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Zur Stratigraphie und Altersstellung der jungquartären Lechterrassen zwischen Hohenfurch und Kissing : unter Verwendung hochauflösender Airborne-LiDAR-Daten
Gesslein, Benjamin (2013): Zur Stratigraphie und Altersstellung der jungquartären Lechterrassen zwischen Hohenfurch und Kissing : unter Verwendung hochauflösender Airborne-LiDAR-Daten, Bamberg: University of Bamberg Press, doi: 10.20378/irb-1231.
Faculty/Chair:
Author:
By:
Gesslein, Benjamin
Publisher Information:
Year of publication:
2013
Pages:
ISBN:
978-3-86309-128-6
978-3-86309-129-3
Series ; Volume:
Supervisor:
Source/Other editions:
Parallel erschienen als Druckausg. in der University of Bamberg Press, 2013 (27,50 EUR)
Language:
German
Remark:
Zugl.: Bamberg, Univ., Diss., 2012
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DOI:
Licence:
Abstract:
Im jungquartären Lechtal zwischen den Jungendmoränen des Lechgletschers bei Hohenfurch und Kissing bei Augsburg können 20 Einzelterrassen ausgegliedert werden, die, abgesehen von der Übergangsterrasse, in drei Terrassenkomplexe zusammengefasst werden können. Demnach bildet die hoch- und späthochglaziale Terrassenabfolge die Hauptniederterrasse (inklusive Ältere Hauptniederterrasse), die „Stufe von St. Ursula“, die „Stufe von Altenstadt“, die „Stufe von Hohenfurch“ und die „Stufe von Schongau-Peiting“. Spätglaziale Terrassenbildungen sind die „Stufe von Unterigling“, die „Zwischenstufe“ und die „Stufe von Friedheim“. Der holozäne Terrassenkomplex setzt sich aus zehn Einzelterrassen zusammen („Epfachstufen“, „Mundrachinger Stufe“, „Lorenzbergstufen“, „Seestallstufen“ und drei jungholozänen „Auenstufen“), wobei die „Epfachstufen“, die „Lorenzbergstufen“ und die „Seestallstufen“ Terrassenpaare darstellen, die aufgrund ähnlicher Oberflächenniveaus und beinahe identischer Gerinnestrukturen auf ihren Oberflächen zusammengefasst behandelt werden können.<cr><nl>
Eine stratigraphische Sonderstellung nimmt die Übergangsterrasse ein, die wegen ihrer Verknüpfung mit den Endmoränen des „Stoffener Stadiums“, ihrer morphostratigraphischen Lage oberhalb des jungquartären Talbodens und den Lössdeckschichten älter als die hochwürmzeitliche Hauptniederterrasse ist und damit höchstwahrscheinlich eine früh- bzw. mittelwürmzeitliche Bildung darstellt.<cr><nl>
Die Altersstellung der durch deutliche Terrassenstufen voneinander abgegrenzten hoch- und späthochwürmzeitliche Lechterrassen wird primär durch die Tatsache belegt, dass sie direkt mit den Übergangskegeln der beiden beteiligten Vorlandgletschersystemen und zwar des Iller-Lechgletschers und des Isar-Loisachgletschers verknüpft werden können. Lediglich für die „Stufe von Schongau-Peiting“ ist eine solche Verknüpfung nicht gesichert, jedoch wahrscheinlich. Die Sedimentkörper der hoch- und späthochwürmzeitlichen Lechterrassen charakterisiert das typische Schichtungsbild eines hochenergetischen verwilderten Flusses (braided river), das sich durch Trog- bis Kreuzschichtung („V-Schotter“, sensu Schirmer 1983) auszeichnet. Auf den sandigen Deckschichten sind vorwiegend mittel- bis flachgründige Parabraunerden ausgebildet.<cr><nl>
Bei der Entstehung der spätglazialen Terrassen hatten sich die Vorlandgletscher bereits in die Alpen zurückgezogen, eine Parallelisierung mit Endmoränenständen ist daher nicht mehr möglich. Im Gegensatz zu den hoch- und späthochglazialen Lechterrassen besitzen die Sedimentkörper der spätglazialen Terrassen meist eine schwache horizontale Schichtung und eine deutlich höhere Zahl von Mergelschollen. Beides weist auf eine erhöhte Abflusstätigkeit, einhergehend mit verstärkter Seitenerosion bei nur wenigen lagestabilen Rinnensystemen, hin. Als Bodenbildungen dominieren flachgründige Parabraunerden und Braunerden mit beginnender Tondurchschlämmung.<cr><nl>
Der holozäne Terrassenkomplex wird aus zehn Einzelterrassen aufgebaut, die im südlichen Untersuchungsabschnitt, ebenso wie die jungpleistozänen Terrassen eine markante Terrassentreppe bilden. Im nördlichen Talabschnitt gleichen sich die Oberflächenniveaus sukzessive aneinander an, bis sie eine weit gestreckte, nahezu höhengleiche Reihenterrassenlandschaft darstellen, die den Lech über viele Kilometer flankiert. Die Schotterkörper der holozänen Terrassen zeigen vorwiegend Horizontal-, seltener auch Trogschichtung, zudem konnten Areale mit gut ausgebildeter großbogiger Schrägschichtung („L-Schotter“, sensu Schirmer 1983) nachgewiesen werden.<cr><nl>
Die Böden der alt- bis mittelholozänen Lechterrasse bilden Braunerden, die durch den Ackerbau meist zu Pararendzinen bzw. Kultorendzinen degradiert wurden. Die durch die Hochflutdynamik des Lechs tangierten jungholozänen Terrassenbildungen besitzen meist Auenrendzinen auf Flussmergeln.<cr><nl>
Neben der morphostratigraphischen, geologisch-sedimentologischen und pedologischen Abgrenzung der Terrassen, erlauben vor- und frühgeschichtliche Fundstellen, historische Kartenwerke und letztlich (AMS) 14C- und OSL-Datierungen folgende zeitliche Einstufungen der Lechterrassen:
Übergangsterrasse: Früh- bzw. Mittelwürm<cr><nl>
(Ältere) Hauptniederterrasse: Würm-Hochglazial<cr><nl>
Stufe von St. Ursula: Würm-Späthochglazial<cr><nl>
Stufe von Altenstadt: Würm-Späthochglazial<cr><nl>
Stufe von Hohenfurch: Würm-Späthochglazial<cr><nl>
Stufe von Schongau-Peiting: Würm-Späthochglazial<cr><nl>
Stufe von Unterigling: Präbölling – Jüngere Dryas<cr><nl>
Zwischenstufe: Ende Jüngere Dryas<cr><nl>
Stufe von Friedheim: Übergang Spätglazial – Holozän<cr><nl>
Epfachstufen: Präboreal<cr><nl>
Mundrachinger Stufe: Atlantikum<cr><nl>
Lorenzbergstufen: Atlantikum/Subboreal(?)<cr><nl>
Seestallstufen: Subboreal/Subatlantikum<cr><nl>
Ältere Auenstufe: Römerzeit<cr><nl>
Jüngere Auenstufe: Mittelalter/Ältere Neuzeit<cr><nl>
Jüngste Auenstufe: Frühes 19. Jh. - Flusslauffestlegung<cr><nl>
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Das flussmorphologische Erscheinungsbild des Lechs vom Würmhochglazial bis zu den Flusskorrektionen im frühen 19. Jahrhundert konnte mit Hilfe von LiDAR-Daten und für das 19. Jahrhundert auf Basis historischer Karten rekonstruiert werden. Dabei wird deutlich, dass klimatische Veränderungen als initialer Faktor Veränderungen im fluviatilen Haushalt bewirken. Diese zeigen sich jedoch in Abhängigkeit von talinternen Komponenten (Talbreite, Talenge, Talüberhöhung etc.) in verschiedener Ausprägung.<cr><nl>
So stellt sich das flussmorphologische Erscheinungsbild im Hoch- und Späthochglazial für das gesamte Lechtal als vertikal aufschotternder, hochenergetischer, verwilderter Fluss (braided river) dar. Im schmalen und stark überhöhten Talabschnitt unterhalb der Endmoränen kam es bereits im Übergang Spätglazial – Holozän zur Anlage erster größerer Mäanderbögen. Im Holozän setzte sich ein von nur wenigen Verzweigungen geprägter mäandrierender Lechlauf (sinuous point bar anabranching river) durch. Im deutlich breiteren und auch flacheren nördlichen Talabschnitt entstand seit dem Präboreal ein stark verzweigter Lech, bei dem sich im Laufe des Holozäns ein dominierender, mäandrierender Hauptstromstrich (braided point bar) durchsetzte.<cr><nl>
Die jungquartäre fluviale Morphodynamik im untersuchten Lechtal zeigt viele Ähnlichkeiten zu der des Inns und insbesondere zur Isar. Insofern ist ein überregional wirksamer klimatischer Steuerungsmechanismus anzunehmen. Nach der hochglazialen Aufschotterung der Hauptniederterrasse dokumentieren die einzelnen späthochglazialen Lechterrassen den schrittweisen Eiszerfall im Alpenvorland. Den kräftigen klimatischen Umschwung vom Hoch- zum Spätglazial weist eine markante Erosionsphase nach, der nahezu alle hoch- und späthochglazialen Terrassen im nördlichen Talabschnitt zum Opfer fielen. Die Aufschotterung der „Stufe von Unterigling“ belegt eine erneute spätglaziale Akkumulationsphase, deren Schwerpunkt vermutlich in die jüngere Dryaszeit zu setzen ist. Der Übergang Spätglazial – Holozän wird durch eine kurze Terrassenabfolge über wenige hundert Jahre angezeigt. Aufgrund der unterschiedlichen Talkonfigurationen zwischen den beiden Talabschnitten stellt sich die holozäne Morphodynamik so dar, dass sich im weiterhin stark überhöhten südlichen Talabschnitt die Ausbildung einer Terrassentreppe, die bereits im Späthochglazial begann, fortsetzte, während sich im nördlichen Talabschnitt sukzessive eine Reihenterrassenlandschaft etablierte.
Eine stratigraphische Sonderstellung nimmt die Übergangsterrasse ein, die wegen ihrer Verknüpfung mit den Endmoränen des „Stoffener Stadiums“, ihrer morphostratigraphischen Lage oberhalb des jungquartären Talbodens und den Lössdeckschichten älter als die hochwürmzeitliche Hauptniederterrasse ist und damit höchstwahrscheinlich eine früh- bzw. mittelwürmzeitliche Bildung darstellt.<cr><nl>
Die Altersstellung der durch deutliche Terrassenstufen voneinander abgegrenzten hoch- und späthochwürmzeitliche Lechterrassen wird primär durch die Tatsache belegt, dass sie direkt mit den Übergangskegeln der beiden beteiligten Vorlandgletschersystemen und zwar des Iller-Lechgletschers und des Isar-Loisachgletschers verknüpft werden können. Lediglich für die „Stufe von Schongau-Peiting“ ist eine solche Verknüpfung nicht gesichert, jedoch wahrscheinlich. Die Sedimentkörper der hoch- und späthochwürmzeitlichen Lechterrassen charakterisiert das typische Schichtungsbild eines hochenergetischen verwilderten Flusses (braided river), das sich durch Trog- bis Kreuzschichtung („V-Schotter“, sensu Schirmer 1983) auszeichnet. Auf den sandigen Deckschichten sind vorwiegend mittel- bis flachgründige Parabraunerden ausgebildet.<cr><nl>
Bei der Entstehung der spätglazialen Terrassen hatten sich die Vorlandgletscher bereits in die Alpen zurückgezogen, eine Parallelisierung mit Endmoränenständen ist daher nicht mehr möglich. Im Gegensatz zu den hoch- und späthochglazialen Lechterrassen besitzen die Sedimentkörper der spätglazialen Terrassen meist eine schwache horizontale Schichtung und eine deutlich höhere Zahl von Mergelschollen. Beides weist auf eine erhöhte Abflusstätigkeit, einhergehend mit verstärkter Seitenerosion bei nur wenigen lagestabilen Rinnensystemen, hin. Als Bodenbildungen dominieren flachgründige Parabraunerden und Braunerden mit beginnender Tondurchschlämmung.<cr><nl>
Der holozäne Terrassenkomplex wird aus zehn Einzelterrassen aufgebaut, die im südlichen Untersuchungsabschnitt, ebenso wie die jungpleistozänen Terrassen eine markante Terrassentreppe bilden. Im nördlichen Talabschnitt gleichen sich die Oberflächenniveaus sukzessive aneinander an, bis sie eine weit gestreckte, nahezu höhengleiche Reihenterrassenlandschaft darstellen, die den Lech über viele Kilometer flankiert. Die Schotterkörper der holozänen Terrassen zeigen vorwiegend Horizontal-, seltener auch Trogschichtung, zudem konnten Areale mit gut ausgebildeter großbogiger Schrägschichtung („L-Schotter“, sensu Schirmer 1983) nachgewiesen werden.<cr><nl>
Die Böden der alt- bis mittelholozänen Lechterrasse bilden Braunerden, die durch den Ackerbau meist zu Pararendzinen bzw. Kultorendzinen degradiert wurden. Die durch die Hochflutdynamik des Lechs tangierten jungholozänen Terrassenbildungen besitzen meist Auenrendzinen auf Flussmergeln.<cr><nl>
Neben der morphostratigraphischen, geologisch-sedimentologischen und pedologischen Abgrenzung der Terrassen, erlauben vor- und frühgeschichtliche Fundstellen, historische Kartenwerke und letztlich (AMS) 14C- und OSL-Datierungen folgende zeitliche Einstufungen der Lechterrassen:
Übergangsterrasse: Früh- bzw. Mittelwürm<cr><nl>
(Ältere) Hauptniederterrasse: Würm-Hochglazial<cr><nl>
Stufe von St. Ursula: Würm-Späthochglazial<cr><nl>
Stufe von Altenstadt: Würm-Späthochglazial<cr><nl>
Stufe von Hohenfurch: Würm-Späthochglazial<cr><nl>
Stufe von Schongau-Peiting: Würm-Späthochglazial<cr><nl>
Stufe von Unterigling: Präbölling – Jüngere Dryas<cr><nl>
Zwischenstufe: Ende Jüngere Dryas<cr><nl>
Stufe von Friedheim: Übergang Spätglazial – Holozän<cr><nl>
Epfachstufen: Präboreal<cr><nl>
Mundrachinger Stufe: Atlantikum<cr><nl>
Lorenzbergstufen: Atlantikum/Subboreal(?)<cr><nl>
Seestallstufen: Subboreal/Subatlantikum<cr><nl>
Ältere Auenstufe: Römerzeit<cr><nl>
Jüngere Auenstufe: Mittelalter/Ältere Neuzeit<cr><nl>
Jüngste Auenstufe: Frühes 19. Jh. - Flusslauffestlegung<cr><nl>
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Das flussmorphologische Erscheinungsbild des Lechs vom Würmhochglazial bis zu den Flusskorrektionen im frühen 19. Jahrhundert konnte mit Hilfe von LiDAR-Daten und für das 19. Jahrhundert auf Basis historischer Karten rekonstruiert werden. Dabei wird deutlich, dass klimatische Veränderungen als initialer Faktor Veränderungen im fluviatilen Haushalt bewirken. Diese zeigen sich jedoch in Abhängigkeit von talinternen Komponenten (Talbreite, Talenge, Talüberhöhung etc.) in verschiedener Ausprägung.<cr><nl>
So stellt sich das flussmorphologische Erscheinungsbild im Hoch- und Späthochglazial für das gesamte Lechtal als vertikal aufschotternder, hochenergetischer, verwilderter Fluss (braided river) dar. Im schmalen und stark überhöhten Talabschnitt unterhalb der Endmoränen kam es bereits im Übergang Spätglazial – Holozän zur Anlage erster größerer Mäanderbögen. Im Holozän setzte sich ein von nur wenigen Verzweigungen geprägter mäandrierender Lechlauf (sinuous point bar anabranching river) durch. Im deutlich breiteren und auch flacheren nördlichen Talabschnitt entstand seit dem Präboreal ein stark verzweigter Lech, bei dem sich im Laufe des Holozäns ein dominierender, mäandrierender Hauptstromstrich (braided point bar) durchsetzte.<cr><nl>
Die jungquartäre fluviale Morphodynamik im untersuchten Lechtal zeigt viele Ähnlichkeiten zu der des Inns und insbesondere zur Isar. Insofern ist ein überregional wirksamer klimatischer Steuerungsmechanismus anzunehmen. Nach der hochglazialen Aufschotterung der Hauptniederterrasse dokumentieren die einzelnen späthochglazialen Lechterrassen den schrittweisen Eiszerfall im Alpenvorland. Den kräftigen klimatischen Umschwung vom Hoch- zum Spätglazial weist eine markante Erosionsphase nach, der nahezu alle hoch- und späthochglazialen Terrassen im nördlichen Talabschnitt zum Opfer fielen. Die Aufschotterung der „Stufe von Unterigling“ belegt eine erneute spätglaziale Akkumulationsphase, deren Schwerpunkt vermutlich in die jüngere Dryaszeit zu setzen ist. Der Übergang Spätglazial – Holozän wird durch eine kurze Terrassenabfolge über wenige hundert Jahre angezeigt. Aufgrund der unterschiedlichen Talkonfigurationen zwischen den beiden Talabschnitten stellt sich die holozäne Morphodynamik so dar, dass sich im weiterhin stark überhöhten südlichen Talabschnitt die Ausbildung einer Terrassentreppe, die bereits im Späthochglazial begann, fortsetzte, während sich im nördlichen Talabschnitt sukzessive eine Reihenterrassenlandschaft etablierte.
GND Keywords: ;
Lechtal
Jungquartär
Keywords:
Lechterrassen
DDC Classification:
RVK Classification:
Type:
Doctoralthesis
Activation date:
May 21, 2013
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/1231