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L´indestructibilité du nous: Hoffnung über den Tod hinaus im Namen der Liebe : das existentielle Denken GABRIEL MARCELs und seine Bedeutsamkeit für eine christliche Theologie des Todes und der Eschatologie
Reck, Matthias (2007): L´indestructibilité du nous: Hoffnung über den Tod hinaus im Namen der Liebe : das existentielle Denken GABRIEL MARCELs und seine Bedeutsamkeit für eine christliche Theologie des Todes und der Eschatologie, Bamberg: opus.
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L´indestructibilité du nous: Hope beyond death in the name of love. GABRIEL MARCEL´s existential ideas and their significance for a Christian theology of death and eschatology
Publisher Information:
Year of publication:
2007
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Language:
German
Remark:
Bamberg, Univ., Diss., 2007
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Abstract:
Der Verfasser setzt sich in seiner Forschungsarbeit intensiv mit dem französischen Existenzphilosophen und Theaterautor GABRIEL MARCEL (1889-1973) auseinander. Es muss heute als eine bittere Ironie der neueren Philosophiegeschichte erscheinen, dass jemand wie JEAN-PAUL SARTRE mit seiner so düsteren existentialistischen Phänomenologie und seiner so radikalen Mutlosigkeit bezüglich eines raumzeittranszendierenden Sinnentwurfs für den einzelnen Menschen- dass SARTRE heute nach wie vor philosophisch und auf dem Büchermarkt gehandelt wird, während die Erwähnung des Namens MARCEL eigentlich immer nur auf ahnungslose Ohren trifft. Selbst in philosophischen “Fach”kreisen ist er heute weit gehend vergessen bzw. ausgeblendet. Dabei war MARCEL SARTRE nicht nur zeitlich, sondern auch originär in mancher Hinsicht vorgängig; er war weit mehr als der bloße christliche Gegenspieler´ SARTREs, als der er oft etikettiert und tendenziell abgestempelt wurde. Wer weiß heute noch -um ein Beispiel für MARCELs Originalität zu nennen-, dass die philosophische Entdeckung und Reflexion der Kategorie des Engagements nicht etwa erst SARTREs Verdienst war, sondern -schon vor und unabhängig von ihm!- das Verdienst von MARCEL?! Und: Kaum einer weiß, dass schon lange vor ERICH FROMM die Antithetik >Sein und Haben< bereits von MARCEL entdeckt und formuliert und zur Grundlage einer phänomenologisch-metaphysischen Analyse des Menschseins gemacht wurde! Man könnte noch weitere Beispiele für MARCELs profiliert-eigenständiges und originelles Denken nennen. L´indestructibilité du nous - “die Unzerstörbarkeit des >Wir<” ist das von MARCEL selbst so formulierte Zentralmotiv seiner Philosophie und seiner Dramatik der Todestranszendenz. Diese Formulierung ist zugleich die Überschrift, unter die der Verfasser seinen Versuch gestellt hat, all jene Aspekte zu eruieren, die sich aus MARCELs existentiellem Denken, aus seiner Reflexion und Thematisierung von zwischenmenschlicher Hoffnung, die über den Tod hinaus liebt und hofft, ergeben. Ausgangspunkt und Einbringungshorizont der Recherche war der theologische Frage- und Antwortraum der individuellen Eschatologie bzw. der Theologie des Todes, und zwar näherhin das Anliegen, die Fragen und Antworten dieses Raumes neuerlich christlich zu profilieren und eindeutig existentiell zu orientieren. Die Zentralthese der Forschungsarbeit lässt sich so formulieren: Christlich-theologische Rede von der Hoffnung auf Auferstehung lässt sich durchaus mit der philosophisch-spekulativen Rede von menschlicher Unsterblichkeit vereinbaren und zusammen bringen, und zwar gerade von den Hauptaussagen der MARCELschen Reflexion von Hoffnung, von Liebe, von Glaube, von intersubjektiver und seinsbegründeter Todestranszendenz her. Die Gottesthematisierung bei der Rede von Auferstehung entspricht dabei einem Akzent, den ein philosophisches Verständnis von Unsterblichkeit haben muss, damit die These überhaupt formulierbar ist: Betont werden muss, dass es nicht um eine eigenmächtige Unsterblichkeit des Menschen geht, sondern um Unsterblichkeit als -im wörtlichen Sinn- Gegebenes, als “von anderswo her” Gegebenes, als Zugesagtes. Diesen philosophischen Akzent birgt gerade das MARCELsche Hauptzitat zum Thema >Tod und Liebe< aus seinem Theaterwerk: “Einen Menschen lieben heißt ihm sagen: >Du, du wirst nicht sterben!<” (aus: Der Tote von morgen). Die Zusage des Liebenden an das geliebte Wesen, dass es so etwas wie wirklichen Tod im Raum der Liebe gar nicht geben könne und wird, ist Zusage aus einer intersubjektiven Gewissheit heraus. Und sie ist als diese zwischenmenschliche Zusage ans Du und vom Du her zugleich immer auch, so MARCEL, Anrede und Anspruch an Gott als das absolute >Du<, als die letzte Zuflucht aller liebenden Wesen. Die These von der Vereinbarkeit eines Unsterblichkeitsdenkens mit dem Auferstehungstopos geht davon aus, dass die denkbar radikale Tiefe in der Hoffnungsbotschaft zwischenmenschlicher Liebe erst dann ausgedrückt und erschlossen ist, wenn zugleich auch als letztes Geheimnis dieser und in dieser Liebe Gott angesprochen und bewusst gemacht wird. Man kann also vom Gesamtzusammenhang sprechen: Die Liebe der Liebenden zueinander darf sich gerade vom Glauben an Gott her angesichts des Todes Ewigkeit zusagen. JOSEPH RATZINGER hat als Annäherung an das hier zur Diskussion stehende Geheimnis einmal die Formel von der >dialogischen Unsterblichkeit< kreiert. Sie scheint aus mehreren, in der vorliegenden Forschungsarbeit dargelegten Gründen nicht ausreichend zu sein. Einer dieser Gründe: Das Dialogische, also das Wort-Antwort-Geschehen, ist nicht alles, was das Gesamtereignis Begegnung´ ausmacht. Zum Gedanken und zum Wort tritt das Gefühl hinzu; die Rede vom Dialogischen müsste also ohnehin zumindest um die Rede vom Diapathischen ergänzt werden. Das Wort, die Antwort, also: der A n r u f, ist nach MARCEL eigentlich erst das Folgegeschehen von Verbundenheit, von irgendwie erlebter oder gefühlter Gemeinschaft. MARCEL wörtlich: “Das Wort >mit< hat nur dort Sinn, wo gefühlte Einheit ist.” Als neue formelhafte Annäherung an den Gesamtzusammenhang schlägt der Verfasser -statt der Rede von der dialogischen Unsterblichkeit- die Rede vom menschlichen unsterblichen >Wir< im unsterblichen >Wir< Gottes vor.
In his research the author examines in detail the French existentialist philosopher and dramatist GABRIEL MARCEL (1889-1973). Today it must seem like a bitter irony of the modern history of philosophy that someone like JEAN-PAUL SARTRE -with his so dark existentialist phenomenology and his so radical lack of courage with reference to an attempt to find a meaning in life transcending time and space for the individual- is still a force to be dealt with philosophically and as an author while mention of the name MARCEL never really seems to arouse any response. Even among specialists in philosophy he is more or less forgotten nowadays or pushed into the background. That is true despite the fact that MARCEL was a precursor of SARTRE not only in terms of time but also to some extent originality; he was far more than SARTRE´s mere Christian counterpart, which he is often labelled and tends to be written off as. To mention just one example of MARCEL´s originality, who still knows today that the philosophical discovery and consideration of the category engagement was not initially SARTRE´s achievement but -even before and independently of him- that of MARCEL?! Furthermore, hardly anyone knows that long before ERICH FROMM the antithesis >being and having< was discovered and formulated by MARCEL and made into the basis of a phenomenological-metaphysical analysis of human existence. Further examples could be mentioned of MARCEL´s independent and original thought. L´indestructibilité du nous (the indestructibility of the >we<) is how MARCEL himself formulated the central idea of his philosophy and the implementation of transcending death. This formulation is also the title of the author´s attempt to explore all those aspects resulting from MARCEL´s existential thought, his reflection on and discussion of interpersonal hope, which loves and hopes beyond death. The starting point for and intended contribution of this research was the theological scope for questions and answers relating to individual eschatology or the theology of death, and beyond that the attempt again to create a clear Christian image of the questions and answers in this domain and give them a distinctly existential direction. The central hypothesis of this dissertation can be formulated in the following way: the Christian theological reference to the hope of resurrection is indeed compatible with the philosophically speculative talk of human immortality, and that precisely on the basis of the main thrust of MARCEL´s reflections on faith, hope and charity and the interpersonal transcendence of death based on existence. Here the discussion of God with reference to resurrection corresponds to an emphasis which a philosophical understanding of immortality must have in order for the postulation to be formulated in the first place. What must be stressed is that it is not a question of self-given human immortality but of immortality as, literally, what is given, promised from another realm. This philosophical emphasis is precisely what is contained in MARCEL´s main quotation on the theme of “death and love” from his drama: “To love a person means telling him You will not die!” (Source: Le mort de demain). This promise made by the loving one to the loved, namely that anything like real death cannot exist within the realm of love is an assurance embedded in interpersonal certainty. And according to MARCEL it is at the same time also directed to and making demands on God as the absolute partner in dialogue and the ultimate refuge of all loving beings. The hypothesis concerning the compatibility of immortality and resurrection takes as its starting point the assumption that the utmost depth in the message of hope to be found in the love between human beings is expressed and tapped only if at the same time God is consciously addressed as the ultimate mystery of and in this love. This can be said of the overall context: mutual human love can be assured of eternity precisely through faith in God when in the face of death. As an approach to the mystery discussed here JOSEPH RATZINGER once created the expression “immortality based on dialogue”. For a number of reasons presented in this dissertation it seems to be inadequate. One of these reasons is that the dialogue, i. e. the process of statement and response, is not everything that characterizes the overall experience called “encounter”. Ideas and words are accompanied also by feeling; and talk of dialogue should therefore anyway be supplemented at least by mention of the diapathetic. The word, the answer, and therefore the appeal is really only the consequence of close bonds, of belonging somehow experienced or felt, according to MARCEL. To paraphrase MARCEL´s words: “The word >with< is meaningful only where there is a feeling of unity.” The author proposes thinking in terms of the human immortal >we< in God´s immortal >we< as a new formulaic approach to the overall context instead of referring to immortality based on dialogue.
GND Keywords: ; ;
Marcel, Gabriel
Philosophie
Unsterblichkeit
Keywords: ; ; ;
Marcel, Gabriel ; Philosophie ; Todestranszendenz ; Unzerstörbarkeit des |Wir| ; Hoffnung auf Auferstehung ; Unsterblichkeit ; Gott
Marcel, Gabriel ; existential ideas ; Christian theology of death and eschatology ; immortality ; hope of resurrection
Marcel, Gabriel ; Philosophie ; Todestranszendenz ; Unzerstörbarkeit des |Wir| ; Hoffnung auf Auferstehung ; Unsterblichkeit ; Gott
Marcel, Gabriel ; existential ideas ; Christian theology of death and eschatology ; immortality ; hope of resurrection
DDC Classification:
RVK Classification:
Type:
Doctoralthesis
Activation date:
November 3, 2009
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/186