Rischer, AngelaAngelaRischer2019-09-192008-08-142007978-3-923507-34-4https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/143Zugl.: Bamberg, Univ., Diss., 2007.Wiederkehrende Sorgen- und Grübelgedanken können manchmal lästig sein, sie können im schlimmsten Fall jedoch auch regelrecht krankmachen. In der internationalen psychologischen Forschung werden beide kognitiven Prozesse, Worry und Rumination, derzeit einer konzeptionellen Überprüfung unterzogen, nicht zuletzt, um gezieltere psychotherapeutische Behandlungsmethoden dafür zu entwickeln (z.B. Borcovec et al. 1998; Fresco et al. 2002; Segerstrom et al. 2000; Watkins 2003, 2004; Watkins et al. 2005). Rumination spielt bei klinischen Störungen wie der Depression eine große Rolle, während Worry ein Kennzeichen von Angststörungen darstellt. Aber sind Sorgen und Grübeln wirklich so zu trennen, und müssen sie getrennt behandelt werden? In der vorliegenden Multicenter-Studie werden zum ersten Mal die Konzepte von Rumination und Worry nicht nur an gesunden Personen (n=391), sondern auch an jenen, die an einer depressiven Störung erkrankt waren (n=104), hinsichtlich deskriptiver, emotionaler, Bewertungs- und Copingmerkmalen verglichen. Als Grundlage für beide Untersuchungen übersetzte die Autorin in einer ersten Studie ein umfangreiches Fragebogenset zur Erfassung von Worry und Rumination ins Deutsche und untersuchte es hinsichtlich der Testgütekriterien Objektivität und Reliabilität (Fragebogenset von Watkins et al. 2005; Cognitive Intrusions Questionnaire, Freeston et al. 1992; Set of Ruminative Thought Items, Watkins et al. 2005; Ruminative Response Scale, Nolen-Hoeksema & Morrow, 1991). Das Fragebogenset erfasst (1) deskriptive Variablen wie Dauer, Häufigkeit, Trigger, sprachliche vs. bildliche Vorstellungen, Vermeidungsverhalten und Persistenz des repetitiven negativen Gedankens, (2) unterschiedliche Emotionen, (3) Bewertungen (Appraisals und Metakognitionen) sowie (4) Strategien im Umgang mit dem Gedanken und die Einschätzung, als wie hilfreich diese Strategien empfunden werden. Nach eigenen Vorstudien an einer klinischen Stichprobe wurden weitere Items eingefügt, die weitere Metakognitionen und so genannte Stoppregeln, abgeleitet aus der Zielerreichungstheorie von Martin und Tesser (Martin & Tesser, 1989, 1996; Martin, Shrira & Startup, 2004) erfassen sollten. Die Test-Retest-Korrelationen, untersucht an einer Stichprobe deutscher und schweizer Psychologiestudierenden (n=130), betrugen für den Cognitive Intrusions Questionnaire im Worry-Teil r=.76 und für den Ruminationsteil r=.81. Damit ist eine ausreichende Reliabilität (Stabilität) des Fragebogens gewährleistet. In der zweiten Studie wurde, aufbauend auf einer Studie von Watkins et al. (2005), eine nicht-probabilistische Stichprobe von 391 gesunden Personen mit diesem Instrument befragt. Untersucht wurde, durch welche Merkmale sich Worry und Rumination unterscheiden und in welchen Merkmalen Ähnlichkeiten auftreten. Es ergaben sich deutliche, spezifische Merkmalsprofile für Rumination und Worry, aber es wurde auch eine große Schnittmenge gemeinsamer Merkmalsvariablen festgestellt. Ein Drittel der 53 untersuchten Merkmale war unterschiedlich, zwei Drittel waren nicht unterschiedlich. Für Worry konnten die Merkmale der englischen Studie vollständig reproduziert werden, für Rumination ergaben sich neue Ergebnisse. Die Befunde sind aufgrund der Stichprobenzusammensetzung von hoher Aussagekraft, denn zum ersten Mal wurden Worry und Rumination nicht nur an studentischen, jungen, meist weiblichen Probanden untersucht, sondern an einer Stichprobe von Frauen und Männern von 18 bis 75 Jahren mit einem heterogenen sozialen und ökonomischen Hintergrund. Die dritte Studie untersuchte analog zur zweiten Studie, ob und inwiefern depressive Patienten Worry und Rumination unterscheiden. Dazu wurden in einer multizentrischen Studie 104 Personen mit dem gleichen Fragebogenset untersucht. Die Diagnosestellung erfolgte anhand des ICD-10 durch Psychiater und anhand des DSM-IV-TR durch Psychologen mit einem stukturierten Interviewverfahren (Mini-DIPS; Margraf, 1994). Die Ergebnisse zeigen, dass die depressiven Patienten kaum mehr zwischen beiden kognitiven Prozessen unterscheiden; die Schnittmenge war mit 50 von 53 Merkmalen sehr groß. Worry und Rumination überschneiden sich fast völlig hinsichtlich (1) deskriptiver, (2) emotionaler, (3) bewertender und (4) Coping-Merkmale. Dieses überraschende Ergebnis wird hinsichtlich der theoretischen und therapeutischen Konsequenzen diskutiert. - Die vorliegende Studie ist, soweit die Forschungsliteratur zugänglich war, die zweite Untersuchung zum Konzeptvergleich von Worry und Rumination an depressiven Patienten. Eine erste, kürzere Studie war an nur 15 depressiven Patienten durchgeführt worden (Papageorgiou & Wells, 1999). Die Ergebnisse der vorliegenden Studien liefern fundierte Argumente für eine innovative und vereinfachte Behandlungskonzeption. Sind Gedankenstopptechniken, Achtsamkeitsbasierte Verfahren oder Metakognitive Therapie bei Sorgen und Grübeln indiziert? Diese Frage wird auf der Basis des aktuellen Theorie- und Forschungsstandes unter einer transdiagnostischen Perspektive kritisch diskutiert.Worry and rumination are common and sometimes tormenting negative repetitive thoughts. Despite similarities in definition and description, worry has been most closely examined in anxiety whereas rumination has traditionally been related to depression. Due to different theoretical models for worry and rumination, different interventions were developed in cognitive behavioural therapy. As a result, treatment becomes difficult for the high rate of patients with comorbid anxiety and depressive disorders or when a depressive patient both worries and ruminates. Therefore, it would be crucial to understand what exactly differentiates between these two cognitive concepts. Moreover, there is a lack in clinical studies. Rumination and worry both occur in non-clinical and depressive individuals, but there is only one study so far that compared rumination and worry not only in a non-clinical, but also in a clinical sample directly (Papageorgiou & Wells, 1999). Therefore, the aim of the study was to examine differences in descriptive, affective, appraisal, metacognitive and coping aspects in worry and rumination, both in a nonclinical and in a depressive sample. Using a questionnaire set modified by Watkins et al. (2005), we examined 391 non-depressed persons in Germany and Switzerland and 104 patients with Major Depression in a multi-centre approach from 18 to 75 years and from different social backgrounds. The depressive patients were diagnosed by a psychologist, using a structured interview (Mini-DIPS, Margraf, 1994), and by a psychiatrist. Personal worry and rumination thoughts were assessed with the modified Cognitive Intrusion Questionnaire (Freeston et al., 1992). In the first part of the study, the questionnaire set was translated into German, additional items were generated, and the test-retest-reliability was examined. When comparing worry and rumination in the second part, an overlap as well as a distinct profile for rumination and worry was found in the non-depressed sample, partly reproducing results from Watkins et al. (2005). In the third part, worry and rumination were compared in the depressive sample. In contrast to the nonclinical sample, depressive patients did not differentiate these concepts. Rumination and worry merge into one another. Implications for new treatments of repetitive negative thinking in Major Depression are discussed, including new therapy approaches such as Mindfulness Based Therapy and Metacognitive Therapy.deuIntrusionenrepetitive negative GedankenNeurotischeReaktiveEndogeneMildeChronische DepressionAngststörungBewältigungWorry oder SorgenRuminationWorryWorryingIntrusionsrepetitive negative thoughtsMetakognition150Sorgen und Grübeln: Zwei Seiten derselben Medaille? : ein Konzeptvergleich von Worry und Rumination in einer multizentrischen Studie an Patienten mit Depression und einer nichtklinischen VergleichsstichprobeWorry and Rumination: Different or alike? - A conceptual comparison between worry and rumination in a multicentre study with patients with Major Depression and a nonclinical sampledoctoralthesisurn:nbn:de:bvb:473-opus-1412