Enss, Carmen M.Carmen M.Enss0000-0001-7225-442X2023-01-092023-01-0920222192-8924https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/57514Nach Katastrophen in Städten muss häufig der gesamte Baubestand neu bewertet werden: Was ist noch intakt, was kann wieder instandgesetzt werden? Für den Zweiten Weltkrieg lassen sich anhand historischer Stadtkarten, in denen der Baubestand nach Schäden des Weltkriegs verzeichnet wurde, Prozesse der Neubewertung des Bestandes und neue Überlegungen dazu, was das bauliche Erbe einer Stadt ausmacht, nachverfolgen. Bauten und Stadtbereiche, die Luftangriffe überstanden, wurden binnen kurzer Frist zu Orten und Objekten einer vergangenen Zeit und damit zu potenziellen Baudenkmalen. Angesichts eines neuen Ressourcenbewusstseins richtet sich der Blick der Stadtplanung aktuell auf die Potenziale des überlieferten Baubestands: Ressourcenübernahme erfordert gezielte Übernahme‑ und Erbe‑Strategien – auch im Sinne erweiterter Konzepte städtebaulicher Denkmalpflege. Die historischen Karten‑ und Planmaterialien der Kriegs‑ und Nachkriegszeit liefern Hinweise darauf, welche längerfristigen Wirkungen frühere Erbe‑Strategien entwickelten. Die Erkenntnisse daraus können für aktuelle Planungsansätze von Nutzen sein. Die bisherige deutschsprachige Forschung schrieb den amtlichen Denkmalpflege‑Akteuren im Wiederaufbau verglichen mit Architekten und Stadtplanung eine eher untergeordnete Rolle zu. Planer suchten gezielt nach zerstörten Bereichen, um Modernisierungen im städtebaulichen Maßstab durchzusetzen. Die Aufbauergebnisse in unterschiedlichen Städten zeigen jedoch neben modernen Neubauten verschiedene Spielarten von Historizität, die sich in Straßenzügen, realisierten Architekturen und Reparaturarbeiten der 1940er und 1950er Jahre ausdrücken. Inwieweit sich diese auf materielle Reste der alten Stadt gründeten, wurde erst selten untersucht. Teils hoben Schadenskarten beschädigte Bereiche hervor, denen Erbe‑Funktionen abgesprochen wurden. Teils kartierte man hingegen erhaltene Bauten und Baubestände, deren historische Bedeutung damit der Planung zugänglich gemacht wurde. In diesem Text wird nachverfolgt, wie sich abstrakte Erbe‑Überlegungen in Nürnberg, Hamburg und einigen anderen Städten zunächst in Karten manifestierten und anschließend in der Baupraxis materialisierten. Für die beiden Großstädte im Norden und Süden Deutschlands, die ganz unterschiedlichen Wiederaufbaurichtungen zugerechnet werden, gibt es ausführliche Kenntnisse zur dortigen Schadenskartierung. Am Beispiel Nürnbergs wird deutlich, dass Schadensaufnahmen Erbe‑Konzepte in Form von ‚Grundplänen‘ zum Wiederaufbau vorbereiteten. Diese entfalten dort bis heute eine Langzeitwirkung.deuStadtplanungKriegszerstörungWiederaufbauNürnbergSchadenskarten720Erbeprozesse bei den Aufbauplanungen für Städte in den 1940er Jahren : Schadensaufnahmen, Inventarisation, Aufbauarticle