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Poetik der Quantität
Existing situation
Completed
Title
Poetik der Quantität
Project leader
Person involved
Start date
January 1, 2021
End date
January 1, 2022
Description
Die Bamberger Graduiertenschule für Literatur, Kultur und Medien (BaGraLCM) lädt Nachwuchswissenschaftler*innen anlässlich der interdisziplinären Nachwuchstagung „Poetik der Quantität“ ein, ihre aktuelle Forschung zu Quantitäten und Quantifizierung in der Literatur und Kultur der Vormoderne bis in die Gegenwart zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen.
Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat in diesem Jahr unseren Blick auf die Welt der Listen, Zahlen und Statistiken geschärft. Ebenso werden die stetig wachsende globale digitale Vernetzung sowie wirtschaftliche Zusammenhänge in Zeiten der Globalisierung häufig in Quantitäten gemessen und dargestellt. Quantitäten und Quantifizierungen sind allgegenwärtig in der lokalen wie globalen Gegenwart. Zahlen und Statistiken, Ratings und Noten, Listen und Scores, Likes und Sternchen – beinahe jedes Segment der heutigen Gesellschaft ist von einer „permanente(n) Vermessung und Bewertung“ geprägt (Mau 2017, 13).
Versuche zur Quantifizierung bezeichnen jedoch nicht singulär unsere Gegenwart, sondern ziehen sich als immer wieder aufkommende Tendenz in ganz unterschiedlichen Ausformungen sowohl durch die vormoderne wie auch die neuzeitliche Literatur- und Kulturproduktion. Literatur und Kultur figurieren dabei als Orte der Auseinandersetzung mit quantitativen und quantifizierenden Denkstrukturen und eignen sich solche auch an, gleichzeitig bieten sie aber auch eigene Ausdrucksformen von Mengenwertigkeiten und Arten der Vermessungen an. Diese Diversität der ästhetischen und poetischen Mittel anhand einer diachronen und synchronen Perspektivierung zu erörtern und ihre Umsetzung in Literatur und Kultur zu erforschen, sind die zentralen Fokusbereiche der interdisziplinären Graduiertentagung. Dabei können sich die Beiträge an den folgenden Themenbereichen orientieren:
– Mittel zur Quantifizierung: Das Phänomen der Quantifizierung in Literatur und Kultur setzt in vielen Fällen eine Aneignung fremdwissenschaftlicher empirischer Parameter voraus. Darüber hinaus sind jedoch auch Formen der Quantifizierung zu erkennen, die genuin aus der literarischen und kulturellen Sprachlogik entstehen. Diese stammen nicht ausschließlich aus dem Bereich der Tropen. Sie können sich auch auf eine spezifische Gestaltung narrativer Elemente, auf die Auswahl kleinerer literarischer Formen sowie allgemein auf einen besonderen Umgang mit der Sprache an sich beziehen. Um welche Mittel handelt es sich dabei und wie werden sie umgesetzt? Generieren Literatur und Kultur eigene Parameter der Vermessung von Mengenwertigkeiten?
– Quantifizierbare Größen: Innerhalb der Palette der quantifizierbaren Größen sind diverse epochenspezifische Akzentuierungen festzustellen. Hierbei kann durch eine diachrone Perspektivierung sowie die Verzahnung literatur- und kulturhistorische Entwicklungen Wandlungen des quantifizierten Objekts differenziert analysiert werden. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob Literatur und Kultur Episteme schaffen, die Mechanismen für das Messen des scheinbar Unmessbaren besitzen, sodass auch Abstrakta wie etwa Liebe, Glaube oder Hass quantifizierend gefasst werden können.
– Quantität als ästhetisches und poetologisches Mittel: Ebenso stellt sich die Frage, ob quantifizierende Mittel in Literatur und Kultur ausschließlich als Parameter der Vermessung dienen können. Selbst wenn sie diese primäre Rolle haben, bleibt es durchaus noch offen, ob sie in narrativen und kulturellen Rahmen nicht eine andere ästhetische und poetologische Funktion erfüllen. Quantität kann in manchen Fällen nicht nur als Schein einer Glaubwürdigkeit eingesetzt werden, sondern auch tiefer in die narrativen Strukturen eingreifen, wo sie nicht nur Mittel, sondern Teil eines poetologischen Konzeptes sind.
– Quantitätskepsis vs. Quantifizierungseifer: Literatur und Kultur sind die Schauplätze der Auseinandersetzung mit der Prävalenz der Quantität über die Narrative und umgekehrt, die auch für unsere Gegenwart besonders relevant ist. Vermitteln Zahlen und Formeln Sicherheit in einer flüchtigen Welt, oder tragen sie nur zu einer „quantitative(n) Blendung“ (Esposito 2007, 72) bei? Bieten sie vielleicht einen Anhaltspunkt gegenüber der Verallgemeinerung durch das Singuläre des Erzählens, dessen Emotionalisierung und Verschiebung empirisch belegter Fakten? Literatur und Kultur können in der Debatte sowohl als Befürworter wie auch als Gegner des Quantifizierungsprinzips figurieren.
Die Tagung findet am 4. und 5. Juni in Bamberg statt. Alle Interessierten werden gebeten, bis zum 15. Februar 2021 ein kurzes Abstract (max. 500 Wörter) an die Organisator*innen Niklas Schmitt, Katerina Shekutkovska und Alyssa Steiner über die folgende E-Mail-Adresse zu schicken: tagung.bagralcm@uni-bamberg.de.
Die Veröffentlichung eines Sammelbandes wird angestrebt. Unterkunft- und Reisekosten werden mit einer Pauschale unterstützt.
Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat in diesem Jahr unseren Blick auf die Welt der Listen, Zahlen und Statistiken geschärft. Ebenso werden die stetig wachsende globale digitale Vernetzung sowie wirtschaftliche Zusammenhänge in Zeiten der Globalisierung häufig in Quantitäten gemessen und dargestellt. Quantitäten und Quantifizierungen sind allgegenwärtig in der lokalen wie globalen Gegenwart. Zahlen und Statistiken, Ratings und Noten, Listen und Scores, Likes und Sternchen – beinahe jedes Segment der heutigen Gesellschaft ist von einer „permanente(n) Vermessung und Bewertung“ geprägt (Mau 2017, 13).
Versuche zur Quantifizierung bezeichnen jedoch nicht singulär unsere Gegenwart, sondern ziehen sich als immer wieder aufkommende Tendenz in ganz unterschiedlichen Ausformungen sowohl durch die vormoderne wie auch die neuzeitliche Literatur- und Kulturproduktion. Literatur und Kultur figurieren dabei als Orte der Auseinandersetzung mit quantitativen und quantifizierenden Denkstrukturen und eignen sich solche auch an, gleichzeitig bieten sie aber auch eigene Ausdrucksformen von Mengenwertigkeiten und Arten der Vermessungen an. Diese Diversität der ästhetischen und poetischen Mittel anhand einer diachronen und synchronen Perspektivierung zu erörtern und ihre Umsetzung in Literatur und Kultur zu erforschen, sind die zentralen Fokusbereiche der interdisziplinären Graduiertentagung. Dabei können sich die Beiträge an den folgenden Themenbereichen orientieren:
– Mittel zur Quantifizierung: Das Phänomen der Quantifizierung in Literatur und Kultur setzt in vielen Fällen eine Aneignung fremdwissenschaftlicher empirischer Parameter voraus. Darüber hinaus sind jedoch auch Formen der Quantifizierung zu erkennen, die genuin aus der literarischen und kulturellen Sprachlogik entstehen. Diese stammen nicht ausschließlich aus dem Bereich der Tropen. Sie können sich auch auf eine spezifische Gestaltung narrativer Elemente, auf die Auswahl kleinerer literarischer Formen sowie allgemein auf einen besonderen Umgang mit der Sprache an sich beziehen. Um welche Mittel handelt es sich dabei und wie werden sie umgesetzt? Generieren Literatur und Kultur eigene Parameter der Vermessung von Mengenwertigkeiten?
– Quantifizierbare Größen: Innerhalb der Palette der quantifizierbaren Größen sind diverse epochenspezifische Akzentuierungen festzustellen. Hierbei kann durch eine diachrone Perspektivierung sowie die Verzahnung literatur- und kulturhistorische Entwicklungen Wandlungen des quantifizierten Objekts differenziert analysiert werden. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob Literatur und Kultur Episteme schaffen, die Mechanismen für das Messen des scheinbar Unmessbaren besitzen, sodass auch Abstrakta wie etwa Liebe, Glaube oder Hass quantifizierend gefasst werden können.
– Quantität als ästhetisches und poetologisches Mittel: Ebenso stellt sich die Frage, ob quantifizierende Mittel in Literatur und Kultur ausschließlich als Parameter der Vermessung dienen können. Selbst wenn sie diese primäre Rolle haben, bleibt es durchaus noch offen, ob sie in narrativen und kulturellen Rahmen nicht eine andere ästhetische und poetologische Funktion erfüllen. Quantität kann in manchen Fällen nicht nur als Schein einer Glaubwürdigkeit eingesetzt werden, sondern auch tiefer in die narrativen Strukturen eingreifen, wo sie nicht nur Mittel, sondern Teil eines poetologischen Konzeptes sind.
– Quantitätskepsis vs. Quantifizierungseifer: Literatur und Kultur sind die Schauplätze der Auseinandersetzung mit der Prävalenz der Quantität über die Narrative und umgekehrt, die auch für unsere Gegenwart besonders relevant ist. Vermitteln Zahlen und Formeln Sicherheit in einer flüchtigen Welt, oder tragen sie nur zu einer „quantitative(n) Blendung“ (Esposito 2007, 72) bei? Bieten sie vielleicht einen Anhaltspunkt gegenüber der Verallgemeinerung durch das Singuläre des Erzählens, dessen Emotionalisierung und Verschiebung empirisch belegter Fakten? Literatur und Kultur können in der Debatte sowohl als Befürworter wie auch als Gegner des Quantifizierungsprinzips figurieren.
Die Tagung findet am 4. und 5. Juni in Bamberg statt. Alle Interessierten werden gebeten, bis zum 15. Februar 2021 ein kurzes Abstract (max. 500 Wörter) an die Organisator*innen Niklas Schmitt, Katerina Shekutkovska und Alyssa Steiner über die folgende E-Mail-Adresse zu schicken: tagung.bagralcm@uni-bamberg.de.
Die Veröffentlichung eines Sammelbandes wird angestrebt. Unterkunft- und Reisekosten werden mit einer Pauschale unterstützt.
Keywords
Quantität
Quantifizierung
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/60446