlich über einen eigenen Begräbnisplatz verfügte, sind doch vereinzelte weitere Bestattungen in Ebern nicht ganz auszuschließen. In zumindest einem Fall läßt sich eine Überführung zur Ruhestätte der Ahnen anhand der Eberner Amtsrechnungen belegen; doch ist dies als Ausnahme zu werten, da das neue Areal nun zum Bedeutungsträger wurde. Ein Blick auf die Topographie dieses Geländes, der Lage, Zugangs- und Wegsituation in historischer Perspektive sowie die Wichtigkeit der Nähe zu den Steinbrüchen im Lußberger Forst erfaßt, rundet das äußere Bild des Areals ab (Kap. IV.1.2).
Anschließend wird die Geschichte des jüdischen Friedhofs bis zur letzten Belegung 1930 behandelt. Da alle innerjüdischen Dokumente zur Friedhofsgeschichte fehlen und auch amtliche Dokumente rar sind, ist das Kapitel stärker als Belegungsgeschichte konzipiert und steht in engem Zusammenhang mit den beiden, unterschiedliche Aspekte von Chronologie und Anlage darstellenden Plänen des Friedhofs, die dem Inventarteil beiliegen. Auf Basis dieser Pläne und der allgemeinen Ausführungen zu Anlage und Aufbau eines jüdischen Friedhofs (s. Kap. III.4) lassen sich aber doch einige wesentliche Feststellungen zur Entwicklung des Reckendorfer Begräbnisplatzes, etwa zu Entstehung und Ausweitung der Kinderabteilung, treffen. Der Bau der Friedhofsmauer und die (weitestgehende) Bestattung in geraden, chronologischen Reihen ab Mitte der 1840er Jahre förderten Struktur und Übersichtlichkeit; nahezu parallel zu den Bemühungen der Juden liefen Anstrengungen der einzelnen Kreisregierungen um ein positives Erscheinungsbild christlicher wie jüdischer Friedhöfe. Die vollständige Integrierung der jüdischen Friedhöfe in diese offiziellen Vorgaben zeigt einerseits den starken staatlichen Zugriff auf ehemals jüdische Binnenangelegenheiten, andererseits die Ergebnisse fortschreitender Wahrnehmung der Juden als Staatsbürger, die in fast allen Bereichen denselben staatlichen Forderungen wie ihre christlichen Nachbarn unterlagen. Mit der Belegung des Friedhofs läßt sich ferner die demographische Entwicklung der Kehilla, wie sie weiter oben ausführlich vorgestellt wurde (s. Kap. II.2.1 sowie II.2.3), in Beziehung setzen; die letzten beiden Reihen des Friedhofs mit nur 21 Grabstellen decken den gesamten Zeitraum von 1907 bis 1930 ab. Auch der Besuch Theodor Harburgers in Reckendorf, der zeitnah zur letzten Bestattung 1930 stattgefunden haben muß, wird im Rahmen der Inventarisierungsbemühungen des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden thematisiert (Kap. IV.1.3). Das letzte geschichtliche Teilkapitel wendet sich dem jüdischen Friedhof Reckendorf in NS-Zeit und Nachkriegszeit zu. Es zeigt zunächst die rechtlichen Gründe auf, derentwegen der Friedhof während der NS-Zeit nicht aufgelassen und abgeräumt wurde. Für die Zeit nach 1945 wurden die komplizierten Zuständigkeitsverhältnisse für das Grundstück, die heikle Thematik der Übernahme von Reparatur- und Instandsetzungskosten durch die politische Gemeinde sowie die im Zuge wieder zunehmender Schändungen notwendig werdenden Inspektionsmaßnahmen betrachtet. Der Versuch einer Rekonstruierung der in NS-Zeit und unmittelbarer Nachkriegszeit entstandenen Schäden am Friedhof trägt auch dazu bei, Störungen innerhalb der Belegungschronologie zu erklären. Die bis zum Ende der Abfassung dieser Arbeit einzig nachweisbare Beschädigung von Steinen durch menschliche Hand läßt sich auf eine Schändung zurückführen, deren sich 1954 fünf Reckendorfer Kinder und Jugendliche beim ‚Spielen’ schuldig machten. Die Ausführungen schließen mit dem Übergang des Friedhofsgeländes an den Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und dem Hinweis auf die bis heute währenden, regelmäßigen Begehungen des Areals (Kap. IV.1.4).
Der zweite große Themenkomplex von Kapitel IV betrifft den Ist-Bestand des Friedhofs in Gestalt von Objekten und Texten (Kap. IV.2). Der Betrachtung der Maueranlage (Kap. IV.2.1) folgte die Analyse der Grabsteine in ihrem doppelten Bedeutungswert als Träger von Text und Formgebung. Für beide Aspekte bilden die in der Hauptsache durch Feldforschung gewonnenen Ergebnisse des Inventarteils die sachliche Grundlage. Zu Beginn der Betrachtung standen dabei die Inschriften, an die zunächst Fragen zu ihrer möglichen kulturgeschichtlichen Aussagekraft gestellt wurden. Die tendenzielle Formelhaftigkeit einer Grabinschrift stellte sich als stabilisierender Faktor für Trauer und Erinnerung heraus; die Standardisierung der Texte – das heißt zugleich auch: die Differenzierung einer Gemeinschaft nach ‚Ständen’ – unterstützten noch im 19. Jahrhundert Musterbücher für Epitaphe (Kap. IV.2.2.1). Bei der Behandlung der hebräischen Inschriften wurde einleitend das Formular in seinen einzelnen Bestandteilen vorgestellt (Kap. IV.2.2.1.1). Das Anreichern dieser Bestandteile durch Textbeispiele aus Reckendorf eröffnete einen Blick auf die Bedeutsamkeit der hebräischen Grabinschrift als literarischer Gattung, die Aussagen sowohl zur konkreten Gemeindegeschichte sowie zu übergeordneten religiösen Anschauungen und gruppenspezifischen Wertsetzungen zuläßt. In ihrer Entwicklung bzw. Stabilität kann sie als Spiegelung des Menschen- und Geschlechterbildes sowie als Merkmal für soziokulturelle Prozesse, für Tradition und Wandel verstanden werden (Kap. IV.2.2.1.1.1 bis IV.2.2.1.1.5.2). Die relativ spät und zögerlich hinzutretenden deutschen Inschriften blieben, obwohl sie spätestens ab dem letzten Drittel des 19. Jhs. einen integrativen Bestandteil der sepulkralen Texte bildeten, in Reckendorf stets dem hebräischen untergeordnet; nur in zwei Fällen liegen einsprachig deutsche Inschriften vor. Die deutschen Angaben folgen anderen Intentionen (man sehe etwa die Angabe des Geburtsjahres, die im traditionellen hebräischen Formular keinen Platz hat, oder die Präzisierung biographischer Daten), orientieren sich am christlichen Kalender, adaptieren den Sprachgestus christlicher Grabinschriften und dokumentieren eine Geisteshaltung, die die Teilhabe an einer zunehmend als gemeinsam anerkannten Kultur einfordert bzw. bezeugt (Kap. IV.2.2.1.2). Das Kapitel „Durchdringungen und Reflexionen“ vertieft letztere Feststellungen nochmals. Die zunehmende Zweisprachigkeit der Inschriften läßt den Überschneidungsbereich zweier Lebenswelten, Verschränkungen und Spiegelungen der jüdischen Binnenwelt in Annäherung an die christlich-bürgerliche Welt nachspüren. Etwa nimmt die hebräische Inschrift, obschon sie bis zum Ende des Friedhofs mit einer gewissen Zähigkeit aufrecht erhalten wurde, doch orthographische Gewohnheiten des Deutschen an und setzt sie ‚überkorrekt’ in hebräischen Buchstaben um; andererseits spürt man eine gewisse Angst vor dem Abrücken vom Hebräischen, das letztmals graphisch ‚stabilisiert’ zu werden scheint (Kap. IV.2.2.1.3). Es wird resümiert, daß das hebräische Epitaph auf dem Reckendorfer Friedhof – von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen – keine kreative literarische Gattung darstellte. Es erschöpft sich in stereotypen, ‚standesgemäßen’ Formulierungen, wobei immerhin zu mutmaßen ist, daß sich Inhalte bzw. Aussagen trotz gleichbleibender Textform im Laufe des bewegten 19. Jhs. durchaus verändert haben mögen. Etwas längere Inschriften sind tendenziell in Zusammenhang mit aufwendigeren Grabmälern, kurz: mit größerem finanziellem bzw. repräsentativem Einsatz und Anspruch, zu sehen; zudem äußerte sich die soziale Gewichtigkeit von Gemeindefunktionären häufig in der Textlänge. Trotz der verhältnismäßig früh durch die Reckendorfer Juden initiierten Modernisierungsbestrebungen auf religiösem und wirtschaftlichem Gebiet bleibt der Friedhof in der Ausprägung der Inschriften mit den mehr oder weniger marginalen deutschen Angaben und dem Festhalten an dem offenbar Sicherheit gewährenden hebräischen Standardepitaph recht konservativ, was mit bestimmten Aspekten der Geschichte der Kehilla im 19. Jahrhundert, besonders vielleicht mit der rapiden Abwanderung nach Übersee und der dadurch bewirkten, vermutlich angstbesetzten, rapiden strukturellen Auflösung in Zusammenhang stehen könnte (Kap. IV.2.2.1.4).
Nach der Behandlung der ‚Textseite’ der Grabsteine auf Basis einer ausführlichen sprachlichen Analyse wendet sich die Arbeit der ‚Formseite’ der Grabmäler, also der künstlerischen Gestaltung in Verbindung mit der Materialwahl, zu. Dabei stellt gerade der Friedhof Reckendorf ein interessantes Beobachtungsfeld dar, da er auf engem Raum die Wandlungen der Grabmalskunst vom Ende des Alten Reichs bis 1930 und damit zugleich die Wirkungen fortschreitender Emanzipation und Assimilation im ‚bürgerlichen Jahrhundert’ studieren läßt (Kap. IV.2.2.2).
Bei der Darstellung der Entwicklung der Grabsteinformen wird zunächst die ‚schlichte Stele’, d.h. die einteilige, sockellose Stele in den Blick genommen, die den älteren Friedhofsteil beherrscht und erst um 1890 letztmals begegnet. Mangelhafte Zurichtung der Blöcke und laienhafte Ausarbeitung besonders der Inschrift lassen Rückschlüsse auf die schwache Wirtschaftskraft der Kehilla Reckendorf vor allem in den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zu. Obzwar viele der schlichten Stelen sehr einfach gehalten sind, zeigt dieser Typus doch in seiner Gesamtheit einen großen Variationsreichtum an Gestaltungsweisen des oberen Abschlusses wie des Schriftfeldes; lange sind Einflüsse des Spätbarock ebenso wie des Klassizismus zu erkennen. Statusunterschiede lassen sich etwa an besonders ästhetisch behandelten Inschriften, feinerer Bearbeitung und höherwertigem Material festmachen. Bis zum Schluß ist die schlichte Stele aus dem gelbbraunen, mittel- bis grobkörnigen Rhätsandstein gefertigt, wie er am nahegelegenen Lußberg abgebaut wurde; der traditionelle Grabsteintypus ist demnach am engsten mit lokalem, ‚heimatlichem’ Material verbunden (Kap. IV.2.2.2.1.1). Neue Grabsteintypen wie Pfeiler und Ädikula sowie die mehrgliedrige bzw. mehrteilige Stele gewannen zwischen 1840 und 1850 an Raum und dokumentieren die zunehmende ästhetische Annäherung an die umgebende Gesellschaft. Eine neue, bürgerliche Art der Repräsentation äußerte sich in größerer Höhe des Grabmals, in der Tendenz zur Rundansichtigkeit sowie im zunehmend schnelleren Reagieren auf die vom Historismus vorgegebenen Stilrichtungen, für deren Anwendung bzw. Kompilation eine immer reichere Auswahl an Musterbüchern bereitstand, die die Konvergenz mit den christlichen Grabmälern beförderte. Während die Inschriften kaum nennenswerte Entwicklungen erlebten, die ‚Textseite’ also kaum Veränderungen erfuhr, sind Moden, d.h. die Partizipation am Zeitgeist, bei der formalen Gestaltung der Steine deutlich in mehreren Wellen nachzuvollziehen. Zugleich stellt der Friedhof auch eine Art Seismograph für die insgesamt positive ökonomische Entwicklung der Kehilla im 19. Jahrhundert dar. Mit dem Formenwechsel bzw. der steigenden Wirtschaftskraft war auch ein mehrfach zu erkennender Wechsel in der Präferenz der Werksteine verbunden. Die mineralogisch-geologische Analyse der Gesteine verdeutlicht, daß die Herkunftsgebiete des gewählten Steinmaterials zunehmend entfernt von Reckendorf lagen. Der Faktor ‚Entfernung’ veräußert sich auch in Setzungen von Grabsteinen durch in die Vereinigten Staaten emigrierte Verwandte; die beiden marmornen Grabsteine für die Ehepaare Walter und Hellmann verleihen dem Friedhof eine fast ‚urbane’ Note (Kap. IV.2.2.2.1.2). Im letzten Schritt werden die Grabsteinformen bis 1930 betrachtet, besonders Obelisk und Grottengrabmal ab 1870. Der Obelisk konnte mit seinem vielschichtigen Sinngehalt und den werkstoffsemantischen Implikationen der für ihn herangezogenen Hartgesteine auch für den jüdischen Friedhof besonders nach der Reichsgründung an Bedeutung gewinnen, wohl vor allem, weil er Identifikationsmöglichkeiten bot. Das Grottengrabmal kehrt in seiner – vorgetäuschten – Natürlichkeit zum Sandstein zurück und beruft sich unter anderem auf die Idee des Landschaftsgartens bzw. des Parkfriedhofs, ist jedoch in Reckendorf auch in deutlich repräsentativer Haltung eingesetzt (Kap. IV.2.2.2.1.3).
Im weiteren wird die ebenfalls zur künstlerischen Gestaltung gehörige, auf den Reckendorfer Grabsteinen anzutreffende Motivik erschlossen. Dabei erschien es zunächst notwendig, den Begriff ‚Symbol’ in seiner kunsthistorischen Wortbedeutung herauszustellen, die in der einschlägigen Literatur nicht präzise gehandhabt wird. Vom eigentlichen Symbol wird das ‚hinweisende Zeichen’, also der konkreter bleibende Hinweis auf Abstammung oder Gemeindetätigkeit, abgesondert. Beide bilden gemäß der Nomenklatur der Arbeit die Obergruppe der ‚semantischen Motive’, innerhalb deren nochmals zwischen Motiven mit Bezug zum Judentum und solchen allgemeiner, d.h. nicht speziell jüdischer Prägung geschieden wurde. Diesem Komplex standen die ‚ornamentalen Motive’ gegenüber. Die diffusen Überschneidungsbereiche zwischen diesen Gruppen können freilich nicht zur Gänze ausgelotet werden, waren jedoch zahlreiche Überlegungen zu möglichen Sinnschichten der bildlichen Darstellungen wert (Kap. IV.2.2.2.2). Die Schlußbemerkungen zur künstlerischen Gestaltung notieren nochmals zentrale Fragen und Beobachtungen: zunächst die Tatsache, daß auch die Vertreter der schlichten Stele trotz ihrer auf den ersten Blick kaum sichtbaren Unterschiede den Status des Verstorbenen viel zu oft transportieren, als daß das Diktum von der ‚Gleichheit aller im Tode’ selbst zur Zeit vor der vollen Angleichung an christliche Grabsteinformen aufrecht erhalten werden könnte. Auch wird die Frage aufgeworfen, ob historistische Stilrichtungen, vor allem die Neugotik, von den Juden in ihren ideologischen Qualitäten erfaßt und dementsprechend eingesetzt bzw. abgelehnt wurden, bis zu welchem Grade sich nationale Selbstdefinition also in der Wahl der Grabsteine gespiegelt haben könnte. Die ‚Modernisierung’ des jüdischen Friedhofs Reckendorf in der zweiten Jahrhunderthälfte, das schnellere Reagieren auf Erscheinungen des ‚Zeitgeistes’, ist als Widerhall sich verändernder Geisteshaltungen, die fallweise freilich nicht immer bestimmbar sind, zu begreifen. Bei aller vordergründigen formalen Konvergenz mit christlichen Grabmälern wurde von den Juden jedoch immer das religiös Gangbare mitreflektiert und umgesetzt, auch wenn dies nur im – freilich selten möglichen – Vergleich mit älteren Steinen auf christlichen Friedhöfen überhaupt nachvollziehbar ist; bestimmte Austauschprozesse (etwa die Kreuzblume gegen das Kreuz) führten zu solchen religiös zulässigen Grabsteinen. Zudem sind trotz aller Zeithaltigkeit in Reckendorf auch stärker beharrende Momente spürbar, etwa der insgesamt eher verhaltene, zurückgenommene Einsatz von Formen, denen meist die bedingungslose Üppigkeit mancher städtischer Friedhöfe abgeht, oder das bis zum Schluß belegbare Festhalten an den hinweisenden Zeichen für Kohanim und Leviten (Kap. IV.2.2.2.3).
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Dieser umfassende Zugriff auf das Thema, das vom Friedhof Reckendorf als Objekt, als sach-kultureller Veräußerung ausgeht, ermöglicht in der Zusammenschau mit archivalischen Dokumenten und der Gemeindegeschichte einen Blick auf die vergangene Lebenswirklichkeit der Reckendorfer Juden. Dabei wird der Friedhofsbestand, d.h. besonders die Grabsteine als kulturelle Objektivationen, als Zugang zu einem besseren Verständnis von historischen und gesellschaftlichen Prozessen begriffen und gewertet (s. Kap. IV.2). Die bei der Inventarisierung (Band II) systematisch gewonnene Vielzahl isolierter Daten bildet hierfür die detailreiche Grundlage. Zwar soll der Friedhof Reckendorf auch eine Würdigung als Sprach- und Kunstdenkmal per se erfahren. Die philologischen und kunsthistorischen Zugriffe, die zur Aufarbeitung der bei der Inventarisierung erhobenen Daten angewandt werden, dienen jedoch nicht allein der Untersuchung der Sachgüter um ihrer selbst willen, sondern der Erhellung einerseits der Gemeindegeschichte im engeren Sinne, andererseits der Bedingungen und Bedingtheiten jüdischen Lebens in einem christlichen Umfeld. All dies findet sich gespiegelt auf dem engen Raum eines Friedhofs, der so nicht nur Auskunft über kulturelle Vollzüge bezüglich des Todes, sondern auch Einblicke in Formen der Gestaltung und Bewältigung des Lebens gewährt. Im Zusammenspiel mit der Rekonstruktion der Friedhofsgeschichte, die bereits Jahrzehnte vor der eigentlichen Gründung einsetzt, mit der religiösen Funktion und Wichtigkeit eines Bet ‛Olam sowie der Darstellung der um Tod und Begräbnis gruppierten Vorgänge, hauptsächlich erarbeitet auf Basis des Sefer ha-chajjim, soll eine Vorstellung vom ‚Sitz im Leben’ des Friedhofs vor dem Hintergrund der sich wandelnden Lebensrealität der Kehilla Reckendorf entstehen.
Im Laufe der Analyse tritt der jüdische Friedhof Reckendorf als bedeutungsvoller Ort traditions- und gruppengebundener Wertsetzungen hervor, die erahnen lassen, daß die kulturelle Identität der jüdischen Minderheit wesentlich über den Friedhof mitbestimmt wurde, daß der Friedhof zunächst und vor allem als Ort der Rückversicherung an jüdischen Werten, als Mittelpunkt gemeinschaftsstabilisierender ritueller Handlungen und Zielpunkt karitativer, das ‚Wir-Gefühl’ stärkender Aktivitäten wahrgenommen wurde. Zugleich ist der Friedhof mit fortschreitendem 19. Jahrhundert wohl auch und gerade als Austragungsort zu verstehen, wo im Spannungsfeld von ‚Eigenem’ und ‚Nicht-Eigenem’, von ‚Innen’ und ‚Außen’ kulturelle Identität, Zugehörigkeits- und Solidaritätsgefühle, ja: letztendlich Heimatbewußtsein, neu verortet werden mußten, so daß der Friedhof durchaus als Boden staatsbürgerlicher Identitätsfindung wahrgenommen worden sein könnte, zumindest unbewußt.
So strebt die Dissertation einerseits an, den jüdischen Friedhof Reckendorf in seinem Wert als kulturhistorischer bzw. soziokultureller 'Indikator' schärfer hervortreten zu lassen. Zugleich plädiert sie dafür, mehrdimensional angelegte Dokumentationen jüdischer Friedhöfe im allgemeinen stärker in die Anliegen des universitären Faches Volkskunde/Europäische Ethnologie einzubinden (Kap. V).
Der Versuch, einen jüdischen Friedhof zu erfassen, stellt einen wichtigen Baustein für das tiefere Verständnis eines kulturellen Raumes dar. Bewußtsein für die Bedeutung jüdischer Sachkultur zu entwickeln, heißt, diesen Raum sinnvoller und integrativ, d.h. ohne Ausgrenzung des auf den ersten Blick Unverständlichen oder gar noch immer Vorurteilsbehafteten, zu erfahren. Auch um dieses Bewußtsein zu befördern, war es der Verfasserin ein Anliegen, diese Dokumentation möglichst vielschichtig anzulegen. Die einzelnen Kapitel des Textteils (Band I) bieten dabei folgende Annäherungen:
Kapitel II widmet sich der historisch-topographischen Situierung des Themas. Zunächst werden die komplexen politischen Strukturen im gemischtherrschaftlichen Ort Reckendorf (‚Ganerbenschaft’) gegen Ende des Alten Reichs skizziert, was letztlich mit Blick auf das Gründungsjahr des jüdischen Friedhofs 1798 – wenige Jahre vor der Säkularisation des Hochstifts Bamberg 1803 – geschieht. Zugleich wird ein Blick auf die realen Auswirkungen dieses Herrschaftsgefüges geworfen, auf eine ‚Splittersituation’ also, die die Untertanen ein und desselben Dorfes in unterschiedliche, durch bestimmte Rechte und Pflichten definierte Lebenswirklichkeiten ausdifferenzierte. Innerhalb dieser Ausdifferenzierung und gleichzeitig abseits der für Christen gültigen Rechtsnormen standen die Juden aufgrund ihres personalrechtlichen Sonderstatus als ‚Schutzjuden’, was sich praktisch besonders drastisch in der Erhebung einer unüberschaubaren Vielzahl oft willkürlich erhobener Sondersteuern äußerte, also Züge eines Rechtsvakuums annahm. Einschneidende politische und damit die Lebensrealität der Juden grundlegend verändernde Entwicklungen zeitigte schließlich der – 1814 endgültig erfolgte – Übergang Reckendorfs an Bayern (Kap. II.1). Desweiteren wird in Fortschreibung der Studien Adelheid Waschkas die Entwicklung der jüdischen Gemeinde Reckendorf nachgezeichnet, beginnend mit der ersten Erwähnung eines Reckendorfer Juden im Jahre 1501. Die Ausführungen berühren besonders die teils forcierte Ansiedlungspolitik der einzelnen Grundherren (deren Resultat, das starke Wachstum der jüdischen Gemeinde, letztlich in die frühen, intensiven Versuche mündete, einen eigenen Begräbnisplatz zu erwerben), die Problematik der Existenz inmitten einer christlich geprägten Umwelt, die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des ‚Edikts die Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen im Königreiche Baiern betreffend’ (1813) sowie die einen Werte- bzw. Generationenkonflikt innerhalb der Kehilla bloßlegenden wirtschaftlichen und religiösen Modernisierungsbestrebungen bis hin zur Hochzeit der Gemeinde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wo sie in Hinblick auf Finanzkraft und Mitgliederzahl am stärksten war (Kap. II.2.1). Die Bedeutung der Kehilla Reckendorf über die Jahrhunderte läßt sich besonders an der Institution des um 1880 erloschenen Ortsrabbinats festmachen, die im Konnex mit der ehemals prominenten Stellung Reckendorfs innerhalb des Landesrabbinats Bamberg und mit der am Ort gepflegten religiösen Gelehrsamkeit zu sehen ist (Kap. II.2.2). Schließlich werden Niedergang und Ende der jüdischen Gemeinde beleuchtet, beginnend mit den massiven Auflösungserscheinungen infolge der vor dem Hintergrund der restriktiven Politik Bayerns betrachteten Migrationsbewegungen in die Vereinigten Staaten ab dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts; die sich nun ergebenden familiären Beziehungen nach Übersee haben auch Spuren auf dem Friedhof hinterlassen. Landflucht und der zunehmende politische Antisemitismus seit der Reichsgründung dünnten die Gemeinde zusehends aus; ihre letzten Mitglieder wurden 1942 vom Naziregime ermordet (Kap. II.2.3).
Kapitel III beschäftigt sich mit dem Komplex Sterben, Begräbnis und Friedhof im fränkischen Landjudentum, wobei die noch nachvollziehbaren Verhältnisse in Reckendorf besonders berücksichtigt werden. Da die Quellenlage es nicht ermöglicht, die konkreten Vorgänge um Tod und Beerdigung am Ort nachzuzeichnen, mußte ein überlokaler Rahmen für die Darstellung gefunden werden. Hier kamen die Genisafunde der Synagoge Reckendorf ins Spiel, deren Reichtum auch einige für den Untersuchungsgegenstand äußerst aussagekräftige, im süddeutschen Raum breit rezipierte jüdische ‚Volksbücher’ bereithält, die zunächst kurz vorgestellt werden (Kap. III.1). Einen besonders ausführlichen Einblick in den durch Brauch und Ritual intensiv besetzten Weg von schwerer Krankheit bis zur Bestattung (und darüber hinaus) bietet dabei das Sterbehandbuch Sefer ha-chajjim, das – in Anlehnung an die umfangreichen Studien Peter Kuhns zum jüdischen Friedhof Georgensgmünd – den folgenden Ausführungen zum Brauchtum in der Ausgabe Sulzbach 1779 als allgemeines, strukturgebendes ‚Grundgerüst’ dient. Die Funde belegen, daß das volksläufige Büchlein trotz seines bis zu einem gewissen Grade wohl nivellierenden Charakters gleichwohl auch als ‚lebenspraktische’ Grundlage für die Vorgänge in Reckendorf selbst von Bedeutung war. In diesen strukturellen Rahmen wurden einschlägiges Archivmaterial aus dem Unter- und Obermainkreis sowie die wenigen bekannten, jedoch wertvollen Informationen zu den Vorgängen in Reckendorf selbst eingegliedert, so daß sich Einzelfall und ‚übergeordnete’ Literaturtradition gegenseitig spiegeln und verdeutlichen (so wurde etwa die Frage geklärt, weshalb die Reckendorfer Jüdinnen den Männern bei einer Bestattung nicht bis auf den Friedhof folgten), aber auch in ihrem Unterworfensein unter vielfältige staatliche Zugriffe im 19. Jahrhundert begriffen werden können. Da davon auszugehen ist, daß die Bedeutung der Elemente aus dem Volksglauben, die die Anweisungen des Sefer ha-chajjim von 1779 noch in reicher Zahl enthalten, sich im Laufe des 19. Jahrhunderts auch auf dem Dorf abschwächten, wird immer wieder aus einer jüngeren, sozusagen ‚bereinigten’ Version des Sterbehandbuchs zitiert, so daß auch Anhaltspunkte für einen gewissermaßen mentalitätsgeschichtlichen Umbruch bezüglich der Sicht auf den Tod und dessen stärkerer ‚Rationalisierung’ bei den deutschen Juden des 19. Jahrhunderts geliefert werden. Die den ritualisierten Komplex von Sterbebegleitung bis hin zum Begräbnis konstituierenden zentralen „Vorgänge und Dinge“ wurden auf Basis des angeführten Materials und immer mit Blick auf starke brauchkulturelle Wechselbeziehungen nahelegende, vergleichbare Phänomene auf christlicher Seite in Kap. III.2 nachgezeichnet, beginnend mit Agonie und Tod (Kap. III.2.1) über Tahara, Sarg und Tachrichin (Kap. III.2.2) bis hin zu Kondukt und Bestattung (Kap. III.2.3). Diese Ausführungen dienen letztlich dazu, den jüdischen Friedhof Reckendorf als Ziel- und Mittelpunkt ritueller und brauchtümlicher Handlungen in Bezug auf den Tod zu kontextualisieren.
Angegliedert findet sich ein Exkurs, der einen verstärkt ab dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts geführten Diskurs zu einem wesentlichen Aspekt jüdischer Beerdigungspraxis, der religiös bedingten ‚frühen Beerdigung’, vertieft. Im Gefolge der Scheintod-Angst geriet das Begräbnis (und damit wohl auch: das spezifische Konzept des Todes bei den Juden) von einer ausschließlichen Sache der Religion stärker zur Angelegenheit des Staates, der erstmals tief in halachische Belange eingriff. Der jüdische Friedhof Reckendorf mit seinem Gründungsjahr 1798 ist auch in die Atmosphäre dieser Umbruchszeit einzubeziehen; er ist als Raum zu begreifen, auf den die in diesem Kapitel zahlreich versammelten staatlichen Verordnungen einwirkten (Kap. III.2.4). Mit Blick auf diese ‚Verstaatlichung’ des Todes sind auch die anschließenden Betrachtungen zu den Reckendorfer Vereinen Bikkur Cholim und Chewra Kaddischa zu lesen. Dabei wurden die lückenhaften Ausführungen des chronikartigen Bändchens „Kulturgeschichtliche Bilder aus dem jüdischen Gemeindeleben zu Reckendorf“ (1897) von Lehrer Seligmann Pfeifer zu den Vereinsstatuten in den Kontext der neuzeitlichen Ausformung und Entwicklung jüdischer Bruderschaften gestellt und auf dieser Basis sinnvoll ergänzt, so daß Zielsetzung, Agenda und Organisationsform dieser Vereinigungen, die Krankenpflege, Sterbebegleitung und Bestattung bereitstellten, plastischer hervortraten. Daß die Krise der örtlichen Chewra, von der just aus dem Jahr 1798, dem Gründungsjahr des Friedhofs Reckendorf also, berichtet wird, schließlich in ihre Auflösung mündet, könnte einerseits dem Autoritätsverlust der von rein religiösen Anschauungen geleiteten Vereinigung, die einen zentralen Bestandteil ihres ‚Monopols’ auf den Tod, die Todesfeststellung, sukzessive an den Staat abgeben mußte, geschuldet sein. Andererseits deuten manche Indizien auf einen Generationenkonflikt hin, der offenbar dem oben (Kap. II.2.1) festgestellten Wertekonflikt innerhalb der Kehilla zugrundelag. Es waren die nach Teilhabe an sämtlichen Lebensbereichen strebenden jungen Gewerbetreibenden, die sich zwecks gegenseitiger Unterstützung 1819 zunächst in einem Jugendverein zusammenschlossen, um 1828 den ‚Israelitischen Gewerbeverein’ zu gründen, der allerdings nicht nur wirtschaftliche, sondern auch dezidiert religiös-moralische Zielsetzungen verfolgte und in so manchem Detail der ‚alten’ Chewra entsprach, wenn auch unter stärker bürgerlich-aufgeklärten Vorzeichen. Bisher unbekannt war auch, daß um 1830 ein Fonds namens ‚Bikkur Cholim’ eingerichtet wurde, der jedoch nicht identisch ist mit dem älteren Verein; er speiste sich aus den Jahrzeitstiftungen dreier Ehepaare. In dieser Zusammenschau wurden erstmals Entwicklung und Bedeutung solcher auf Krankheit und Tod ausgerichteten sozialen ‚Netzwerke’ in Reckendorf untersucht und in Bezug zur Geschichte der Kehilla gesetzt (Kap. III.3). Das letzte Unterkapitel nimmt sich des jüdischen Friedhofs als ‚Haus der Ewigkeit’ und Ort der Erinnerung an. Der jüdische Friedhof wird als Raum, als Schnittpunkt einer Vielzahl religiöser, brauchtümlicher und anthropologisch bestimmter Sinngebungen aufgefaßt, in seiner Anlage mit oft nach ständischen Kriterien abgegrenzten Reihen aber auch als partielle Fortschreibung sozialer Wirklichkeit. Die Sitte des Gräberbesuchs wurde in ihrer grundsätzlichen Motivation sowie in ihren vielfältigen Anlässen vorgestellt und mit der reich ausdifferenzierten Gebetsliteratur für den Friedhof verknüpft. Diese Ausführungen dienen letztlich dem besseren Verständnis des jüdischen Friedhofs Reckendorf als Areal, das zunächst ein ‚neutrales’ Grundstück darstellte, dann aber mit einer spezifischen Semantik aufgeladen zum Bet ‛Olam wurde (Kap. III.4).
Kapitel IV widmet sich zuerst der Geschichte, dann dem Bestand des jüdischen Friedhofs Reckendorf. Innerhalb der geschichtlichen Darstellung (Kap. IV.1) wird zunächst die Zeit der Bestattung im jüdischen Verbandsfriedhof Ebern untersucht. Es zeigte sich, daß der Weg nach Ebern, der womöglich in sich eine quasi sakrale Bedeutung besaß, nicht nur aufgrund seiner Länge und den häufigen Hochwassern der Baunach äußerst beschwerlich, sondern durch eine Vielzahl von Gebühren stark belastet, zeitweise nahezu verstellt war. Einem im Rahmen intensiver Archivarbeit gelungenen Glücksfund innerhalb des Freiherr von Rotenhan’schen Archivs Rentweinsdorf (StAB) ist es zu verdanken, daß nicht nur der grobe Wegverlauf sowie der Leichentransport der Juden nach Ebern, sondern auch die Verschärfung der verkehrsgeographischen und finanziellen Problematik, die die Suche nach einem eigenen Begräbnisplatz noch dringlicher gestaltete, rekonstruiert werden konnten. Auf der Basis einer Vielzahl von Archivalien unterschiedlicher Provenienz wird die sich über Jahrzehnte erstreckende Suche der Kehilla Reckendorf nach einem Friedhofsareal, beginnend 1745/46, nachvollzogen. Dabei wird der Wissensstand Pfeifers zu diesem Thema durch ihm offenbar unbekannte Quellen wesentlich erweitert; zugleich werden einige seiner Behauptungen auf den Prüfstand gestellt bzw. korrigiert. Es zeigt sich immer wieder, daß die Möglichkeiten der Bestattung bei den Juden stark herrschaftliche Bedingtheit besaßen, indem sie stets Geneigtheit bzw. fiskalische Bedürfnisse des jeweiligen Grundherrn voraussetzten. Daneben traten Anfeindungen der christlichen Nachbarn, die den ‚jüdischen Tod’ von ‚ihren’ Straßen und Dörfern verbannt wissen wollten. Anfragen bei der Adelsherrschaft lassen sich bis letztmals 1775 verfolgen, als die Kehilla, wie bisher ebenfalls unbekannt, in Rentweinsdorf vergeblich um ein Areal beim nahen Sendelbach nachsuchte (Kap. IV.1.1). Schließlich gelang es den Juden 1798, ein ‚gemeines Plätzlein’ am Lußberg zu erwerben; der völlig überteuerte Kaufpreis für ein wirtschaftlich nahezu wertloses Grundstück sollte die Schulden der pekuniär bedrängten christlichen Gemeinde tilgen. Die auf Grundlage der erhaltenen Protokolle nachvollziehbaren Verkaufsverhandlungen demonstrieren unter anderem, daß sich die Juden durch geschickte Klauseln vor möglichen Formen der Ausbeutung von christlicher Seite zu schützen versuchten, vor allem indem sie sich jegliche weitere Besteuerung verbaten und die Nutzung der allgemeinen Wege sicherstellten. Obzwar die Gemeinde endlich über einen eigenen Begräbnisplatz verfügte, sind doch vereinzelte weitere Bestattungen in Ebern nicht ganz auszuschließen. In zumindest einem Fall läßt sich eine Überführung zur Ruhestätte der Ahnen anhand der Eberner Amtsrechnungen belegen; doch ist dies als Ausnahme zu werten, da das neue Areal nun zum Bedeutungsträger wurde. Ein Blick auf die Topographie dieses Geländes, der Lage, Zugangs- und Wegsituation in historischer Perspektive sowie die Wichtigkeit der Nähe zu den Steinbrüchen im Lußberger Forst erfaßt, rundet das äußere Bild des Areals ab (Kap. IV.1.2).
Anschließend wird die Geschichte des jüdischen Friedhofs bis zur letzten Belegung 1930 behandelt. Da alle innerjüdischen Dokumente zur Friedhofsgeschichte fehlen und auch amtliche Dokumente rar sind, ist das Kapitel stärker als Belegungsgeschichte konzipiert und steht in engem Zusammenhang mit den beiden, unterschiedliche Aspekte von Chronologie und Anlage darstellenden Plänen des Friedhofs, die dem Inventarteil beiliegen. Auf Basis dieser Pläne und der allgemeinen Ausführungen zu Anlage und Aufbau eines jüdischen Friedhofs (s. Kap. III.4) lassen sich aber doch einige wesentliche Feststellungen zur Entwicklung des Reckendorfer Begräbnisplatzes, etwa zu Entstehung und Ausweitung der Kinderabteilung, treffen. Der Bau der Friedhofsmauer und die (weitestgehende) Bestattung in geraden, chronologischen Reihen ab Mitte der 1840er Jahre förderten Struktur und Übersichtlichkeit; nahezu parallel zu den Bemühungen der Juden liefen Anstrengungen der einzelnen Kreisregierungen um ein positives Erscheinungsbild christlicher wie jüdischer Friedhöfe. Die vollständige Integrierung der jüdischen Friedhöfe in diese offiziellen Vorgaben zeigt einerseits den starken staatlichen Zugriff auf ehemals jüdische Binnenangelegenheiten, andererseits die Ergebnisse fortschreitender Wahrnehmung der Juden als Staatsbürger, die in fast allen Bereichen denselben staatlichen Forderungen wie ihre christlichen Nachbarn unterlagen. Mit der Belegung des Friedhofs läßt sich ferner die demographische Entwicklung der Kehilla, wie sie weiter oben ausführlich vorgestellt wurde (s. Kap. II.2.1 sowie II.2.3), in Beziehung setzen; die letzten beiden Reihen des Friedhofs mit nur 21 Grabstellen decken den gesamten Zeitraum von 1907 bis 1930 ab. Auch der Besuch Theodor Harburgers in Reckendorf, der zeitnah zur letzten Bestattung 1930 stattgefunden haben muß, wird im Rahmen der Inventarisierungsbemühungen des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden thematisiert (Kap. IV.1.3). Das letzte geschichtliche Teilkapitel wendet sich dem jüdischen Friedhof Reckendorf in NS-Zeit und Nachkriegszeit zu. Es zeigt zunächst die rechtlichen Gründe auf, derentwegen der Friedhof während der NS-Zeit nicht aufgelassen und abgeräumt wurde. Für die Zeit nach 1945 wurden die komplizierten Zuständigkeitsverhältnisse für das Grundstück, die heikle Thematik der Übernahme von Reparatur- und Instandsetzungskosten durch die politische Gemeinde sowie die im Zuge wieder zunehmender Schändungen notwendig werdenden Inspektionsmaßnahmen betrachtet. Der Versuch einer Rekonstruierung der in NS-Zeit und unmittelbarer Nachkriegszeit entstandenen Schäden am Friedhof trägt auch dazu bei, Störungen innerhalb der Belegungschronologie zu erklären. Die bis zum Ende der Abfassung dieser Arbeit einzig nachweisbare Beschädigung von Steinen durch menschliche Hand läßt sich auf eine Schändung zurückführen, deren sich 1954 fünf Reckendorfer Kinder und Jugendliche beim ‚Spielen’ schuldig machten. Die Ausführungen schließen mit dem Übergang des Friedhofsgeländes an den Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und dem Hinweis auf die bis heute währenden, regelmäßigen Begehungen des Areals (Kap. IV.1.4).
Der zweite große Themenkomplex von Kapitel IV betrifft den Ist-Bestand des Friedhofs in Gestalt von Objekten und Texten (Kap. IV.2). Der Betrachtung der Maueranlage (Kap. IV.2.1) folgte die Analyse der Grabsteine in ihrem doppelten Bedeutungswert als Träger von Text und Formgebung. Für beide Aspekte bilden die in der Hauptsache durch Feldforschung gewonnenen Ergebnisse des Inventarteils die sachliche Grundlage. Zu Beginn der Betrachtung standen dabei die Inschriften, an die zunächst Fragen zu ihrer möglichen kulturgeschichtlichen Aussagekraft gestellt wurden. Die tendenzielle Formelhaftigkeit einer Grabinschrift stellte sich als stabilisierender Faktor für Trauer und Erinnerung heraus; die Standardisierung der Texte – das heißt zugleich auch: die Differenzierung einer Gemeinschaft nach ‚Ständen’ – unterstützten noch im 19. Jahrhundert Musterbücher für Epitaphe (Kap. IV.2.2.1). Bei der Behandlung der hebräischen Inschriften wurde einleitend das Formular in seinen einzelnen Bestandteilen vorgestellt (Kap. IV.2.2.1.1). Das Anreichern dieser Bestandteile durch Textbeispiele aus Reckendorf eröffnete einen Blick auf die Bedeutsamkeit der hebräischen Grabinschrift als literarischer Gattung, die Aussagen sowohl zur konkreten Gemeindegeschichte sowie zu übergeordneten religiösen Anschauungen und gruppenspezifischen Wertsetzungen zuläßt. In ihrer Entwicklung bzw. Stabilität kann sie als Spiegelung des Menschen- und Geschlechterbildes sowie als Merkmal für soziokulturelle Prozesse, für Tradition und Wandel verstanden werden (Kap. IV.2.2.1.1.1 bis IV.2.2.1.1.5.2). Die relativ spät und zögerlich hinzutretenden deutschen Inschriften blieben, obwohl sie spätestens ab dem letzten Drittel des 19. Jhs. einen integrativen Bestandteil der sepulkralen Texte bildeten, in Reckendorf stets dem hebräischen untergeordnet; nur in zwei Fällen liegen einsprachig deutsche Inschriften vor. Die deutschen Angaben folgen anderen Intentionen (man sehe etwa die Angabe des Geburtsjahres, die im traditionellen hebräischen Formular keinen Platz hat, oder die Präzisierung biographischer Daten), orientieren sich am christlichen Kalender, adaptieren den Sprachgestus christlicher Grabinschriften und dokumentieren eine Geisteshaltung, die die Teilhabe an einer zunehmend als gemeinsam anerkannten Kultur einfordert bzw. bezeugt (Kap. IV.2.2.1.2). Das Kapitel „Durchdringungen und Reflexionen“ vertieft letztere Feststellungen nochmals. Die zunehmende Zweisprachigkeit der Inschriften läßt den Überschneidungsbereich zweier Lebenswelten, Verschränkungen und Spiegelungen der jüdischen Binnenwelt in Annäherung an die christlich-bürgerliche Welt nachspüren. Etwa nimmt die hebräische Inschrift, obschon sie bis zum Ende des Friedhofs mit einer gewissen Zähigkeit aufrecht erhalten wurde, doch orthographische Gewohnheiten des Deutschen an und setzt sie ‚überkorrekt’ in hebräischen Buchstaben um; andererseits spürt man eine gewisse Angst vor dem Abrücken vom Hebräischen, das letztmals graphisch ‚stabilisiert’ zu werden scheint (Kap. IV.2.2.1.3). Es wird resümiert, daß das hebräische Epitaph auf dem Reckendorfer Friedhof – von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen – keine kreative literarische Gattung darstellte. Es erschöpft sich in stereotypen, ‚standesgemäßen’ Formulierungen, wobei immerhin zu mutmaßen ist, daß sich Inhalte bzw. Aussagen trotz gleichbleibender Textform im Laufe des bewegten 19. Jhs. durchaus verändert haben mögen. Etwas längere Inschriften sind tendenziell in Zusammenhang mit aufwendigeren Grabmälern, kurz: mit größerem finanziellem bzw. repräsentativem Einsatz und Anspruch, zu sehen; zudem äußerte sich die soziale Gewichtigkeit von Gemeindefunktionären häufig in der Textlänge. Trotz der verhältnismäßig früh durch die Reckendorfer Juden initiierten Modernisierungsbestrebungen auf religiösem und wirtschaftlichem Gebiet bleibt der Friedhof in der Ausprägung der Inschriften mit den mehr oder weniger marginalen deutschen Angaben und dem Festhalten an dem offenbar Sicherheit gewährenden hebräischen Standardepitaph recht konservativ, was mit bestimmten Aspekten der Geschichte der Kehilla im 19. Jahrhundert, besonders vielleicht mit der rapiden Abwanderung nach Übersee und der dadurch bewirkten, vermutlich angstbesetzten, rapiden strukturellen Auflösung in Zusammenhang stehen könnte (Kap. IV.2.2.1.4).
Nach der Behandlung der ‚Textseite’ der Grabsteine auf Basis einer ausführlichen sprachlichen Analyse wendet sich die Arbeit der ‚Formseite’ der Grabmäler, also der künstlerischen Gestaltung in Verbindung mit der Materialwahl, zu. Dabei stellt gerade der Friedhof Reckendorf ein interessantes Beobachtungsfeld dar, da er auf engem Raum die Wandlungen der Grabmalskunst vom Ende des Alten Reichs bis 1930 und damit zugleich die Wirkungen fortschreitender Emanzipation und Assimilation im ‚bürgerlichen Jahrhundert’ studieren läßt (Kap. IV.2.2.2).
Bei der Darstellung der Entwicklung der Grabsteinformen wird zunächst die ‚schlichte Stele’, d.h. die einteilige, sockellose Stele in den Blick genommen, die den älteren Friedhofsteil beherrscht und erst um 1890 letztmals begegnet. Mangelhafte Zurichtung der Blöcke und laienhafte Ausarbeitung besonders der Inschrift lassen Rückschlüsse auf die schwache Wirtschaftskraft der Kehilla Reckendorf vor allem in den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zu. Obzwar viele der schlichten Stelen sehr einfach gehalten sind, zeigt dieser Typus doch in seiner Gesamtheit einen großen Variationsreichtum an Gestaltungsweisen des oberen Abschlusses wie des Schriftfeldes; lange sind Einflüsse des Spätbarock ebenso wie des Klassizismus zu erkennen. Statusunterschiede lassen sich etwa an besonders ästhetisch behandelten Inschriften, feinerer Bearbeitung und höherwertigem Material festmachen. Bis zum Schluß ist die schlichte Stele aus dem gelbbraunen, mittel- bis grobkörnigen Rhätsandstein gefertigt, wie er am nahegelegenen Lußberg abgebaut wurde; der traditionelle Grabsteintypus ist demnach am engsten mit lokalem, ‚heimatlichem’ Material verbunden (Kap. IV.2.2.2.1.1). Neue Grabsteintypen wie Pfeiler und Ädikula sowie die mehrgliedrige bzw. mehrteilige Stele gewannen zwischen 1840 und 1850 an Raum und dokumentieren die zunehmende ästhetische Annäherung an die umgebende Gesellschaft. Eine neue, bürgerliche Art der Repräsentation äußerte sich in größerer Höhe des Grabmals, in der Tendenz zur Rundansichtigkeit sowie im zunehmend schnelleren Reagieren auf die vom Historismus vorgegebenen Stilrichtungen, für deren Anwendung bzw. Kompilation eine immer reichere Auswahl an Musterbüchern bereitstand, die die Konvergenz mit den christlichen Grabmälern beförderte. Während die Inschriften kaum nennenswerte Entwicklungen erlebten, die ‚Textseite’ also kaum Veränderungen erfuhr, sind Moden, d.h. die Partizipation am Zeitgeist, bei der formalen Gestaltung der Steine deutlich in mehreren Wellen nachzuvollziehen. Zugleich stellt der Friedhof auch eine Art Seismograph für die insgesamt positive ökonomische Entwicklung der Kehilla im 19. Jahrhundert dar. Mit dem Formenwechsel bzw. der steigenden Wirtschaftskraft war auch ein mehrfach zu erkennender Wechsel in der Präferenz der Werksteine verbunden. Die mineralogisch-geologische Analyse der Gesteine verdeutlicht, daß die Herkunftsgebiete des gewählten Steinmaterials zunehmend entfernt von Reckendorf lagen. Der Faktor ‚Entfernung’ veräußert sich auch in Setzungen von Grabsteinen durch in die Vereinigten Staaten emigrierte Verwandte; die beiden marmornen Grabsteine für die Ehepaare Walter und Hellmann verleihen dem Friedhof eine fast ‚urbane’ Note (Kap. IV.2.2.2.1.2). Im letzten Schritt werden die Grabsteinformen bis 1930 betrachtet, besonders Obelisk und Grottengrabmal ab 1870. Der Obelisk konnte mit seinem vielschichtigen Sinngehalt und den werkstoffsemantischen Implikationen der für ihn herangezogenen Hartgesteine auch für den jüdischen Friedhof besonders nach der Reichsgründung an Bedeutung gewinnen, wohl vor allem, weil er Identifikationsmöglichkeiten bot. Das Grottengrabmal kehrt in seiner – vorgetäuschten – Natürlichkeit zum Sandstein zurück und beruft sich unter anderem auf die Idee des Landschaftsgartens bzw. des Parkfriedhofs, ist jedoch in Reckendorf auch in deutlich repräsentativer Haltung eingesetzt (Kap. IV.2.2.2.1.3).
Im weiteren wird die ebenfalls zur künstlerischen Gestaltung gehörige, auf den Reckendorfer Grabsteinen anzutreffende Motivik erschlossen. Dabei erschien es zunächst notwendig, den Begriff ‚Symbol’ in seiner kunsthistorischen Wortbedeutung herauszustellen, die in der einschlägigen Literatur nicht präzise gehandhabt wird. Vom eigentlichen Symbol wird das ‚hinweisende Zeichen’, also der konkreter bleibende Hinweis auf Abstammung oder Gemeindetätigkeit, abgesondert. Beide bilden gemäß der Nomenklatur der Arbeit die Obergruppe der ‚semantischen Motive’, innerhalb deren nochmals zwischen Motiven mit Bezug zum Judentum und solchen allgemeiner, d.h. nicht speziell jüdischer Prägung geschieden wurde. Diesem Komplex standen die ‚ornamentalen Motive’ gegenüber. Die diffusen Überschneidungsbereiche zwischen diesen Gruppen können freilich nicht zur Gänze ausgelotet werden, waren jedoch zahlreiche Überlegungen zu möglichen Sinnschichten der bildlichen Darstellungen wert (Kap. IV.2.2.2.2). Die Schlußbemerkungen zur künstlerischen Gestaltung notieren nochmals zentrale Fragen und Beobachtungen: zunächst die Tatsache, daß auch die Vertreter der schlichten Stele trotz ihrer auf den ersten Blick kaum sichtbaren Unterschiede den Status des Verstorbenen viel zu oft transportieren, als daß das Diktum von der ‚Gleichheit aller im Tode’ selbst zur Zeit vor der vollen Angleichung an christliche Grabsteinformen aufrecht erhalten werden könnte. Auch wird die Frage aufgeworfen, ob historistische Stilrichtungen, vor allem die Neugotik, von den Juden in ihren ideologischen Qualitäten erfaßt und dementsprechend eingesetzt bzw. abgelehnt wurden, bis zu welchem Grade sich nationale Selbstdefinition also in der Wahl der Grabsteine gespiegelt haben könnte. Die ‚Modernisierung’ des jüdischen Friedhofs Reckendorf in der zweiten Jahrhunderthälfte, das schnellere Reagieren auf Erscheinungen des ‚Zeitgeistes’, ist als Widerhall sich verändernder Geisteshaltungen, die fallweise freilich nicht immer bestimmbar sind, zu begreifen. Bei aller vordergründigen formalen Konvergenz mit christlichen Grabmälern wurde von den Juden jedoch immer das religiös Gangbare mitreflektiert und umgesetzt, auch wenn dies nur im – freilich selten möglichen – Vergleich mit älteren Steinen auf christlichen Friedhöfen überhaupt nachvollziehbar ist; bestimmte Austauschprozesse (etwa die Kreuzblume gegen das Kreuz) führten zu solchen religiös zulässigen Grabsteinen. Zudem sind trotz aller Zeithaltigkeit in Reckendorf auch stärker beharrende Momente spürbar, etwa der insgesamt eher verhaltene, zurückgenommene Einsatz von Formen, denen meist die bedingungslose Üppigkeit mancher städtischer Friedhöfe abgeht, oder das bis zum Schluß belegbare Festhalten an den hinweisenden Zeichen für Kohanim und Leviten (Kap. IV.2.2.2.3).
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Dieser umfassende Zugriff auf das Thema, das vom Friedhof Reckendorf als Objekt, als sach-kultureller Veräußerung ausgeht, ermöglicht in der Zusammenschau mit archivalischen Dokumenten und der Gemeindegeschichte einen Blick auf die vergangene Lebenswirklichkeit der Reckendorfer Juden. Dabei wird der Friedhofsbestand, d.h. besonders die Grabsteine als kulturelle Objektivationen, als Zugang zu einem besseren Verständnis von historischen und gesellschaftlichen Prozessen begriffen und gewertet (s. Kap. IV.2). Die bei der Inventarisierung (Band II) systematisch gewonnene Vielzahl isolierter Daten bildet hierfür die detailreiche Grundlage. Zwar soll der Friedhof Reckendorf auch eine Würdigung als Sprach- und Kunstdenkmal per se erfahren. Die philologischen und kunsthistorischen Zugriffe, die zur Aufarbeitung der bei der Inventarisierung erhobenen Daten angewandt werden, dienen jedoch nicht allein der Untersuchung der Sachgüter um ihrer selbst willen, sondern der Erhellung einerseits der Gemeindegeschichte im engeren Sinne, andererseits der Bedingungen und Bedingtheiten jüdischen Lebens in einem christlichen Umfeld. All dies findet sich gespiegelt auf dem engen Raum eines Friedhofs, der so nicht nur Auskunft über kulturelle Vollzüge bezüglich des Todes, sondern auch Einblicke in Formen der Gestaltung und Bewältigung des Lebens gewährt. Im Zusammenspiel mit der Rekonstruktion der Friedhofsgeschichte, die bereits Jahrzehnte vor der eigentlichen Gründung einsetzt, mit der religiösen Funktion und Wichtigkeit eines Bet ‛Olam sowie der Darstellung der um Tod und Begräbnis gruppierten Vorgänge, hauptsächlich erarbeitet auf Basis des Sefer ha-chajjim, soll eine Vorstellung vom ‚Sitz im Leben’ des Friedhofs vor dem Hintergrund der sich wandelnden Lebensrealität der Kehilla Reckendorf entstehen.
Im Laufe der Analyse tritt der jüdische Friedhof Reckendorf als bedeutungsvoller Ort traditions- und gruppengebundener Wertsetzungen hervor, die erahnen lassen, daß die kulturelle Identität der jüdischen Minderheit wesentlich über den Friedhof mitbestimmt wurde, daß der Friedhof zunächst und vor allem als Ort der Rückversicherung an jüdischen Werten, als Mittelpunkt gemeinschaftsstabilisierender ritueller Handlungen und Zielpunkt karitativer, das ‚Wir-Gefühl’ stärkender Aktivitäten wahrgenommen wurde. Zugleich ist der Friedhof mit fortschreitendem 19. Jahrhundert wohl auch und gerade als Austragungsort zu verstehen, wo im Spannungsfeld von ‚Eigenem’ und ‚Nicht-Eigenem’, von ‚Innen’ und ‚Außen’ kulturelle Identität, Zugehörigkeits- und Solidaritätsgefühle, ja: letztendlich Heimatbewußtsein, neu verortet werden mußten, so daß der Friedhof durchaus als Boden staatsbürgerlicher Identitätsfindung wahrgenommen worden sein könnte, zumindest unbewußt.
So strebt die Dissertation einerseits an, den jüdischen Friedhof Reckendorf in seinem Wert als kulturhistorischer bzw. soziokultureller 'Indikator' schärfer hervortreten zu lassen. Zugleich plädiert sie dafür, mehrdimensional angelegte Dokumentationen jüdischer Friedhöfe im allgemeinen stärker in die Anliegen des universitären Faches Volkskunde/Europäische Ethnologie einzubinden (Kap. V).
GND Keywords: ;
Reckendorf (Bamberg)
Jüdischer Friedhof
Keywords:
Landjudentum; jüdische Landgemeinde; Juden Franken; Reckendorf; Reckendorf Juden; jüdischer Friedhof; Bestattung Judentum; Dokumentation Friedhof; Inventarisierung Friedhof; jüdische Inschriften; jüdische Grabmalskunst; Tod Judentum; Scheintod Judentum
DDC Classification:
RVK Classification:
Type:
Doctoralthesis
Activation date:
July 31, 2013
Full text/File(s)
Question on publication
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/1569