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Zeitgeist und Drogen – warum der Cannabiskonsum unter Jugendlichen seit Jahren ansteigt und was das mit der postkapitalistischen Moderne zu tun hat : wie beeinflussen Effekte des postmodernen Kapitalismus die Funktionen und gesellschaftlichen Entwicklungen von Cannabiskonsum im Jugendalter?
Mantwill, Olivia Lea (2022): „Zeitgeist und Drogen – warum der Cannabiskonsum unter Jugendlichen seit Jahren ansteigt und was das mit der postkapitalistischen Moderne zu tun hat : wie beeinflussen Effekte des postmodernen Kapitalismus die Funktionen und gesellschaftlichen Entwicklungen von Cannabiskonsum im Jugendalter?“. Bamberg: Otto-Friedrich-Universität.
Author:
Publisher Information:
Year of publication:
2022
Pages:
Supervisor:
Language:
German
Remark:
Masterarbeit, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2022
DOI:
Abstract:
Cannabis gewinnt, sowohl in der Medienlandschaft als auch in der Politik, zunehmend an Bedeutung und wird, trotz andauernden Verbotes, hitzig diskutiert. (Presseportal, 2021) Dass Veränderungen des Konsumtrends besonders unter Jugendlichen zu beobachten sind, ist eine gute Möglichkeit, diese als Forschungsgegenstand heranzuziehen, und zudem bekräftigt auch gerade dieser Umstand die Annahme, dass insbesondere durch den steigenden Cannabiskonsum auch in aufeinanderfolgenden Generationen eine Akkumulation des Akzeptanzdenkens stattfindet, was die zunehmende Verbreitung von Cannabis zusätzlich verstärkt. Als soziologische Erklärung für einen beobachtbaren Trend, der sich trotz widriger Gesetzeslage seit einigen Jahren fortlaufend verstärkt, müssen und können nur gesellschaftliche Umstände herangezogen werden. Diese hier beschriebenen Gegebenheiten lassen sich unter dem Begriff des postmodernen Kapitalismus (bzw. der postkapitalistischen Moderne) zusammenfassen und beschreiben in ihrem gesammelten Auftreten die prozessverstärkende Wirkweise der gesellschaftlichen Situation. Dieser auf der gesellschaftlichen Makro- und der individuellen Mikroebene wirkende Bezugsrahmen führt dem Prozess zufolge zu ebendiesem ansteigenden Konsum.
Es wird vermutet, dass der postmoderne Kapitalismus die Umstände und damit die Substanzfunktionen und -Gebrauchsmuster zuerst der Jugendlichen und dann gesamtgesellschaftlich verändert (hat). Diese Annahme basiert auf drei Theorien: Erstens, dem Badewannenmodell nach James Coleman (Coleman, 1986), nach dem eine Ausgangssituation auf der gesellschaftlichen Makroebene über deren Folgen und Auswirkungen auf der Mikroebene der Jugend eine Veränderung wiederum auf der Makroebene verursacht. Zweitens auf Zinbergs „Drug, Set und Setting“-Theorie (Zinberg, 1984), die die konsumierte Substanz als Drug bezeichnet, die Einstellung des Konsumenten als Set und die Umstände als Setting. Ihr zufolge wird die Wirkung einer psychotropen Substanz durch die Einstellung des Konsumenten sowie dessen Umgebung in unterschiedlicher Gewichtung bestimmt. Und drittens auf der Annahme der Entwicklung des postmodernen Kapitalismus der letzten Jahre, mit dem diverse Unsicherheitsfaktoren und damit ein gesellschaftliches Anonmieempfinden einhergeht, das besonders die Jugend betrifft – dieses Gefühl ist letztlich auch mit dem Begriff des Zeitgeistes genannt. Die Anpassung der Funktion der psychotropen Substanz ist damit eine Folge der Änderung der Umgebung – wobei zugleich natürlich immer wechselseitige Prozesse eine Rolle spielen. Das Ziel der Arbeit ist, eine differenzierte Betrachtung der Mechanismen, Zusammenhänge und der Entwicklung von Substanzkonsumfunktionen von Cannabis im Jugendalter zu ermöglichen, mit der aus wissenschaftlicher Sicht eine alltagsnahe Diskussion zu diesem sensiblen Thema ermöglicht werden kann. Der Fokus liegt hierbei weniger auf der Frage, warum jemand konsumiert (mit Schwerpunkt auf Vorgeschichte, Psyche etc.), als eher darauf, welche Funktion der Konsum unter den gesamtgesellschaftlich gegebenen Umständen in der Phase der Jugend erfüllt. Dies ist eine wichtige Eingrenzung des Themas, ebenso wie gegenüber der Frage, wer kifft und unter welchen psychologischen Einflüssen dies geschieht (der Eltern, der Kindheit, Schulleistungen, Bildungshintergrund etc.) – dazu gibt es mehr als genügend Studien (auch interdisziplinär; vgl. hierzu bspw. Ganguin & Niekrenz, 2010).
Stattdessen wird hier thematisiert, wie Jugendliche unter diesen Umständen konsumieren, also welche mikrostrukturellen Funktionen der Konsum in und wegen der Gegenwart (nicht wie die Psychologie, die vieles auf die Vergangenheit zurückführt) mehr oder weniger bewusst erfüllen soll, und was das mit den Strukturen des Kapitalismus zu tun hat.
Es wird vermutet, dass der postmoderne Kapitalismus die Umstände und damit die Substanzfunktionen und -Gebrauchsmuster zuerst der Jugendlichen und dann gesamtgesellschaftlich verändert (hat). Diese Annahme basiert auf drei Theorien: Erstens, dem Badewannenmodell nach James Coleman (Coleman, 1986), nach dem eine Ausgangssituation auf der gesellschaftlichen Makroebene über deren Folgen und Auswirkungen auf der Mikroebene der Jugend eine Veränderung wiederum auf der Makroebene verursacht. Zweitens auf Zinbergs „Drug, Set und Setting“-Theorie (Zinberg, 1984), die die konsumierte Substanz als Drug bezeichnet, die Einstellung des Konsumenten als Set und die Umstände als Setting. Ihr zufolge wird die Wirkung einer psychotropen Substanz durch die Einstellung des Konsumenten sowie dessen Umgebung in unterschiedlicher Gewichtung bestimmt. Und drittens auf der Annahme der Entwicklung des postmodernen Kapitalismus der letzten Jahre, mit dem diverse Unsicherheitsfaktoren und damit ein gesellschaftliches Anonmieempfinden einhergeht, das besonders die Jugend betrifft – dieses Gefühl ist letztlich auch mit dem Begriff des Zeitgeistes genannt. Die Anpassung der Funktion der psychotropen Substanz ist damit eine Folge der Änderung der Umgebung – wobei zugleich natürlich immer wechselseitige Prozesse eine Rolle spielen. Das Ziel der Arbeit ist, eine differenzierte Betrachtung der Mechanismen, Zusammenhänge und der Entwicklung von Substanzkonsumfunktionen von Cannabis im Jugendalter zu ermöglichen, mit der aus wissenschaftlicher Sicht eine alltagsnahe Diskussion zu diesem sensiblen Thema ermöglicht werden kann. Der Fokus liegt hierbei weniger auf der Frage, warum jemand konsumiert (mit Schwerpunkt auf Vorgeschichte, Psyche etc.), als eher darauf, welche Funktion der Konsum unter den gesamtgesellschaftlich gegebenen Umständen in der Phase der Jugend erfüllt. Dies ist eine wichtige Eingrenzung des Themas, ebenso wie gegenüber der Frage, wer kifft und unter welchen psychologischen Einflüssen dies geschieht (der Eltern, der Kindheit, Schulleistungen, Bildungshintergrund etc.) – dazu gibt es mehr als genügend Studien (auch interdisziplinär; vgl. hierzu bspw. Ganguin & Niekrenz, 2010).
Stattdessen wird hier thematisiert, wie Jugendliche unter diesen Umständen konsumieren, also welche mikrostrukturellen Funktionen der Konsum in und wegen der Gegenwart (nicht wie die Psychologie, die vieles auf die Vergangenheit zurückführt) mehr oder weniger bewusst erfüllen soll, und was das mit den Strukturen des Kapitalismus zu tun hat.
GND Keywords: ; ; ; ; ;
Jugend
Marihuana
Haschisch
Drogenkonsum
Postmoderne
Kapitalismus
Keywords: ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ;
Drogen
psychotrope Substanzen
Zeitgeist
Cannabis
Moderne
Postkapitalismus
Postmoderne
Jugend
Trend
Konsum
Entwicklung
Coleman
Anomie
Colemanboat
Drug
Set
Setting
DDC Classification:
RVK Classification:
Type:
Masterthesis
Activation date:
August 2, 2022
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/54918