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Record! : Aufzeichnungen als Instrument für diversitätsfreundliche und partizipative Lehre ; eine dreistufige Empfehlung
Winter, Christoph; Golubovic, Esmeralda (2023): „Record! : Aufzeichnungen als Instrument für diversitätsfreundliche und partizipative Lehre ; eine dreistufige Empfehlung“. In: Bamberg: Otto-Friedrich-Universität S. 1.
Author:
Conference:
DivDig-Tagung ; Bamberg
Publisher Information:
Year of publication:
2023
Pages:
Language:
German
DOI:
Abstract:
Der abrupte Umstieg auf digitale Lehre während der Covid-19 Krise mündete häufig im „emergency remote teaching/learning“ (Tulaskar & Turunen 2021; Cruz et. al 2022). Gleichzeitig wurden vermehrt Aufzeichnungen eingesetzt (Goertz & Hense 2021), welche sich sowohl positiv auf die individuelle Lernsituation der Studierenden auswirkten als auch eine erhöhte Teilnahme an Lehrveranstaltungen ermöglichten (Marczuk et al. 2021). Obgleich der Einsatz von Aufzeichnungen im Zusammenhang mit Partizipation (und vor allem Anwesenheit) kontrovers diskutiert wird (Banerjee 2021), argumentieren wir, dass diese Ressourcen ein erhebliches Potenzial bieten, um entlang einer sinnvollen didaktischen Anwendung nicht nur den Lernerfolg zu erhöhen, sondern auch Kommunikation, Kollaboration und aktives Lernen für eine diverse Studierendenpopulation zu ermöglichen und zu fördern.
Diese Annahme wird von Ergebnissen aus dem dreisemestrigen Feedbackprozess von digital begleiteten Lehrveranstaltungen an der Universität Wien unterstützt (WiSe 2020/21 bis WiSe 2021/22). Insgesamt wurde von 3692 Studierenden aus 31 verschiedenen Studienprogrammen Feedback zu Wünschen und Erfahrungen mit digitaler Lehre eingeholt. Beinahe zwei Drittel (62,2 %) der befragten Studierenden sprachen sich für einen fortlaufenden und flächendeckenden Einsatz von Aufzeichnungen der Lehrveranstaltungen aus. Im WiSe 2021/22 wurden Aufzeichnungen zudem als „sehr hilfreich“ für den eigenen Lernerfolg bewertet (71,7 %). Die Auswertung der 1427 offenen Antworten ermöglichen zudem Einblicke in studentische Perspektiven und Erwartungshaltungen und erlauben Rückschlüsse darauf, inwiefern Aufzeichnungen zur partizipativen und diversitätsfreundlichen Lehre beitragen können. Genannte Gründe für den Einsatz von Aufzeichnungen sind die erleichterte Teilnahme an Lehrveranstaltungen, v.a. für erwerbstätige, betreuungspflichtige, gesundheitlich beeinträchtigte oder nicht vor Ort wohnhafte Studierende sowie die Förderung des individuellen Lernverhaltens. Neben dem warum geben Studierende auch Einblicke in das wie: In die Gestaltung und den didaktischen Einsatz von Aufzeichnungen. Neben der technisch funktionierenden Aufnahme und dem einheitlichen Zusammenschnitt der Videos, sprechen sich Studierenden u.a. für einen didaktisch überlegten Einsatz mithilfe von begleitenden Aufgaben oder Bonuspunkten sowie für zusätzliche Kommunikationskanäle aus. Basierend auf der Analyse empfehlen wir eine dreistufige Unterstützung mit sich erhöhendem Aufwand für Lehrpersonen:
(1) Die grundlegende Empfehlung ist es Lehrveranstaltungen aufzuzeichnen, da sich dadurch die strukturelle Studierbarkeit verbessert.
(2) Darauf aufbauend können Aufzeichnungen zur Aktivierung im digitalen Raum genutzt werden, um asynchrone Lehre didaktisch sinnvoll zu gestalten. Z.B. durch interaktive Videos, Feedbackmöglichkeiten oder Selbsttests.
(3) Letztlich können Aufzeichnungen als Ressourcen für vielfältige Blended-Learning-Szenarien dienen. Ein Beispiel wäre Flipped Learning, worin Aufzeichnungen nicht nur zur inklusiven und diversitätsgerechten Lehre beitragen können (Altemu- eller & Lindquist 2017; Goedhart et al., 2019), sondern zudem aktives und erfahrungsbasiertes Lernen (Little 2015) sowie erhöhtes Engagement und Motivation (Abeysekera & Dawson 2015; Gillispie 2016) ermöglichen.
Unser Beitrag soll dazu anregen, Aufzeichnungen entlang der Empfehlungsstufen zielgerichtet zu nutzen, um qualitätsvolle, inklusive und diversitätsgerechte Lehre umzusetzen. Immerhin wäre es bedauerlich, diese vielfach bereits vorhandenen Ressourcen auf Datenträgern und Servern „verstauben“ zu lassen.
Literaturverzeichnis:
Abeysekera, L., & Dawson, P. (2015). Motivation and cognitive load in the flipped classroom: definition, rationale and a call for research. Higher education research & development, 34(1), 1-14.
Altemueller, L., & Lindquist, C. (2017). Flipped classroom instruction for inclusive learning. British Journal of Special Education, 44(3), 341-358.
Banerjee, S. (2021). To capture the research landscape of lecture capture in university education. Computers and Education, 160, 104032–104032. https://doi.org/10.1016/j.compedu.2020.104032
Cruz, S., Bento M., Sacramento, J.M. & Lencastre J.A. (2022). Teachers’ Perception of Emergency Remote Learning in Portugal During Covid-19 Pandemic. TOJET the Turkish Online Journal of Educational Technology, 21(2).
Gillispie, V. (2016). Using the flipped classroom to bridge the gap to generation Y. Ochsner Journal, 16(1), 32-36.
Goedhart, N. S., Blignaut-van Westrhenen, N., Moser, C., & Zweekhorst, M. B. (2019). The flipped classroom: supporting a diverse group of students in their learning. Learning Environments Research, 22, 297-310.
Goertz, L., & Hense, J. (2021). Studie zu Veränderungsprozessen in Unterstützungsstrukturen für Lehre an deutschen Hochschulen in der Corona-Krise. Hochschulforum Digitalisierung, 56, 6-8.
Little, C. (2015). The flipped classroom in further education: literature review and case study. Research in post-compulsory education, 20(3), 265-279.
Marczuk, A., Multrus, F., & Lörz, M. (2021). Die Studiensituation in der Corona-Pandemie. Auswirkungen der Digitalisierung auf die Lern- und Kontaktsituation von Studierenden. DZHW Brief, 1, 2021.
Nkomo, L.M., & Daniel, B.K. (2021). Sentiment Analysis of Student Engagement with Lecture Recording. TechTrends, 65, 213–224. https://doi.org/10.1007/s11528-020-00563-8
Spinath, B. (2011). „Lernmotivation“. In Reinders H., Ditton H., Gräsel C. & Gniewosz B. (Hrsg.) Empirische Bildungsforschung: Gegenstandsbereiche. (S. 45–55). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Tulaskar, R., & Turunen, M. (2021). What students want? Experiences, challenges, and engagement during Emergency Remote Learning amidst COVID-19 crisis. Education and Information Technologies, 27(1), 551–587. https://doi.org/10.1007/s10639-021-10747-1
Diese Annahme wird von Ergebnissen aus dem dreisemestrigen Feedbackprozess von digital begleiteten Lehrveranstaltungen an der Universität Wien unterstützt (WiSe 2020/21 bis WiSe 2021/22). Insgesamt wurde von 3692 Studierenden aus 31 verschiedenen Studienprogrammen Feedback zu Wünschen und Erfahrungen mit digitaler Lehre eingeholt. Beinahe zwei Drittel (62,2 %) der befragten Studierenden sprachen sich für einen fortlaufenden und flächendeckenden Einsatz von Aufzeichnungen der Lehrveranstaltungen aus. Im WiSe 2021/22 wurden Aufzeichnungen zudem als „sehr hilfreich“ für den eigenen Lernerfolg bewertet (71,7 %). Die Auswertung der 1427 offenen Antworten ermöglichen zudem Einblicke in studentische Perspektiven und Erwartungshaltungen und erlauben Rückschlüsse darauf, inwiefern Aufzeichnungen zur partizipativen und diversitätsfreundlichen Lehre beitragen können. Genannte Gründe für den Einsatz von Aufzeichnungen sind die erleichterte Teilnahme an Lehrveranstaltungen, v.a. für erwerbstätige, betreuungspflichtige, gesundheitlich beeinträchtigte oder nicht vor Ort wohnhafte Studierende sowie die Förderung des individuellen Lernverhaltens. Neben dem warum geben Studierende auch Einblicke in das wie: In die Gestaltung und den didaktischen Einsatz von Aufzeichnungen. Neben der technisch funktionierenden Aufnahme und dem einheitlichen Zusammenschnitt der Videos, sprechen sich Studierenden u.a. für einen didaktisch überlegten Einsatz mithilfe von begleitenden Aufgaben oder Bonuspunkten sowie für zusätzliche Kommunikationskanäle aus. Basierend auf der Analyse empfehlen wir eine dreistufige Unterstützung mit sich erhöhendem Aufwand für Lehrpersonen:
(1) Die grundlegende Empfehlung ist es Lehrveranstaltungen aufzuzeichnen, da sich dadurch die strukturelle Studierbarkeit verbessert.
(2) Darauf aufbauend können Aufzeichnungen zur Aktivierung im digitalen Raum genutzt werden, um asynchrone Lehre didaktisch sinnvoll zu gestalten. Z.B. durch interaktive Videos, Feedbackmöglichkeiten oder Selbsttests.
(3) Letztlich können Aufzeichnungen als Ressourcen für vielfältige Blended-Learning-Szenarien dienen. Ein Beispiel wäre Flipped Learning, worin Aufzeichnungen nicht nur zur inklusiven und diversitätsgerechten Lehre beitragen können (Altemu- eller & Lindquist 2017; Goedhart et al., 2019), sondern zudem aktives und erfahrungsbasiertes Lernen (Little 2015) sowie erhöhtes Engagement und Motivation (Abeysekera & Dawson 2015; Gillispie 2016) ermöglichen.
Unser Beitrag soll dazu anregen, Aufzeichnungen entlang der Empfehlungsstufen zielgerichtet zu nutzen, um qualitätsvolle, inklusive und diversitätsgerechte Lehre umzusetzen. Immerhin wäre es bedauerlich, diese vielfach bereits vorhandenen Ressourcen auf Datenträgern und Servern „verstauben“ zu lassen.
Literaturverzeichnis:
Abeysekera, L., & Dawson, P. (2015). Motivation and cognitive load in the flipped classroom: definition, rationale and a call for research. Higher education research & development, 34(1), 1-14.
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Goertz, L., & Hense, J. (2021). Studie zu Veränderungsprozessen in Unterstützungsstrukturen für Lehre an deutschen Hochschulen in der Corona-Krise. Hochschulforum Digitalisierung, 56, 6-8.
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Nkomo, L.M., & Daniel, B.K. (2021). Sentiment Analysis of Student Engagement with Lecture Recording. TechTrends, 65, 213–224. https://doi.org/10.1007/s11528-020-00563-8
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Tulaskar, R., & Turunen, M. (2021). What students want? Experiences, challenges, and engagement during Emergency Remote Learning amidst COVID-19 crisis. Education and Information Technologies, 27(1), 551–587. https://doi.org/10.1007/s10639-021-10747-1
GND Keywords: ;
Integriertes Lernen
Hochschuldidaktik
Keywords: ; ; ; ; ;
Aufzeichnungen
digitale Lehre
partizipative Lehre
asynchrone Lehre
Studierbarkeit
Blended-Learning
DDC Classification:
RVK Classification:
Type:
Conferenceobject
Activation date:
January 9, 2024
Project(s):
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/92352