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Erfassung kognitiver Leistungsfähigkeit bei Patienten mit Multipler Sklerose
Hansen, Sascha (2018): Erfassung kognitiver Leistungsfähigkeit bei Patienten mit Multipler Sklerose, Bamberg: opus, doi: 10.20378/irbo-53731.
Author:
Publisher Information:
Year of publication:
2018
Pages:
Supervisor: ;
Leplow, Bernd
Language:
German
Remark:
Kumulative Dissertation, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2018
DOI:
Licence:
Abstract:
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), welche mit einer Vielzahl neurologischer Symptome einhergehen kann. In den vergangenen Jahrzehnten wuchs in der Forschungsgemeinschaft die Erkenntnis, dass hier neben körperlichen Symptomen vor Allem auch kognitive Beeinträchtigungen vorliegen können. Aktuelle Studien berichten übereinstimmend Inzidenzraten von 45-60% (Amato, Zipoli & Portaccio, 2008). Da die Ausprägung dieser kognitiven Defizite einen erheblichen Einfluss auf den sozio-ökonomischen Status der Patienten hat, kommt ihrer Diagnostik ein hoher Stellenwert zu. Darüber hinaus stellen kognitive Beeinträchtigungen einen wichtigen Parameter zur Erfassung des Krankheitsverlaufs dar. Einige Studien berichten auch, dass das Vorliegen kognitiver Defizite bei MS einen wichtigen prognostischen Faktor für den weiteren Krankheitsverlauf darstellt (Kujala, Portin & Ruutiainen, 1997), und dass kognitive Defizite häufig bereits vor dem Vorliegen körperlicher Beeinträchtigungen objektivierbar sind (Stenager, Knudsen & Jensen, 1989).
Im Bereich der kognitiven Leistungsfähigkeit kann das klinische Bild von Beeinträchtigungen interindividuell stark variieren, so dass nicht verallgemeinernd vom Vorliegen oder der Abwesenheit kognitiver Beeinträchtigungen gesprochen werden sollte. Die Mehrzahl der Patienten mit neuropsychologischen Defiziten zeigen vielmehr eine Reihe diskreter bis mäßig ausgeprägter Teilleistungsbeeinträchtigungen. Ob es dabei ein MS-typisches, spezifisches Defizitprofil gibt, bleibt fraglich. Allerdings wird häufig gemutmaßt, dass die MS in erster Linie Auswirkungen auf die kortikale Interkonnektivität hat, was vermehrt zu Beeinträchtigungen bei solchen Aufgaben führt, die als 'schmutzige' Tests beschrieben werden könnten, da sie nicht ohne Weiteres einem bestimmten Konstrukt oder einer Teilleistung zugeordnet werden können.
In den letzten Jahren haben sich eine Vielzahl von Studien mit der Diagnostik kognitiver Defizite bei MS beschäftigt. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Etablierung neuropsychologischer Testbatterien, welche eine möglichst umfassende Leistungserfassung gewährleisten sollen. Einen weiteren Schwerpunkt stellte die Validierung neuropsychologischer Screening-Verfahren dar. Ziel dieser Screenings ist es, mit möglichst geringem diagnostischem Aufwand zunächst eine Aussage über das Vorliegen oder die Abwesenheit kognitiver Beeinträchtigungen zu fällen, um das weitere diagnostische Vorgehen zu bestimmen. Die Notwendigkeit hierzu ergibt sich aus der Tatsache, dass eine ausführliche neuropsychologische Diagnostik ausgesprochen zeit- und ressourcenaufwendig ist. Für viele Kliniken ist diese Form von Diagnostik schlichtweg nicht realisierbar, so dass sich der Bedarf nach ressourcenschonenden Alternativen ergibt, die gegebenenfalls sogar von nicht-psychologischem Klinikpersonal durchgeführt werden könnten.
Auch auf theoretischer Ebene erscheint dieser Ansatz vielversprechend: Während viele – aber keineswegs alle – MS-Patienten in den Tests der Screenings auffällige Ergebnisse erzielen, was auf eine allgemeine, der Krankheit zugrundeliegende Verlangsamung der Informationsverarbeitung zurückführbar sein könnte, finden sich in anschließend durchgeführten ausführlichen Testbatterien oft sehr differenzierte Ergebnisse, die eher gegen ein MS-typisches kognitives Defizitprofil sprechen.
Ziel der vorliegenden kumulativen Promotion ist es, zunächst einen detaillierten Überblick über die aktuellen Möglichkeiten und zur Verfügung stehenden Verfahren im Bereich der neuropsychologischen Diagnostik zu geben (Studie 1). Im Folgenden widmen sich die Studien 2 und 3 den Möglichkeiten neuropsychologischer Screening-Verfahren. Studie 2 validiert eine Kurzform der Brief Repeatable Battery (BRB), welche bereits seit mehreren Jahren im Zusammenhang mit MS zum Einsatz kommt. Studie 3 beschäftigt sich mit der Möglichkeit, diese Kurzform der BRB zu modifizieren. Ziel der Modifikation ist es, einen Ersatz für den Paced Auditory Serial Addition Test (PASAT) zu finden. Der PASAT war aus verschiedenen Gründen in den letzten Jahren als Diagnostikum in die Kritik geraten. Als Alternative im Rahmen der BRB wird der Fünf-Punkt-Test (FPT) diskutiert.
Es folgt zunächst eine detaillierte Schilderung des theoretischen Hintergrunds, sowie eine Beschreibung der durchgeführten Studien. Zuletzt folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse sowie eine übergreifende Diskussion.
Im Bereich der kognitiven Leistungsfähigkeit kann das klinische Bild von Beeinträchtigungen interindividuell stark variieren, so dass nicht verallgemeinernd vom Vorliegen oder der Abwesenheit kognitiver Beeinträchtigungen gesprochen werden sollte. Die Mehrzahl der Patienten mit neuropsychologischen Defiziten zeigen vielmehr eine Reihe diskreter bis mäßig ausgeprägter Teilleistungsbeeinträchtigungen. Ob es dabei ein MS-typisches, spezifisches Defizitprofil gibt, bleibt fraglich. Allerdings wird häufig gemutmaßt, dass die MS in erster Linie Auswirkungen auf die kortikale Interkonnektivität hat, was vermehrt zu Beeinträchtigungen bei solchen Aufgaben führt, die als 'schmutzige' Tests beschrieben werden könnten, da sie nicht ohne Weiteres einem bestimmten Konstrukt oder einer Teilleistung zugeordnet werden können.
In den letzten Jahren haben sich eine Vielzahl von Studien mit der Diagnostik kognitiver Defizite bei MS beschäftigt. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Etablierung neuropsychologischer Testbatterien, welche eine möglichst umfassende Leistungserfassung gewährleisten sollen. Einen weiteren Schwerpunkt stellte die Validierung neuropsychologischer Screening-Verfahren dar. Ziel dieser Screenings ist es, mit möglichst geringem diagnostischem Aufwand zunächst eine Aussage über das Vorliegen oder die Abwesenheit kognitiver Beeinträchtigungen zu fällen, um das weitere diagnostische Vorgehen zu bestimmen. Die Notwendigkeit hierzu ergibt sich aus der Tatsache, dass eine ausführliche neuropsychologische Diagnostik ausgesprochen zeit- und ressourcenaufwendig ist. Für viele Kliniken ist diese Form von Diagnostik schlichtweg nicht realisierbar, so dass sich der Bedarf nach ressourcenschonenden Alternativen ergibt, die gegebenenfalls sogar von nicht-psychologischem Klinikpersonal durchgeführt werden könnten.
Auch auf theoretischer Ebene erscheint dieser Ansatz vielversprechend: Während viele – aber keineswegs alle – MS-Patienten in den Tests der Screenings auffällige Ergebnisse erzielen, was auf eine allgemeine, der Krankheit zugrundeliegende Verlangsamung der Informationsverarbeitung zurückführbar sein könnte, finden sich in anschließend durchgeführten ausführlichen Testbatterien oft sehr differenzierte Ergebnisse, die eher gegen ein MS-typisches kognitives Defizitprofil sprechen.
Ziel der vorliegenden kumulativen Promotion ist es, zunächst einen detaillierten Überblick über die aktuellen Möglichkeiten und zur Verfügung stehenden Verfahren im Bereich der neuropsychologischen Diagnostik zu geben (Studie 1). Im Folgenden widmen sich die Studien 2 und 3 den Möglichkeiten neuropsychologischer Screening-Verfahren. Studie 2 validiert eine Kurzform der Brief Repeatable Battery (BRB), welche bereits seit mehreren Jahren im Zusammenhang mit MS zum Einsatz kommt. Studie 3 beschäftigt sich mit der Möglichkeit, diese Kurzform der BRB zu modifizieren. Ziel der Modifikation ist es, einen Ersatz für den Paced Auditory Serial Addition Test (PASAT) zu finden. Der PASAT war aus verschiedenen Gründen in den letzten Jahren als Diagnostikum in die Kritik geraten. Als Alternative im Rahmen der BRB wird der Fünf-Punkt-Test (FPT) diskutiert.
Es folgt zunächst eine detaillierte Schilderung des theoretischen Hintergrunds, sowie eine Beschreibung der durchgeführten Studien. Zuletzt folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse sowie eine übergreifende Diskussion.
GND Keywords: ; ; ;
Multiple Sklerose
Neuropsychologie
Kognitionswissenschaft
Kognitive Störung
DDC Classification:
RVK Classification:
Type:
Doctoralthesis
Activation date:
February 8, 2019
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/44888