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Lehrarchitektur zwischen Tradition und Innovation : wie Turnhallen zu Bildungsorten für eine moderne sportwissenschaftliche Hochschullehre werden
Anders, Dorothee; Morat, Tobias (2025): Lehrarchitektur zwischen Tradition und Innovation : wie Turnhallen zu Bildungsorten für eine moderne sportwissenschaftliche Hochschullehre werden, in: Bamberg: Otto-Friedrich-Universität, doi: 10.20378/irb-107587.
Author:
Conference:
dikule symposium 2025 ; Bamberg
Publisher Information:
Year of publication:
2025
Pages:
Language:
German
DOI:
Abstract:
Die klassische Turnhalle als zentrale Lehr-Lernumgebung sportpraktischer Lehre steht wie kaum ein anderer Ort für einen physischen Raum, der über Jahrzehnte hinweg in Architektur und Konzeption weitgehend unverändert geblieben ist (Kähler, 2012). Während sich Lehrmethoden insbesondere durch neue Möglichkeiten im Bereich der Digitalisierung auch in der sportwissenschaftlichen Praxislehre in den letzten Jahren stark verändert haben, werden traditionelle Sporthallen den Anforderungen an eine moderne Umgebung für die sich wandelnden Lehrkonzepte oftmals nicht mehr gerecht (Kanwischer & Gryl, 2022). Im Rahmen des Projekts „Sportwissenschaftliche Präsenz- und Onlinelehre optimieren, renommieren und transformieren“, gefördert von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre, wurde an der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) erprobt, wie eine didaktisch geplante technische Optimierung traditionell geprägter Lehr-Lernorte im Fach Sport a) die Verzahnung von Theorie und Praxis und b) die Verbindung physischer und digitaler Räume in der Lehre unterstützen kann. Zu diesem Zweck wurden auf dem Campus der DSHS zwei klassische Sporthallen auf Basis von zwei konkreten Lehr-Lernszenarien in „Smart Gyms“ umgewandelt.
Das Szenario „Förderung der Professionellen Wahrnehmung von Unterrichtqualität im Schulturnen“ zielt auf eine engere Verzahnung bildungswissenschaftlicher Theorie mit fachdidaktischer Handlungspraxis im Bewegungsfeld Turnen. Professionelle Wahrnehmung ist zentrale Voraussetzung für professionelles Unterrichtshandeln und an Unterrichtsorten mit geringer räumlicher Vorstrukturierung wie Turnhallen für Noviz:innen besonders herausfordernd (vgl. van Es & Sherin, 2002). Gleichzeitig erfordern beim Schulturnen präventive Sicherheitsmaßnahmen in besonderer Weise den „richtigen“ Blick. Für das Szenario wurde eine klassische Turnhalle für die Lehre technisch optimiert. An der Hallendecke wurde eine 180°-Weitwinkelkamera angebracht, die während Lehrveranstaltungen das Geschehen in der Halle aus der Vogelperspektive aufnimmt. Diese Draufsicht kann live auf ein, in der Halle fest installiertes Smart Board übertragen werden. Mit Hilfe einer Eyetracking-Brille lässt sich ergänzend das Blickverhalten Studierender, die in Simulationen in die Rolle der Lehrperson schlüpfen, auf das Smart Board projizieren und in Echtzeit zur Draufsicht in Beziehung setzen.
Das Szenario „Videobasierte Selbstreflexion und Feedback beim Sport mit Älteren“ hat eine verbesserte Verknüpfung physischer und digitaler Räume zum Ziel. Die Reflexion des eigenen Anleitungshandelns und das Verfassen und Verarbeiten von Feedback sind zentrale Inhalte mehrerer Module des Studienschwerpunkts Sport- und Bewegungsgerontologie. Das Medium Video besitzt für Reflexions- und Feedbackprozesse besonderes Potenzial, wenn es in einem didaktischen Gesamtkonzept mit einer geeigneten digitalen Lernumgebung verknüpft wird (Krüger et al., 2012). Um diese Verknüpfung in der Lehre zu optimieren, wurde eine Sporthalle sowohl mit einer Decken- als auch mit einer Wandkamera ausgestattet. Die beiden fest installierten Kameras zeichnen die von den Studierenden im Seminarkontext geplanten und in der Halle mit Proband:innen durchgeführten Praxiseinheiten auf eine externe Festplatte auf. Kamerabilder und Ton von kabellosen Funkmikrofonen können nach der Lehrveranstaltung synchronisiert und zu einem mehrperspektivischen Video zusammengeführt werden. Dieses Video wird in der digitalen Lernumgebung Moodle in ein Videoannotationstool hochgeladen und ermöglicht den Studierenden dort asynchrone Handlungsreflexion ohne Handlungsdruck sowie orts- und zeitunabhängiges Peer- und Dozierenden-Feedback durch multiperspektivische Videoannotation.
Beide Szenarien werden begleitend beforscht. Das Poster gibt Einblicke in die „Turnhallen der Zukunft“ und bietet entlang der Fallbeispiele Gelegenheit zur fachübergreifenden Reflexion hochschuldidaktischer, technischer und datenschutzrechtlicher Aspekte von Raumgestaltung.
Literatur
Kähler, R. (2012). Konstanz und Wandel: Sporträume unter dem Aspekt von Zeit und Entwicklung. In R. Kähler, & J. Ziemainz (Hrsg.), Sporträume neu denken und entwickeln, S. 121-137. Hamburg: Czwalina.
Kanwischer, D., & Gryl, I. (2022). Bildung, Raum und Digitalität: Neue Lernumgebungen in der Diskussion. DDS, 114(1), 34-45.
Krüger, M., Steffen, R., & Vohle, F. (2012). Videos in der Lehre durch Annotationen reflektieren und aktiv diskutieren. In G. Csanyi, F. Reichl, & A. Steiner (Hrsg.), Digitale Medien – Werkzeuge für exzellente Forschung und Lehre (S. 198-210). Münster: Waxmann.
Van Es, E., & Sherin, M. (2002). Learning to notice: Scaffolding new teachers’ interpretations of classroom interactions. Journal of technology and teacher education, 10(4), 571-596.
Das Szenario „Förderung der Professionellen Wahrnehmung von Unterrichtqualität im Schulturnen“ zielt auf eine engere Verzahnung bildungswissenschaftlicher Theorie mit fachdidaktischer Handlungspraxis im Bewegungsfeld Turnen. Professionelle Wahrnehmung ist zentrale Voraussetzung für professionelles Unterrichtshandeln und an Unterrichtsorten mit geringer räumlicher Vorstrukturierung wie Turnhallen für Noviz:innen besonders herausfordernd (vgl. van Es & Sherin, 2002). Gleichzeitig erfordern beim Schulturnen präventive Sicherheitsmaßnahmen in besonderer Weise den „richtigen“ Blick. Für das Szenario wurde eine klassische Turnhalle für die Lehre technisch optimiert. An der Hallendecke wurde eine 180°-Weitwinkelkamera angebracht, die während Lehrveranstaltungen das Geschehen in der Halle aus der Vogelperspektive aufnimmt. Diese Draufsicht kann live auf ein, in der Halle fest installiertes Smart Board übertragen werden. Mit Hilfe einer Eyetracking-Brille lässt sich ergänzend das Blickverhalten Studierender, die in Simulationen in die Rolle der Lehrperson schlüpfen, auf das Smart Board projizieren und in Echtzeit zur Draufsicht in Beziehung setzen.
Das Szenario „Videobasierte Selbstreflexion und Feedback beim Sport mit Älteren“ hat eine verbesserte Verknüpfung physischer und digitaler Räume zum Ziel. Die Reflexion des eigenen Anleitungshandelns und das Verfassen und Verarbeiten von Feedback sind zentrale Inhalte mehrerer Module des Studienschwerpunkts Sport- und Bewegungsgerontologie. Das Medium Video besitzt für Reflexions- und Feedbackprozesse besonderes Potenzial, wenn es in einem didaktischen Gesamtkonzept mit einer geeigneten digitalen Lernumgebung verknüpft wird (Krüger et al., 2012). Um diese Verknüpfung in der Lehre zu optimieren, wurde eine Sporthalle sowohl mit einer Decken- als auch mit einer Wandkamera ausgestattet. Die beiden fest installierten Kameras zeichnen die von den Studierenden im Seminarkontext geplanten und in der Halle mit Proband:innen durchgeführten Praxiseinheiten auf eine externe Festplatte auf. Kamerabilder und Ton von kabellosen Funkmikrofonen können nach der Lehrveranstaltung synchronisiert und zu einem mehrperspektivischen Video zusammengeführt werden. Dieses Video wird in der digitalen Lernumgebung Moodle in ein Videoannotationstool hochgeladen und ermöglicht den Studierenden dort asynchrone Handlungsreflexion ohne Handlungsdruck sowie orts- und zeitunabhängiges Peer- und Dozierenden-Feedback durch multiperspektivische Videoannotation.
Beide Szenarien werden begleitend beforscht. Das Poster gibt Einblicke in die „Turnhallen der Zukunft“ und bietet entlang der Fallbeispiele Gelegenheit zur fachübergreifenden Reflexion hochschuldidaktischer, technischer und datenschutzrechtlicher Aspekte von Raumgestaltung.
Literatur
Kähler, R. (2012). Konstanz und Wandel: Sporträume unter dem Aspekt von Zeit und Entwicklung. In R. Kähler, & J. Ziemainz (Hrsg.), Sporträume neu denken und entwickeln, S. 121-137. Hamburg: Czwalina.
Kanwischer, D., & Gryl, I. (2022). Bildung, Raum und Digitalität: Neue Lernumgebungen in der Diskussion. DDS, 114(1), 34-45.
Krüger, M., Steffen, R., & Vohle, F. (2012). Videos in der Lehre durch Annotationen reflektieren und aktiv diskutieren. In G. Csanyi, F. Reichl, & A. Steiner (Hrsg.), Digitale Medien – Werkzeuge für exzellente Forschung und Lehre (S. 198-210). Münster: Waxmann.
Van Es, E., & Sherin, M. (2002). Learning to notice: Scaffolding new teachers’ interpretations of classroom interactions. Journal of technology and teacher education, 10(4), 571-596.
GND Keywords: ; ; ;
Turnhalle
Innenarchitektur
Hochschullehre
Sportwissenschaft
Keywords: ; ; ; ;
Sportwissenschaft
Digitalisierung
Raumgestaltung
Kamera-Systeme
Videoannotation
DDC Classification:
RVK Classification:
Type:
Conferenceobject
Activation date:
May 12, 2025
Project(s):
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/107587