Options
Erdmann, Elisabeth von
Name
Erdmann, Elisabeth von
Department
Email
elisabeth.von-erdmann@uni-bamberg.de
ORCID
Area of research
Aktuell: Der Dichter aus Russland und der Magus der Renaissance. Valerij Brjusov und Agrippa von Nettesheim. Der Dichter Valerij Brjusov (1873-1924) verstand sich als Initiator und Spiritus rector des russischen Symbolismus. Seine Poetik erscheint durch die Prinzipien von Kombination und Konstruktion, durch kontrollierbare Strategien und handwerkliches Können bestimmt und organisiert, doch nicht ausschließlich. Brjusovs Faszination an der Renaissance und den diese Epoche prägenden älteren Traditionen weist auf die umfassenden Wurzeln der von ihm entwickelten Poiesis für Dichtung, Kunst und Welt, die den gesamten russischen Symbolismus maßgeblich inspirieren sollte. Brjusovs besonderes und vielfach belegtes Interesse galt dem Philosophen und Magier Agrippa von Nettesheim (1468-1535), und es gibt viele Hinweise in seinen Dichtungen und Schriften, dass er das in der Tradition der Philosophia perennis einschließlich der Hermetik wurzelnde magische Aktionsprogramm des Agrippa analog auf sein Konzept des Symbolismus und der Gestaltung und Schöpfung von Dichtung und Welt übertragen hat und aus ihm auch seine Zuversicht und Überzeugung gewann. Wie Agrippa selbst gerät auch Brjusov dabei in das Spannungsfeld zwischen dem Optimismus einer alles kontollierenden und schaffenden Magie und dem Zweifel, der Ernüchterung und dem Scheitern. Agrippa von Nettesheim eröffnete diese ambivalente Landschaft der Poiesis mit seinem von der Macht des Magiers und der Wissenschaft handelnden Buch De Occulta Philosophia libri tres (1533) und dem alles in Zweifel ziehenden Werk De Incertitudine et vanitate scientiarum (1527). Die Arbeit untersucht, wie Valerij Brjusov die entscheidenden Anregungen wie auch die Ambivalenz für seine Poetik und sein Konzept des russischen Symbolismus aus den Schriften des Agrippa von Nettesheim gewann und damit eine Verwurzelung des Symbolismus in der europäischen Renaissance erreichte. Es arbeitet die erstaunlich direkten Analogien zwischen Methode und Denken des Dichters und des Magiers heraus und macht die unerwartete sowohl historische als auch systematische Tiefgründigkeit von Valerij Brjusov und seine enge Bindung an den Renaissancemagier sichtbar. Die Untersuchung kann damit die Renaissance als einen der prägenden Bezugsrahmen des russischen Symbolismus transparent machen. [Erscheint als Band 1 in der Reihe Tusculum Slavicum im LIT Verlag]. Forschungsgebiete: I. Philosophie und Poiesis; II. Philosophie und Kultur in den Regionen des Russischen Reiches im 18. Jahrhundert; III. Russische Literatur und Kultur vom 19. bis zum 20. Jahrhundert; IV. Polnische Gegenwartsliteratur; V. Südslavische Literaturen und Kulturen von Humanismus und Renaissance bis zur Gegenwart; VI. Komparatistik: Literarische Grenzübertritte; VII. Perspektiven auf Literatur und Kunstgeschichte slavischer Kulturräume; VIII. Literarische Stadt- und Erbauermythen; IX. Sprache und Ideologie in Südosteuropa; X. Naturschreiben
Research Interests
Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der russischen, ukrainischen und kroatischen Literatur- und Kulturgeschichte. Sie beziehen sich besonders auf philosophisch-theologisch-poetologische und kulturhistorische Fragen der Slavistik. Besonderes Interesse gilt der Beschaffenheit von Poetiken einzelner Dichter und literarischer Strömungen. Weitere Schwerpunkte entfalten sich in der Ukrainistik (Habilitationsschrift über den ukrainischen Philosophen Skovoroda), der Russistik (Dissertation über Anna Achmatova) und in der Südslavistik (insbesondere Kroatistik mit zahlreichen Veröffentlichungen und der Herausgabe einer 10 Bände umfassenden Reihe). Die Interessen reichen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert und konzentrieren sich auf poetologische und kulturpolitische Aspekte. Philosophisch-poetologische Fragen an den kroatischen Humanismus und den russischen Symbolismus. Slavischer Barock im Europäischen Kontext. Spuren der Renaissance in den Regionen des russischen Reiches im 18. Jahrhunderts und im russischen Symbolismus. Die Bildtheorie der Philosophia perennis-Tradition und ihre Wirkung auf Poetik und Dichtung in der russischen, ukrainischen und kroatischen Kultur. Der Stadtmythos als Paradigma der Poetik. Kroatische und polnische Gegenwartsliteratur. Komparatistische Fragenstellungen an Kulturen und Epochen. Südslavisch-deutsche Kulturbeziehungen. Kulturgeschichtliche Fragen im Bereich der Ostslavistik und Südslavistik (Area Studies, Globalisierungs- und Transformationsprozesse). Sprach- und Kulturpolitik in Südosteuropa. Die Wirkung der Kirchenbücher auf die Entwicklung der kroatischen Kultur und Sprache. Leitende, einzelne, übergreifende Forschungsfragen: Philosophisch-poetologische Fragestellungen zum kroatischen Humanismus, zum 18. Jahrhundert in den Regionen des russischen Reiches und zum Symbolismus, Suche nach Kommunikationsspuren europäischer Renaissance- und Barockaspekte in Textkulturen der Regionen des russischen Reiches im 18. Jahrhundert und in Texten des Russischen Symbolismus, Wirkungen der christlich-neoplatonischen Bildtheorie der Philosophia perennis-Tradition auf Poetik und Dichtung in der ukrainischen, russischen und kroatischen Kultur, Die Erforschung des Stadtmythos als Paradigma des Dichtens, Zugänge zu literarischen Imaginations- und Resonanzräumen von Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts, Zugänge zur kroatischen und polnischen Gegenwartsliteratur, Komparatistische Perspektiven auf literarische Grenzüberschreitungen, Sprach- und Kulturpolitik in Südosteuropa, Die Rolle der Kirchenbücher in der Entwicklung der kroatischen Kultur und Sprache.
Email
elisabeth.von-erdmann@uni-bamberg.de
Type | Description | Start date | End date |
Mitgliedschaft | Universitätsbund e.V. | 2006 | |
Mitgliedschaft | Deutsche Assoziation für Ukrainisten e.V. | 1994 | |
Mitgliedschaft | Deutsche Gesellschaft für Kroatistik | 2007 | |
Mitgliedschaft | Deutscher Hochschulverband | 1994 | |
Mitgliedschaft | Südosteuropagesellschaft München | 1996 | |
Mitgliedschaft | Verband der deutschen Slavistik | ||
Leitung | Professur für Slavische Philologie (Institut für Slavistik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) | 1994 | 2005 |
Leitung | Lehrstuhl für Slavische Literaturwissenschaft | 2005 | 2022 |
Leitung | Leitung der Deutschen Gesellschaft für Kroatistik, ab 2017: Ehrenvorsitzende: http://kroatistik.de/elisabeth-von-erdmann/ | 2007/2008 | 2017 |
Leitung | Leitung der Zweigstelle der Südosteuropagesellschaft in Bamberg (ab 2018 zusammen mit Prof. Dr. Daniel Göler (Professur für Geographische Migrations- und Transformationsforschung)), Einrichtung und Organisation der Vortragsreihe "Kolloquium Europas Südosten" | ab 2005/2006 | Sept. 2022 |
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/88880