Es werden zwei Untersuchungen vorgestellt, die auf einer Serie von Experimenten von Franklin, Tversky, Bryant u.a. aufbauen. In diesen Experimenten wurde gezeigt, daß Leser in aufgrund textueller Beschreibungen aufgebauter räumlicher Situationsmodelle unterschiedliche Perspektiven einnehmen, die sich anhand der Verfügbarkeitsmuster von Objekten aus dem Raum differenzieren lassen. Unser Anliegen war es, zu untersuchen, inwieweit die in den Raumbeschreibungen verwendeten deiktischen Lokalisierungsausdrücke und unterschiedliche verbale Ausdrücke bestimmte Perspektiven induzieren, und ob sich unterschiedliche induzierte Perspektiven zur semantischen Differenzierung von Ausdrücken mit Wahrnehmungsverben heranziehen lassen. Unser Textmaterial bestand aus kurzen Geschichten, in denen ein handelnder Protagonist in einem Raum beschrieben wurde. Die Position verschiedener Objekte wurde entweder relativ zum Protagonisten (z.B. "rechts von ... ") oder relativ zur virtuellen Perspektive eines Erzählers (z.B. "An der rechten Wand ... ") festgelegt. In nachfolgenden Sätzen wurden aktive Handlungen des Protagonisten oder passive Wahrnehmungen mit Ausdrücken wie "Er sieht zum...", "Er geht zum ... ", "Er sieht den... " oder "Dort ist ... " beschrieben. Zwar zeigen die Ergebnisse signifikante Unterschiede in den Verfügbarkeitsmustem in Abhängigkeit von der Raumbeschreibung und den verwendeten verbalen Ausdrücken, die auch darauf hindeuten, daß sich semantische Aspekte von Ausdrücken mit Wahrnehmungs- und Handlungsverben unterscheiden lassen, jedoch sind sie inkonsistent zu den von Franklin, Tversky u.a. gefundenen und sind nur schwer interpretierbar. Aus den Reaktionszeitmustern konnte die eingenommene Perspektive nicht eindeutig und konsistent mit verschiedenen theoretischen Vorstellungen ermittelt werden.