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Mönche als Pioniere in der Wildnis? : Aspekte des mittelalterlichen Landesausbaus
Schreg, Rainer (2018): „Mönche als Pioniere in der Wildnis? : Aspekte des mittelalterlichen Landesausbaus“. Bamberg: opus.
Author:
Publisher Information:
Year of publication:
2018
Pages:
Source/Other editions:
Klöster und ihre Ressourcen : Räume und Reformen monastischer Gemeinschaften im Mittelalter / Marco Krätschmer, Katja Thode, Christina Vossler-Wolf (Hg.). - Tübingen: Tübingen Library Publishing, 2018, S. 39-58. - ISBN: 978-3-946552-24-6
Language:
German
DOI:
Abstract:
Klöstern wird häufig eine besondere Rolle beim mittelalterlichen Landesausbau zugeschrieben. Einerseits wirkt hier das klösterliche Ideal des Lebens in der Einsamkeit, andererseits ist das Bild auch beeinflusst von anachronistischen, modernen Geschichts- und Naturvorstellungen. Aus einer landschaftsarchäologischen Perspektive untersucht der Beitrag die Lage früh- und hochmittelalterlicher Klostergründungen (Bebenhausen, Eußerthal, Hirsau und Faurndau), die in den Kontext der regionalen Landschaftsentwicklung gestellt werden. Herangezogen werden Klöster aus Südwestdeutschland, die in unterschiedlicher Weise in marginalen Landschaften liegen und bei denen sich Aussagen über die vorklosterzeitliche Besiedlung treffen lassen. Dabei wird gezeigt, dass Klöster vielfach in bereits genutztem Land gegründet wurden, das nur sehr bedingt als „Wildnis“ verstanden werden kann.
Dieser „Mythos Wildnis“ beruht neben dem spirituellen Ideal des Mittelalters vor allem auch auf einem kolonialistischen Konzept der Neuzeit. Landesausbau und auch die Rolle der Klöster sind hier neu zu denken. Die bisherige Sicht geht zu sehr – nicht zuletzt quellenbedingt – von einer tragenden Rolle von Institutionen, Herrschaften und Klöstern aus und übersieht die Rolle der ortsansässigen, in den Schriftquellen freilich selten sichtbaren Bevölkerung. Archäologische Funde legen nahe, dass von ihr die ersten Initiativen einer Besiedlung ausgingen, indem sie für ihre Subsistenzwirtschaft die Ressourcen der marginalen Landschaften erschlossen. Die Klöster sind als Teil einer organisatorischen Durchdringung zu sehen, mit der sich einzelne Herrschaften die Ressourcen dieser Regionen erschlossen und aneigneten. Dabei ist denkbar, dass der geringere Nutzungsdruck in den marginalen Landschaften wie auch flexiblere Besitzstrukturen es erleichterten, Klöster gerade dort zu etablieren.
Dieser „Mythos Wildnis“ beruht neben dem spirituellen Ideal des Mittelalters vor allem auch auf einem kolonialistischen Konzept der Neuzeit. Landesausbau und auch die Rolle der Klöster sind hier neu zu denken. Die bisherige Sicht geht zu sehr – nicht zuletzt quellenbedingt – von einer tragenden Rolle von Institutionen, Herrschaften und Klöstern aus und übersieht die Rolle der ortsansässigen, in den Schriftquellen freilich selten sichtbaren Bevölkerung. Archäologische Funde legen nahe, dass von ihr die ersten Initiativen einer Besiedlung ausgingen, indem sie für ihre Subsistenzwirtschaft die Ressourcen der marginalen Landschaften erschlossen. Die Klöster sind als Teil einer organisatorischen Durchdringung zu sehen, mit der sich einzelne Herrschaften die Ressourcen dieser Regionen erschlossen und aneigneten. Dabei ist denkbar, dass der geringere Nutzungsdruck in den marginalen Landschaften wie auch flexiblere Besitzstrukturen es erleichterten, Klöster gerade dort zu etablieren.
GND Keywords: ; ;
Kloster
Gründung
Landschaft
Keywords: ; ; ;
Kloster
Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit
Landschaftsarchäologie
mittelalterliche Geschichte
DDC Classification:
RVK Classification:
Peer Reviewed:
Yes:
International Distribution:
Yes:
Type:
Contribution to an Articlecollection
Activation date:
February 5, 2019
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/44875