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Promotionspreise der Hans-Löwel-Stiftung
Title
Promotionspreise der Hans-Löwel-Stiftung
Year
2024
Awardseries
Person
Description
Nach dem Abitur in Braunschweig und einem zweijährigen studienvorbereitenden Praktikum im dortigen Herzog Anton Ulrich-Museum studierte Tracy Niepold von 2007 bis 2013 den Bachelor- und Masterstudiengang Konservierungs- und Restaurierungswissenschaften mit einer Spezialisierung auf historische und archäologische Textilien an der Technischen Hochschule Köln. 2015 begann sie eine Promotion an der Universität Bamberg im Fachbereich Restaurierungswissenschaften und schloss diese 2024 erfolgreich ab. Bereits seit 2013 ist Tracy Niepold als Restauratorin beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege beschäftigt.
Dissertation:
Textilien und weitere organische Materialien aus Grab 58 von Trossingen (Lkr. Tuttlingen). Analyse und kulturräumliche Interpretation selten erhaltener Grabausstattungselemente einer um 580 n. Chr. datierten Männerbestattung
Textilien, Leder und andere organische Materialien gehören erhaltungsbedingt zu den seltensten Fundobjekten der Archäologie. Von den oftmals sehr reichen Beigabenausstattungen vor- und frühgeschichtlicher Gräber bleiben zumeist nur die aus Metall oder Keramik gefertigten Objekte erhalten. Ein besonderer Glücksfall ist daher Grab 58 aus dem Gräberfeld von Trossingen (um 580 n. Chr.). Durch eine hohe Bodenfeuchte hatten sich in der Bestattung eines 35-40 Jahre alten Mannes auch Möbelstücke aus Holz und eine vollständige Leier, zudem zahlreiche Textilien, Leder, Fell und Pflanzenreste erhalten. Nach 1.400 Jahren lagen diese nur noch als stark abgebaute, braune Schichten vor, die das gesamte Skelett umgaben. Durch eine detaillierte mikroskopische Untersuchung konnten dennoch verschiedene Bekleidungsstücke des Toten, eine gepolsterte Unterlage und ein Kissen sowie mehrere Textilien identifiziert werden, die zum Einhüllen des Leichnams dienten oder denen ein Symbolcharakter zuzuweisen ist. Nach der Evaluation und Durchführung geeigneter naturwissenschaftlicher Analyseverfahren gelang die Identifizierung der verwendeten Fasermaterialien, Textilfarbstoffe und anderer organischer Werkstoffe. Vier an prominenter Stelle im Grab deponierte Textilien ließen sich anhand ihrer Verarbeitungstechniken als Importstücke aus dem Mittelmeerraum bestimmen. Mittels spezieller Datierungsverfahren (14C-Datierung) konnte zudem der bislang einmalige Nachweis erbracht werden, dass sie bereits in der Spätantike hergestellt worden sind und als geschätzte Altstücke in das Grab gelangten. Mit den Ergebnissen ihrer Doktorarbeit gelang es Tracy Niepold, ein Schlaglicht auf den besonderen Quellenwert archäologischer Textilien zu werfen, die erweiterte Einblicke in Bestattungsweisen schriftloser Epochen erlauben. Der vorgelegte Materialkatalog, die vorgestellte Analysemethodik und die kulturhistorische Einordnung der Ergebnisse geben damit neue Impulse für die frühmittelalterliche Textilforschung.
Betreuung:
Prof. Dr. Marianne Tauber
Professur für Forensische Restaurierungswissenschaft organischer Polymere
Prof. Dr. Annemarie Stauffer
Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft an der Technischen Hochschule Köln (emeritiert)
Dissertation:
Textilien und weitere organische Materialien aus Grab 58 von Trossingen (Lkr. Tuttlingen). Analyse und kulturräumliche Interpretation selten erhaltener Grabausstattungselemente einer um 580 n. Chr. datierten Männerbestattung
Textilien, Leder und andere organische Materialien gehören erhaltungsbedingt zu den seltensten Fundobjekten der Archäologie. Von den oftmals sehr reichen Beigabenausstattungen vor- und frühgeschichtlicher Gräber bleiben zumeist nur die aus Metall oder Keramik gefertigten Objekte erhalten. Ein besonderer Glücksfall ist daher Grab 58 aus dem Gräberfeld von Trossingen (um 580 n. Chr.). Durch eine hohe Bodenfeuchte hatten sich in der Bestattung eines 35-40 Jahre alten Mannes auch Möbelstücke aus Holz und eine vollständige Leier, zudem zahlreiche Textilien, Leder, Fell und Pflanzenreste erhalten. Nach 1.400 Jahren lagen diese nur noch als stark abgebaute, braune Schichten vor, die das gesamte Skelett umgaben. Durch eine detaillierte mikroskopische Untersuchung konnten dennoch verschiedene Bekleidungsstücke des Toten, eine gepolsterte Unterlage und ein Kissen sowie mehrere Textilien identifiziert werden, die zum Einhüllen des Leichnams dienten oder denen ein Symbolcharakter zuzuweisen ist. Nach der Evaluation und Durchführung geeigneter naturwissenschaftlicher Analyseverfahren gelang die Identifizierung der verwendeten Fasermaterialien, Textilfarbstoffe und anderer organischer Werkstoffe. Vier an prominenter Stelle im Grab deponierte Textilien ließen sich anhand ihrer Verarbeitungstechniken als Importstücke aus dem Mittelmeerraum bestimmen. Mittels spezieller Datierungsverfahren (14C-Datierung) konnte zudem der bislang einmalige Nachweis erbracht werden, dass sie bereits in der Spätantike hergestellt worden sind und als geschätzte Altstücke in das Grab gelangten. Mit den Ergebnissen ihrer Doktorarbeit gelang es Tracy Niepold, ein Schlaglicht auf den besonderen Quellenwert archäologischer Textilien zu werfen, die erweiterte Einblicke in Bestattungsweisen schriftloser Epochen erlauben. Der vorgelegte Materialkatalog, die vorgestellte Analysemethodik und die kulturhistorische Einordnung der Ergebnisse geben damit neue Impulse für die frühmittelalterliche Textilforschung.
Betreuung:
Prof. Dr. Marianne Tauber
Professur für Forensische Restaurierungswissenschaft organischer Polymere
Prof. Dr. Annemarie Stauffer
Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft an der Technischen Hochschule Köln (emeritiert)
Category
Promotionspreis
Sponsoring institution
Hans-Löwel-Stiftung
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/105365