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Lehr-Lernraumtypologie als Material Artefakt : Herausforderungen und Entwicklungsschritte
Jahnke, Isa; Hilligardt, Martina (2025): Lehr-Lernraumtypologie als Material Artefakt : Herausforderungen und Entwicklungsschritte, in: Bamberg: Otto-Friedrich-Universität, doi: 10.20378/irb-107630.
Author:
Conference:
dikule symposium 2025 ; Bamberg
Publisher Information:
Year of publication:
2025
Pages:
Language:
German
DOI:
Abstract:
Studierendenzentrierte Lernkonzepte, beispielsweise Active Learning, zeigen in Studien positive Auswirkungen auf den Lernerfolg der Studierenden (vgl. Deslauriers et al., 2019; Freeman et al., 2014). In diesem Sinne wurde in den letzten Jahren begonnen studierendenzentrierte Lehr-Lernräume einzurichten: wie beispielsweise SCALE-UP Räume (student-centered active learning environment for upside-down pedagogies) an der TH Rosenheim und Nürnberg, sowie Active und Flexible Learning Environments an der HTW Berlin. Im internationalen Kontext werden diese neuen Raumtypen bereits seit mehreren Jahren genutzt (u.a. University of Missouri, Nottingham Trend University).
Erste Forschung zu dieser relativ neuen Form von Raumtyp zeigen die Auswirkungen auf das Lehren und Lernen (Beichner et al., 2007; Beichner & Saul, 2003; Cotner et al., 2013; Stoltzfus & Libarkin, 2016). Es wurde gezeigt, dass das konzeptionelle Verständnis, erfolgreiches Problemlösen, die Learning Experience und der Lernerfolg gesteigert werden können. Weitere Studien zeigen, dass erfolgreiche Lernraumgestaltung im Sinne der Studierendenzentrierung eine ganzheitliche Verknüpfung von vier Raumebenen bildet: physisch-materielle (Raumakustik etc.), technisch-virtuelle (Technologie etc.), sozial-interaktive (soziale Aushandlungsprozesse etc.) und organisational-strukturelle (Hochschulmanagement etc.) Raumebene. Anders ausgedrückt, sind alle vier Raumebenen an der Entwicklung neuer, innovativer Lernräume beteiligt. Gemeinsam mit der Zunahme der Digitalisierung, dem Ausbau hybrider Lehre (vgl. Ninnemann & Jahnke, 2019), und des Lernens anywhere/anytime - führen sie zu neuen Anforderungen an den Lernraum Hochschule und seine räumlichen Settings (vgl. Ninnemann, 2022). Diese integrative Verknüpfung führt zu neuen Raumkonzepten.
Die Forschungsergebnisse der vergangenen 10 Jahre haben sich insbesondere auf Merkmale und Auswirkungen einzeln betrachteter Lehr-Lernräume fokussiert (vgl. (Brooks, 2012; Leijon et al., 2024; Papaioannou et al., 2023; Soneral & Wyse, 2017; Talbert & Mor-Avi, 2019). Allerdings wurden sinnhafte Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Beziehungen physischer Lehr-Lernräume untereinander bisher nicht in ausreichender Tiefe untersucht. Solche “Connected Spaces” sind jedoch gerade von hoher Relevanz, z.B. für die Konfiguration von Gebäuden bestehend aus einzelnen Funktionsräumen. Wie können die Lernräume sinnvoll in einem physisch-räumlichen Netzwerk gedacht werden, anstatt diese isoliert zu betrachten? (zentrale Forschungsfrage) Um dies zu untersuchen, wird am Beispiel der Campus-Neubaumaßnahme der University of Technology Nürnberg (UTN) ein “Material Artifact“ nach Säljö (2019, S.21) entwickelt. Hierzu werden bestehende Artefakte (z.B. UTN Lehr-Lernkonzept) und vorhandene Studien zu innovativen Lehr-Lernraumkonzepten berücksichtigt. Es werden teilstrukturierte Interviews durchgeführt, um internes und externes Expertenwissen zu erheben. Es werden Besuche beispielhafter innovativer Lehr- und Lernraumarchitektur genutzt. Nach Fertigstellung der Raumtypen im Material Artifact werden im weiteren
Forschungsverlauf die inhaltlichen Ergebnisse und die Auswirkungen für die Baupraxis durch Experteninterviews, Fokusgruppen und Workshops untersucht und validiert (Döringer, 2021; Schulz et al., 2012; Thoring et al., 2020).
Die Studie möchte zur Forschung zu ‘Connected Spaces’ beitragen, d.h. wie die Lernräume nicht für sich alleine, sondern in ihrer Verbindung zueinander gesetzt werden können, um Active Learning zu fördern. Zudem werden die Erkenntnisse für die Praxis wie Bauabteilungen, Universitätsmitgliedern und Planenden, die in der Raumgestaltung aktiv sind, nützlich sein, z.B. durch das Aufzeigen von Prozessschritte und Lösungen für Herausforderungen im Bereich innovativer Lehr-Lernräume an Hochschulen und dessen mögliche methodische Annäherung.
Referenzen
Beichner, R., & Saul, J. (2003). Introduction to the SCALE-UP (Student-Centered Activities for Large Enrollment Undergraduate Programs) Project.
Beichner, R., Saul, J., Abbott, D., Morse, J., Deardorff, D., Allain, R. J., Bonham, S. W., Dancy, M. H., & Risley, J. S. (2007). The Student-Centered Activities for Large Enrollment Undergraduate Programs (SCALE-UP) project. Reviews in Physics Education Research, 1(1), 1–42. https://doi.org/10.1119/RevPERv1.1.4
Brooks, D. C. (2012). Space and Consequences: The Impact of Different Formal Learning Spaces on Instructor and Student Behavior. Journal of Learning Spaces, 1(2).
Cotner, S., Loper, J., Walker, J. D., & Brooks, D. C. (2013). „It’s Not You, It’s the Room“—Are the High-Tech, Active Learning Classrooms Worth It? Journal of College Science Teaching, 42(6), 82–88.
Deslauriers, L., McCarty, L. S., Miller, K., Callaghan, K., & Kestin, G. (2019). Measuring actual learning versus feeling of learning in response to being actively engaged in the classroom. Proceedings of the National Academy of Sciences, 116(39),
19251–19257. https://doi.org/10.1073/pnas.1821936116
Döringer, S. (2021). ‘The problem-centred expert interview’. Combining qualitative interviewing approaches for investigating implicit expert knowledge. International Journal of Social Research Methodology, 24(3), 265–278. https://doi.org/10.1080/13645579.2020.1766777
Freeman, S., Eddy, S. L., McDonough, M., Smith, M. K., Okoroafor, N., Jordt, H., & Wenderoth, M. P. (2014). Active learning increases student performance in science, engineering, and mathematics. Proceedings of the National Academy of Sciences,
111(23), 8410–8415. https://doi.org/10.1073/pnas.1319030111
Leijon, M., Nordmo, I., Tieva, Å., & Troelsen, R. (2024). Formal learning spaces in Higher Education – a systematic review. Teaching in Higher Education, 29(6), 1460–1481. https://doi.org/10.1080/13562517.2022.2066469
Ninnemann, K. (2022). BACK ON CAMPUS Bestandsaufnahme Innovation und Nachhaltigkeit 2022. 9–20.
Ninnemann, K., & Jahnke, I. (2019). Den dritten Pädagogen neu denken. Wie CrossActionSpaces Perspektiven der Lernraumgestaltung verändern. https://doi.org/10.25656/01:17029
Papaioannou, G., Volakaki, M.-G., Kokolakis, S., & Vouyioukas, D. (2023). Learning Spaces in Higher Education: A State-of-the-Art Review. Trends in Higher Education, 2(3), 526–545. https://doi.org/10.3390/higheredu2030032
Säljö, R. (2019). Materiality, Learning, and Cognitive Practices: Artifacts as Instruments of Thinking. In T. Cerratto Pargman & I. Jahnke (Hrsg.), Emergent Practices and Material Conditions in Learning and Teaching with Technologies (S. 21–32). Springer International Publishing. https://doi.org/10.1007/978-3-030-10764-2_2
Schulz, M., Mack, B., & Renn, O. (Hrsg.). (2012). Fokusgruppen in der empirischen Sozialwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19397-7
Soneral, P. A. G., & Wyse, S. A. (2017). A SCALE-UP Mock-Up: Comparison of Student Learning Gains in High- and Low-Tech Active-Learning Environments. CBE Life Sciences Education, 16(1), ar12. https://doi.org/10.1187/cbe.16-07-0228
Stoltzfus, J. R., & Libarkin, J. (2016). Does the Room Matter? Active Learning in Traditional and Enhanced Lecture Spaces. CBE Life Sciences Education,15(4),ar68. https://doi.org/10.1187/cbe.16-03-0126
Talbert, R., & Mor-Avi, A. (2019). A space for learning: An analysis of research on active learning spaces. Heliyon, 5(12), e02967. https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2019.e02967
Thoring, K., Mueller, R., & Badke-Schaub, P. (2020). Workshops as a Research Method: Guidelines for Designing and Evaluating Artifacts Through Workshops. https://doi.org/10.24251/HICSS.2020.620
Erste Forschung zu dieser relativ neuen Form von Raumtyp zeigen die Auswirkungen auf das Lehren und Lernen (Beichner et al., 2007; Beichner & Saul, 2003; Cotner et al., 2013; Stoltzfus & Libarkin, 2016). Es wurde gezeigt, dass das konzeptionelle Verständnis, erfolgreiches Problemlösen, die Learning Experience und der Lernerfolg gesteigert werden können. Weitere Studien zeigen, dass erfolgreiche Lernraumgestaltung im Sinne der Studierendenzentrierung eine ganzheitliche Verknüpfung von vier Raumebenen bildet: physisch-materielle (Raumakustik etc.), technisch-virtuelle (Technologie etc.), sozial-interaktive (soziale Aushandlungsprozesse etc.) und organisational-strukturelle (Hochschulmanagement etc.) Raumebene. Anders ausgedrückt, sind alle vier Raumebenen an der Entwicklung neuer, innovativer Lernräume beteiligt. Gemeinsam mit der Zunahme der Digitalisierung, dem Ausbau hybrider Lehre (vgl. Ninnemann & Jahnke, 2019), und des Lernens anywhere/anytime - führen sie zu neuen Anforderungen an den Lernraum Hochschule und seine räumlichen Settings (vgl. Ninnemann, 2022). Diese integrative Verknüpfung führt zu neuen Raumkonzepten.
Die Forschungsergebnisse der vergangenen 10 Jahre haben sich insbesondere auf Merkmale und Auswirkungen einzeln betrachteter Lehr-Lernräume fokussiert (vgl. (Brooks, 2012; Leijon et al., 2024; Papaioannou et al., 2023; Soneral & Wyse, 2017; Talbert & Mor-Avi, 2019). Allerdings wurden sinnhafte Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Beziehungen physischer Lehr-Lernräume untereinander bisher nicht in ausreichender Tiefe untersucht. Solche “Connected Spaces” sind jedoch gerade von hoher Relevanz, z.B. für die Konfiguration von Gebäuden bestehend aus einzelnen Funktionsräumen. Wie können die Lernräume sinnvoll in einem physisch-räumlichen Netzwerk gedacht werden, anstatt diese isoliert zu betrachten? (zentrale Forschungsfrage) Um dies zu untersuchen, wird am Beispiel der Campus-Neubaumaßnahme der University of Technology Nürnberg (UTN) ein “Material Artifact“ nach Säljö (2019, S.21) entwickelt. Hierzu werden bestehende Artefakte (z.B. UTN Lehr-Lernkonzept) und vorhandene Studien zu innovativen Lehr-Lernraumkonzepten berücksichtigt. Es werden teilstrukturierte Interviews durchgeführt, um internes und externes Expertenwissen zu erheben. Es werden Besuche beispielhafter innovativer Lehr- und Lernraumarchitektur genutzt. Nach Fertigstellung der Raumtypen im Material Artifact werden im weiteren
Forschungsverlauf die inhaltlichen Ergebnisse und die Auswirkungen für die Baupraxis durch Experteninterviews, Fokusgruppen und Workshops untersucht und validiert (Döringer, 2021; Schulz et al., 2012; Thoring et al., 2020).
Die Studie möchte zur Forschung zu ‘Connected Spaces’ beitragen, d.h. wie die Lernräume nicht für sich alleine, sondern in ihrer Verbindung zueinander gesetzt werden können, um Active Learning zu fördern. Zudem werden die Erkenntnisse für die Praxis wie Bauabteilungen, Universitätsmitgliedern und Planenden, die in der Raumgestaltung aktiv sind, nützlich sein, z.B. durch das Aufzeigen von Prozessschritte und Lösungen für Herausforderungen im Bereich innovativer Lehr-Lernräume an Hochschulen und dessen mögliche methodische Annäherung.
Referenzen
Beichner, R., & Saul, J. (2003). Introduction to the SCALE-UP (Student-Centered Activities for Large Enrollment Undergraduate Programs) Project.
Beichner, R., Saul, J., Abbott, D., Morse, J., Deardorff, D., Allain, R. J., Bonham, S. W., Dancy, M. H., & Risley, J. S. (2007). The Student-Centered Activities for Large Enrollment Undergraduate Programs (SCALE-UP) project. Reviews in Physics Education Research, 1(1), 1–42. https://doi.org/10.1119/RevPERv1.1.4
Brooks, D. C. (2012). Space and Consequences: The Impact of Different Formal Learning Spaces on Instructor and Student Behavior. Journal of Learning Spaces, 1(2).
Cotner, S., Loper, J., Walker, J. D., & Brooks, D. C. (2013). „It’s Not You, It’s the Room“—Are the High-Tech, Active Learning Classrooms Worth It? Journal of College Science Teaching, 42(6), 82–88.
Deslauriers, L., McCarty, L. S., Miller, K., Callaghan, K., & Kestin, G. (2019). Measuring actual learning versus feeling of learning in response to being actively engaged in the classroom. Proceedings of the National Academy of Sciences, 116(39),
19251–19257. https://doi.org/10.1073/pnas.1821936116
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111(23), 8410–8415. https://doi.org/10.1073/pnas.1319030111
Leijon, M., Nordmo, I., Tieva, Å., & Troelsen, R. (2024). Formal learning spaces in Higher Education – a systematic review. Teaching in Higher Education, 29(6), 1460–1481. https://doi.org/10.1080/13562517.2022.2066469
Ninnemann, K. (2022). BACK ON CAMPUS Bestandsaufnahme Innovation und Nachhaltigkeit 2022. 9–20.
Ninnemann, K., & Jahnke, I. (2019). Den dritten Pädagogen neu denken. Wie CrossActionSpaces Perspektiven der Lernraumgestaltung verändern. https://doi.org/10.25656/01:17029
Papaioannou, G., Volakaki, M.-G., Kokolakis, S., & Vouyioukas, D. (2023). Learning Spaces in Higher Education: A State-of-the-Art Review. Trends in Higher Education, 2(3), 526–545. https://doi.org/10.3390/higheredu2030032
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Schulz, M., Mack, B., & Renn, O. (Hrsg.). (2012). Fokusgruppen in der empirischen Sozialwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19397-7
Soneral, P. A. G., & Wyse, S. A. (2017). A SCALE-UP Mock-Up: Comparison of Student Learning Gains in High- and Low-Tech Active-Learning Environments. CBE Life Sciences Education, 16(1), ar12. https://doi.org/10.1187/cbe.16-07-0228
Stoltzfus, J. R., & Libarkin, J. (2016). Does the Room Matter? Active Learning in Traditional and Enhanced Lecture Spaces. CBE Life Sciences Education,15(4),ar68. https://doi.org/10.1187/cbe.16-03-0126
Talbert, R., & Mor-Avi, A. (2019). A space for learning: An analysis of research on active learning spaces. Heliyon, 5(12), e02967. https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2019.e02967
Thoring, K., Mueller, R., & Badke-Schaub, P. (2020). Workshops as a Research Method: Guidelines for Designing and Evaluating Artifacts Through Workshops. https://doi.org/10.24251/HICSS.2020.620
Keywords: ; ; ; ;
Innovative Lehr-Lernräume
Lehr-Lernraumtypologie
Active Learning
Connected Spaces
Material Artifact
DDC Classification:
RVK Classification:
Type:
Conferenceobject
Activation date:
April 30, 2025
Project(s):
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/107630