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(De)konstruktionen des literarischen Südens: Mobilität und Raumtheorien im Spannungsfeld von HIV/AIDS
Heublein, Theresa (2022): „(De)konstruktionen des literarischen Südens: Mobilität und Raumtheorien im Spannungsfeld von HIV/AIDS“. Bamberg: Otto-Friedrich-Universität.
Author:
Publisher Information:
Year of publication:
2022
Pages:
Supervisor:
Language:
German
Remark:
Dissertation, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2021
DOI:
Abstract:
Durch eine verlängerte Lebensdauer von HIV-PatientInnen auf Grund von besseren Behandlungsmethoden kam es am Ende des 20. Jahrhunderts zu einer Wahrnehmungsveränderung. Die scheinbar heilbare Krankheit HIV/AIDS rückte in den Hintergrund kultureller Auseinandersetzungen. Aktuelle Untersuchungen zeigen allerdings, dass die Ausbreitung des Virus keineswegs eingedämmt ist; innerhalb der USA ist der US-amerikanische Süden das neue Zentrum der Epidemie. Diese neueste Entwicklung in Bezug auf HIV/AIDS schlägt sich in der Literatur in und über die Südstaaten nieder. Diese literarischen Texte sind sowohl hinsichtlich der Darstellung der Krankheit als auch mit Blick auf die Entwicklung der US-amerikanischen Literatur relevant, da sie auf neue Weise eine Region thematisieren, die seit Gründung der USA eine Art Sonderstatus inne hat, der nicht zuletzt durch Literatur und andere kulturelle Texte entworfen und aufrechterhalten wurde und wird.
Die Thematisierung von HIV/AIDS im Süden der USA nimmt in den hier untersuchten Texten die Idee von dieser Region als einem exzeptionellen Raum auf und durchbricht sie.
Die vorliegende Arbeit analysiert, wie die Südstaaten in der amerikanischen Gegewartsliteratur dargestellt und auf welche Weise dabei traditionelle Konstruktionen dieser Region untergraben werden. Dazu werden zwei Romane (Pearl Cleages What Looks Like Crazy on an Ordinary Day & Reynolds Price The Promise of Rest), eine Novelle (Allan Gurganus’ “Preservation News”), eine Autobiografie (Abraham Vergheses My Own Country) und ein faktionaler Roman (Jacob Levensons The Secret Epidemic) untersucht. Bei der Analyse werden Theorien aus der Humangeografie zu Raum und Mobilität (Soja, Massey, Relph, Augé) und soziologisch-philosophische Theorien zur Interaktion zwischen Mensch und Raum (Lefebvre, Bourdieu) mit literaturwissenschaftlichen Konzepten zu Räumlichkeit (wie z.B. Wilhelmers Transitorte oder Prietos Idee der Zwischenräume) verknüpft. Foucaults Konzept der Heterotopie und Turners Überlegungen zu Liminalität vervollständigen den theoretischen Rahmen dieser Arbeit.
Wie die Analyse zeigt, durchbrechen alle hier untersuchten Texte im Kontext von HIV/AIDS die Vorstellung des Südens als exzeptioneller Raum. Sie tun dies in drei Schritten. Sie verorten die Handlung im Süden der USA, indem sie ihre Charaktere und Handlungen an scheinbar typische südstaatliche Narrative und Erzählfiguren anbinden und damit auf den ersten Blick den Süden als extraordinären literarischen Raum definieren. Dabei decken sie jedoch Muster intersektionaler Mehrfachdiskriminierungen auf, welche die regionale Entwicklung der Epidemie begünstigten. Vor allem durchbrechen sie die veralteten Darstellungen der Region (trotz der Referenz auf diese), indem sie Mobilität und Immobilität im Kontext von HIV/AIDS im Süden betrachten. An der Schnittstelle dieser (Im)Mobilitäten und der Krankheit thematisieren alle Texte einen Zustand der Liminalität, der letztendlich zu heteropen Neudefinitionen der Region führen kann. Durch diese südstaatlichen Heterotopien definieren alle hier untersuchten Texte die Region als literarischen und kulturellen Raum neu und tragen somit zu einer progressiveren und differenzierteren Auseinandersetzung mit dieser bei. Die Texte zeigen, wie Orte und Räume immer dialogisch entstehen: ihre Wahrnehmung bzw. Konstruktion, genauso wie die einer Epidemie und deren Opfer, ist immer eine subjektive und von kulturellen Mustern geprägte – und kann doch dazu beitragen, tradierte Vorstellungen zu durchbrechen. Ein differenzierter Blick auf diese kulturellen Prozesse hilft dabei, die enge geographische Verortung bestimmter Problematiken (z.B. HIV/AIDS) ebenso zu hinterfragen wie die Funktion von regionalen Diskursen bei deren Lösung.
Die Thematisierung von HIV/AIDS im Süden der USA nimmt in den hier untersuchten Texten die Idee von dieser Region als einem exzeptionellen Raum auf und durchbricht sie.
Die vorliegende Arbeit analysiert, wie die Südstaaten in der amerikanischen Gegewartsliteratur dargestellt und auf welche Weise dabei traditionelle Konstruktionen dieser Region untergraben werden. Dazu werden zwei Romane (Pearl Cleages What Looks Like Crazy on an Ordinary Day & Reynolds Price The Promise of Rest), eine Novelle (Allan Gurganus’ “Preservation News”), eine Autobiografie (Abraham Vergheses My Own Country) und ein faktionaler Roman (Jacob Levensons The Secret Epidemic) untersucht. Bei der Analyse werden Theorien aus der Humangeografie zu Raum und Mobilität (Soja, Massey, Relph, Augé) und soziologisch-philosophische Theorien zur Interaktion zwischen Mensch und Raum (Lefebvre, Bourdieu) mit literaturwissenschaftlichen Konzepten zu Räumlichkeit (wie z.B. Wilhelmers Transitorte oder Prietos Idee der Zwischenräume) verknüpft. Foucaults Konzept der Heterotopie und Turners Überlegungen zu Liminalität vervollständigen den theoretischen Rahmen dieser Arbeit.
Wie die Analyse zeigt, durchbrechen alle hier untersuchten Texte im Kontext von HIV/AIDS die Vorstellung des Südens als exzeptioneller Raum. Sie tun dies in drei Schritten. Sie verorten die Handlung im Süden der USA, indem sie ihre Charaktere und Handlungen an scheinbar typische südstaatliche Narrative und Erzählfiguren anbinden und damit auf den ersten Blick den Süden als extraordinären literarischen Raum definieren. Dabei decken sie jedoch Muster intersektionaler Mehrfachdiskriminierungen auf, welche die regionale Entwicklung der Epidemie begünstigten. Vor allem durchbrechen sie die veralteten Darstellungen der Region (trotz der Referenz auf diese), indem sie Mobilität und Immobilität im Kontext von HIV/AIDS im Süden betrachten. An der Schnittstelle dieser (Im)Mobilitäten und der Krankheit thematisieren alle Texte einen Zustand der Liminalität, der letztendlich zu heteropen Neudefinitionen der Region führen kann. Durch diese südstaatlichen Heterotopien definieren alle hier untersuchten Texte die Region als literarischen und kulturellen Raum neu und tragen somit zu einer progressiveren und differenzierteren Auseinandersetzung mit dieser bei. Die Texte zeigen, wie Orte und Räume immer dialogisch entstehen: ihre Wahrnehmung bzw. Konstruktion, genauso wie die einer Epidemie und deren Opfer, ist immer eine subjektive und von kulturellen Mustern geprägte – und kann doch dazu beitragen, tradierte Vorstellungen zu durchbrechen. Ein differenzierter Blick auf diese kulturellen Prozesse hilft dabei, die enge geographische Verortung bestimmter Problematiken (z.B. HIV/AIDS) ebenso zu hinterfragen wie die Funktion von regionalen Diskursen bei deren Lösung.
GND Keywords: ; ;
USA, Südstaaten
Literatur
Aids, Motiv
Keywords: ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ; ;
Südstaaten
Regionalliteratur
HIV/AIDS
Heterotopie
Liminalität
Raum
Mobilität
Intersektionalität
USA
Foucault
Soja
Turner
Zwischenräume
Transitorte
DDC Classification:
RVK Classification:
Type:
Doctoralthesis
Activation date:
July 7, 2022
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/53720