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The Weird turns Pro : Zur Funktion des Skandals in Hunter S. Thompsons gonzo-Reportagen
Michael, Hendrik (2014): The Weird turns Pro : Zur Funktion des Skandals in Hunter S. Thompsons gonzo-Reportagen, in: Skandalautoren : Zu repräsentativen Mustern literarischer Provokation und Aufsehen erregender Autorinszenierung, 1. Auflage Würzburg: Königshausen & Neumann, S. 111–126.
Faculty/Chair:
Author:
Other Contributing Persons:
Title of the compilation:
Skandalautoren : Zu repräsentativen Mustern literarischer Provokation und Aufsehen erregender Autorinszenierung
Publisher Information:
Year of publication:
2014
Pages:
Edition:
1
ISBN:
978-3-8260-5530-0
Language:
German
Abstract:
Hunter S. Thompson gilt als eine Ikone der amerikanischen Popkultur, möglicherweise weil er der personifizierte Skandal ist. Als er sich 2005 eine Kugel in den Kopf jagte, verstarb - so das Medienecho - nicht nur ein arrivierter Autor und prononcierter Journalist, sondern vor allem ein professioneller Querulant. Dessen Manifest ist „gonzo“, eine bastardisierte, parajournalistische Darstellungsform.
Es soll erörtert werden, wie Thompson in seinen Reportagen verschiedene Phänomene des Skandals wirkungsvoll methodisiert, etwa indem biographische Persönlichkeit und narrative Persona in einem untrennbaren Spannungsverhältnis miteinander verbunden werden, und sich der Autor als professioneller Journalist dadurch in einen Zustand der permanenten Unschärfe zwischen Faktisierung und Fiktionalisierung, subjektiver Vereinnahmung und ausgewogener Distanz, begibt. Spezifische Skandale dienen dabei nicht dem Zweck der gezielten (Selbst)-Vermarktung, sondern sind Teil einer Strategie der ironischen Distanzierung. Als Gegenentwurf zum objektivierenden Nachrichtenjournalismus, gelingt es dem Autor erst so in die Randbereiche der oszillierenden amerikanischen Gesellschaft, die Gegenkultur(en) der 1960ger, vorzudringen. Thompsons Credo ist dabei, dass die Grenzen dieser Gesellschaft erst erfasst werden können, wenn der Journalist bereit ist für eine Gratwanderung an deren Rändern. Diese Gratwanderung vermittelte der Autor nicht nur durch die Identifikation mit Themen und Protagonisten seiner Reportagen, sondern auch durch einen äußerst grenzwertigen Lebensstil.
Skandale sind für Thompson Vehikel, um die Grenzen der Gesellschaft, des Individuums und des Bewusstseins neu zu vermessen. Diese Strategie der Grenzwertigkeit bestimmt Thompsons Leben und Werk, ist somit privater und beruflicher Natur, und zeigt das Potential, aber auch die Risiken der radikalen (Selbst)-Skandalisierung.
Es soll erörtert werden, wie Thompson in seinen Reportagen verschiedene Phänomene des Skandals wirkungsvoll methodisiert, etwa indem biographische Persönlichkeit und narrative Persona in einem untrennbaren Spannungsverhältnis miteinander verbunden werden, und sich der Autor als professioneller Journalist dadurch in einen Zustand der permanenten Unschärfe zwischen Faktisierung und Fiktionalisierung, subjektiver Vereinnahmung und ausgewogener Distanz, begibt. Spezifische Skandale dienen dabei nicht dem Zweck der gezielten (Selbst)-Vermarktung, sondern sind Teil einer Strategie der ironischen Distanzierung. Als Gegenentwurf zum objektivierenden Nachrichtenjournalismus, gelingt es dem Autor erst so in die Randbereiche der oszillierenden amerikanischen Gesellschaft, die Gegenkultur(en) der 1960ger, vorzudringen. Thompsons Credo ist dabei, dass die Grenzen dieser Gesellschaft erst erfasst werden können, wenn der Journalist bereit ist für eine Gratwanderung an deren Rändern. Diese Gratwanderung vermittelte der Autor nicht nur durch die Identifikation mit Themen und Protagonisten seiner Reportagen, sondern auch durch einen äußerst grenzwertigen Lebensstil.
Skandale sind für Thompson Vehikel, um die Grenzen der Gesellschaft, des Individuums und des Bewusstseins neu zu vermessen. Diese Strategie der Grenzwertigkeit bestimmt Thompsons Leben und Werk, ist somit privater und beruflicher Natur, und zeigt das Potential, aber auch die Risiken der radikalen (Selbst)-Skandalisierung.
Keywords:
Skandal
Type:
Contribution to an Articlecollection
Activation date:
November 17, 2014
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/20948