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Heretics of China : the Psychology of Mao and Deng
Alsabah, Nabil (2019): „Heretics of China : the Psychology of Mao and Deng“. Bamberg: Otto-Friedrich-Universität.
Author:
Alternative Title:
Promotionstitel: The Heretics of China: A Psychological Perspective on China’s Search for Wealth and Power
Publisher Information:
Year of publication:
2019
Pages:
Supervisor:
Source/Other editions:
Dissertation, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2015
Year of first publication:
2015
Language:
English
Remark:
Auch als Druckausgabe bei Amazon, 2019. - ISBN: 978-1- 69157-995-2, 19,99 €
DOI:
Abstract:
In den letzten vier Jahrzehnten hat sich unser Verständnis der motivationalen, kognitiven und emotionalen Prozesse, die das menschliche Verhalten steuern, grundlegend verändert. Dies ist den enormen Fortschritten in der Psychologie, der Neurologie, der Linguistik und der Informatik zu verdanken. Wir verstehen immer mehr, warum Menschen in einer gegebenen Situation so handeln wie sie es tun. Doch diese Informationslawine rollt oft nur innerhalb der Grenzen der Kognitionswissenschaften. So kommt es, dass Fächer wie die Politologie oder die Volkswirtschaftslehre leider oft mit veralteten Annahmen über menschliches Verhalten arbeiten — siehe z.B. das immer noch dominierende Modell des Rationalen Akteurs.
Deshalb hat sich die vorliegende Dissertation zum Ziel gesetzt, das Handeln von Spitzenpolitikern in dynamischen und komplexen Situation unter Anwendung psychologischer Theorien zu untersuchen. Dies geschieht, indem wir das politische Handeln in seiner Ablaufdynamik rekonstruieren, um auf diese Art und Weise den Erkenntnisstand über komplexes Problemlösen zu erweitern und zu bereichern. Dieser Erkenntnisgewinn wird hoffentlich nicht nur für die Politologie, sondern auch für die Psychologie von Bedeutung sein. Denn komplexes Problemlösen wird in der Psychologie meist durch Laborforschung untersucht. Dies hat den Nachteil, dass wichtige Faktoren — wie die individuelle Lebenserfahrung der Akteure, ihre Einbettung in ein soziales Gefüge oder die politischen und ökonomischen Kräfte einer geschichtlichen Epoche — ausgeklammert werden müssen, da sie im Labor nicht als Bedingungen gesetzt werden können.
Diese Doktorarbeit besteht aus zwei groß angelegten Fallstudien, denen eine zentrale Fragestellung zugrunde liegt: Warum hat Mao Zedong versagt China zu modernisieren, während sein Nachfolger Deng Xiaoping erfolgreich war?
Als Mao Zedong 1949 die Volksrepublik China ausrief, hegte man die Hoffnung auf eine stetige und anhaltende wirtschaftliche und soziale Entwicklung des bis dahin von Krieg und Missherrschaft geplagten Landes. Die wirtschaftliche Genesung der ersten Jahre übertraf die kühnsten Erwartungen der Optimisten. Doch dann erschütterte Mao willkürlich das politische System durch eine nicht enden wollende Reihe von Massenkampagnen und Klassenkampffeldzügen bis ins Innerste. Das Primat einer geordneten Modernisierung musste der Utopie einer permanenten Revolution weichen. Am Ende der Mao-Ära war Taiwans BIP pro Kopf sechsmal so hoch wie das Festlandchinas; die Exporte der britischen Kolonie in Hongkong betrugen soviel wie die Gesamtexporte Chinas; und die industrielle Entwicklung in Nordkorea stand besser da als die in China.
Dennoch war die Notwendigkeit, einen neuen Modernisierungsweg einzuschlagen, nicht allen chinesischen Entscheidungsträgern klar. Dass China den Maoismus letzten Endes aufgegeben hat, ist in erster Linie der Führung Deng Xiaopings zu verdanken. Dengs Ziel war, den festgefahrenen sozialistischen Karren durch die Umgestaltung des politischen und ökonomischen Systems wieder in Fahrt zu bringen. Dieses Ziel erforderte, wie Deng verstand, sich nicht nur von dieser und jener sozialistischen Politik zu verabschieden, sondern auch eine neue Philosophie der Entscheidungsfindung einzuführen: Nicht die Ideologie, sondern die Praxis sollte als Kompass zur Messung von Erfolg und Misserfolg politischer Initiativen dienen.
Zwei Jahrzehnte nach Deng scheint dieser pragmatische Ansatz nennenswerte Erfolge erzielt zu haben. Auf der einen Seite ist China heute eine zunehmend starke Wirtschaftsmacht. Auf der anderen Seite aber hat das Land mit gravierenden Umweltproblemen, sozialen Spannungen und außenpolitischen Herausforderungen zu kämpfen.
Deshalb hat sich die vorliegende Dissertation zum Ziel gesetzt, das Handeln von Spitzenpolitikern in dynamischen und komplexen Situation unter Anwendung psychologischer Theorien zu untersuchen. Dies geschieht, indem wir das politische Handeln in seiner Ablaufdynamik rekonstruieren, um auf diese Art und Weise den Erkenntnisstand über komplexes Problemlösen zu erweitern und zu bereichern. Dieser Erkenntnisgewinn wird hoffentlich nicht nur für die Politologie, sondern auch für die Psychologie von Bedeutung sein. Denn komplexes Problemlösen wird in der Psychologie meist durch Laborforschung untersucht. Dies hat den Nachteil, dass wichtige Faktoren — wie die individuelle Lebenserfahrung der Akteure, ihre Einbettung in ein soziales Gefüge oder die politischen und ökonomischen Kräfte einer geschichtlichen Epoche — ausgeklammert werden müssen, da sie im Labor nicht als Bedingungen gesetzt werden können.
Diese Doktorarbeit besteht aus zwei groß angelegten Fallstudien, denen eine zentrale Fragestellung zugrunde liegt: Warum hat Mao Zedong versagt China zu modernisieren, während sein Nachfolger Deng Xiaoping erfolgreich war?
Als Mao Zedong 1949 die Volksrepublik China ausrief, hegte man die Hoffnung auf eine stetige und anhaltende wirtschaftliche und soziale Entwicklung des bis dahin von Krieg und Missherrschaft geplagten Landes. Die wirtschaftliche Genesung der ersten Jahre übertraf die kühnsten Erwartungen der Optimisten. Doch dann erschütterte Mao willkürlich das politische System durch eine nicht enden wollende Reihe von Massenkampagnen und Klassenkampffeldzügen bis ins Innerste. Das Primat einer geordneten Modernisierung musste der Utopie einer permanenten Revolution weichen. Am Ende der Mao-Ära war Taiwans BIP pro Kopf sechsmal so hoch wie das Festlandchinas; die Exporte der britischen Kolonie in Hongkong betrugen soviel wie die Gesamtexporte Chinas; und die industrielle Entwicklung in Nordkorea stand besser da als die in China.
Dennoch war die Notwendigkeit, einen neuen Modernisierungsweg einzuschlagen, nicht allen chinesischen Entscheidungsträgern klar. Dass China den Maoismus letzten Endes aufgegeben hat, ist in erster Linie der Führung Deng Xiaopings zu verdanken. Dengs Ziel war, den festgefahrenen sozialistischen Karren durch die Umgestaltung des politischen und ökonomischen Systems wieder in Fahrt zu bringen. Dieses Ziel erforderte, wie Deng verstand, sich nicht nur von dieser und jener sozialistischen Politik zu verabschieden, sondern auch eine neue Philosophie der Entscheidungsfindung einzuführen: Nicht die Ideologie, sondern die Praxis sollte als Kompass zur Messung von Erfolg und Misserfolg politischer Initiativen dienen.
Zwei Jahrzehnte nach Deng scheint dieser pragmatische Ansatz nennenswerte Erfolge erzielt zu haben. Auf der einen Seite ist China heute eine zunehmend starke Wirtschaftsmacht. Auf der anderen Seite aber hat das Land mit gravierenden Umweltproblemen, sozialen Spannungen und außenpolitischen Herausforderungen zu kämpfen.
Why do political leaders often perform fatal miscalculations, take illconsidered actions, and indulge in ludicrous wishful thinking?
This book seeks to shed light on these questions by conducting two related case studies from the vantage point of the science of human behavior—psychology. The first one analyzes the decision-making behavior and leadership style of Mao Zedong, a man who, in the words of historian Maurice Meisner, “conceived and led the most popular revolution in world history” only to squander its fruits by embarking on a series of catastrophic political projects that cost tens of millions of Chinese their lives. The second case study follows the path of Mao’s successor, Deng Xiaoping, who renounced his faith in Maoism and embraced a pragmatic decision-making approach that paved the way for China’s remarkable rise.
This book is the result of five years of research. Despite being based on the author’s PhD dissertation, this work should be accessible to non-experts.
The investigation begins in Chapter 1 with a historical overview of China’s accelerating decline throughout the nineteenth century. This introductory chapter depicts China’s so-called century of humiliation (1839–1949). It offers some context as to the repeated failures to achieve national rejuvenation over the decades.
The psychological analysis starts in Chapter 2 with a detailed discussion of Mao’s restlessness. The author will argue that Mao was locked in a never-ending battle against recurring self-doubts, which left him with a
constant need for reassurance—a need that he attempted to satisfy by seeking to overcome ever more formidable political challenges. This, in turn, condemned China to a state of uninterrupted mass political campaigns, which greatly interfered with the nation’s attempts at economic and social modernization.
Chapter 3 analyzes why Mao’s colleagues went along with his utopian visions. The discussion here will demonstrate that the decision-making behavior of the Chinese leadership exhibited all the hallmarks of groupthink—a modus operandi whereby the yearning to retain the approval of one’s leader as well as one’s colleagues outweighs the desire to draft effective policies.
Chapter 4 explores how and why Mao’s principal goal in life eventually shifted from building socialism in China to preventing an imaginary capitalist restoration—a shift that ultimately paved the way for the disastrous Cultural Revolution. The author interprets this shift in Mao’s narrative identity as a reaction to his repeated failure to advance the quest for modernization.
Chapter 5 centers on Deng’s silent rebellion against Mao’s decision-making approach. The discussion here will showcase the power of self-reflection—a psychological exercise that subjects one’s past behavioral and thought patterns to ruthless scrutiny so as to learn lessons for the future. Having subsequently renounced his faith in Maoism and all other “isms,” Deng espoused fact-based and practice-oriented decision making. Yet, this did not turn either him or the decision-making apparatus over which he presided into dispassionate robots.
Beliefs and values, as shown in Chapter 6, still colored how Deng and his colleagues interpreted complex developments in China. These beliefs and values were shaped by the forces of personality, the power of worldviews, and the subjective manner by which different decision makers processed their past experiences. As a result, the senior leaders greatly differed in terms of their visions for advancing China’s quest for modernization.
Chapter 7 concludes this book with a summary of the most important findings. It also elaborates on the question of how the developed hypotheses can be validated. Further, this chapter provides an overview of the most pronounced behavioral characteristics of both Mao and Deng.
This book seeks to shed light on these questions by conducting two related case studies from the vantage point of the science of human behavior—psychology. The first one analyzes the decision-making behavior and leadership style of Mao Zedong, a man who, in the words of historian Maurice Meisner, “conceived and led the most popular revolution in world history” only to squander its fruits by embarking on a series of catastrophic political projects that cost tens of millions of Chinese their lives. The second case study follows the path of Mao’s successor, Deng Xiaoping, who renounced his faith in Maoism and embraced a pragmatic decision-making approach that paved the way for China’s remarkable rise.
This book is the result of five years of research. Despite being based on the author’s PhD dissertation, this work should be accessible to non-experts.
The investigation begins in Chapter 1 with a historical overview of China’s accelerating decline throughout the nineteenth century. This introductory chapter depicts China’s so-called century of humiliation (1839–1949). It offers some context as to the repeated failures to achieve national rejuvenation over the decades.
The psychological analysis starts in Chapter 2 with a detailed discussion of Mao’s restlessness. The author will argue that Mao was locked in a never-ending battle against recurring self-doubts, which left him with a
constant need for reassurance—a need that he attempted to satisfy by seeking to overcome ever more formidable political challenges. This, in turn, condemned China to a state of uninterrupted mass political campaigns, which greatly interfered with the nation’s attempts at economic and social modernization.
Chapter 3 analyzes why Mao’s colleagues went along with his utopian visions. The discussion here will demonstrate that the decision-making behavior of the Chinese leadership exhibited all the hallmarks of groupthink—a modus operandi whereby the yearning to retain the approval of one’s leader as well as one’s colleagues outweighs the desire to draft effective policies.
Chapter 4 explores how and why Mao’s principal goal in life eventually shifted from building socialism in China to preventing an imaginary capitalist restoration—a shift that ultimately paved the way for the disastrous Cultural Revolution. The author interprets this shift in Mao’s narrative identity as a reaction to his repeated failure to advance the quest for modernization.
Chapter 5 centers on Deng’s silent rebellion against Mao’s decision-making approach. The discussion here will showcase the power of self-reflection—a psychological exercise that subjects one’s past behavioral and thought patterns to ruthless scrutiny so as to learn lessons for the future. Having subsequently renounced his faith in Maoism and all other “isms,” Deng espoused fact-based and practice-oriented decision making. Yet, this did not turn either him or the decision-making apparatus over which he presided into dispassionate robots.
Beliefs and values, as shown in Chapter 6, still colored how Deng and his colleagues interpreted complex developments in China. These beliefs and values were shaped by the forces of personality, the power of worldviews, and the subjective manner by which different decision makers processed their past experiences. As a result, the senior leaders greatly differed in terms of their visions for advancing China’s quest for modernization.
Chapter 7 concludes this book with a summary of the most important findings. It also elaborates on the question of how the developed hypotheses can be validated. Further, this chapter provides an overview of the most pronounced behavioral characteristics of both Mao and Deng.
GND Keywords: ; ; ; ;
Kognitive Psychologie
Politische Psychologie
Mao, Zedong
Deng, Xiaoping
China
Keywords:
political psychology, case-studies, China studies, cognitive science
DDC Classification:
Type:
Doctoralthesis
Activation date:
February 18, 2020
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/47310