Schmiedel, PeterPeterSchmiedel2019-09-192010-02-102009978-3-923507-56-6https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/216Zugl.: Bamberg, Univ., Diss., 2009Die Arbeit zeigt auf, dass die sich auf die Vernunft beziehende Ethik und die auf der Offenbarung des Islam gründende Ethik einen gemeinsamen, unbedingt und universal gültigen normativen Gehalt hinsichtlich einer Ethik des Wirtschaftens haben, der in krassem Gegensatz zu der sich in der gegenwärtigen Praxis des kapitalistischen Wirtschaftssystems äußernden normativen Logik des Marktes steht. Eine kritische Reflexion der verbreiteten ökonomischen Denk- und Handlungsweisen deckt die hinter der behaupteten reinen Sachlogik des Marktes normativ wirkenden Überzeugungen auf. Dabei erweisen sich die in der Konkurrenz des Marktes angeblich wirkenden Sachzwänge als ein selbst auferlegter Denkzwang und die die Marktwirtschaft rechtfertigende Gemeinwohlthese als eine Ideologie. Beide bewirken eine moralische Enthemmung des Agierens im Markt. Hingegen erweist sich moralisch vertretbares Wirtschaften als legitimes, die moralischen Rechte anderer Menschen berücksichtigendes Handeln, das konkreten Grundsätzen genügt, die ihnen folgendes Handeln als praktisch richtig ausweisen, unbedingt gelten und als objektiv verstanden werden können. Eine praktische Verwirklichung legitimen ökonomischen Handelns wird entscheidend behindert von den vorwiegend ökonomistisch geprägten Einstellungen der Menschen und der gesetzlichen Rahmenordnung der Wirtschaft, die sich wechselseitig bedingen. Beide sind das Ergebnis einer historischen Entwicklung und daher grundsätzlich änderbar. Diese Entwicklung wird anhand der Auffassungen von Eigentum und Kapitalzinsen sowie deren jeweiliger Begründungen nachgezeichnet, um Aufschluss darüber zu gewinnen, welche Elemente und Motivationen für die Herausbildung der gegenwärtigen Auffassungen dieser Begriffe maßgeblich waren und welche Richtung die zukünftige Entwicklung der Gesellschaft nehmen müsste, um den moralischen Defiziten ökonomischen Handelns entgegen zu wirken. Im islamischen Denken wurden im Gegensatz zur westlichen Welt die Prinzipien für ökonomisches Handeln und für Handeln schlechthin nie getrennt. Aus dem islamischem Recht und der islamischen Ethik sowie daraus folgenden Auffassungen von Eigentum und Zinsen wird der normative Gehalt des Islams hinsichtlich ökonomischen Handelns in konkrete, objektiv geltende Grundsätze expliziert. Es zeigt sich, dass die Normativität des Islam für vernunftethisches Denken westlicher Tradition zugänglich ist und beide aneinander anschlussfähig sind. Der Vergleich der aus Vernunftethik und Islam abgeleiteten Grundsätze für ökonomisches Handeln zeigt Übereinstimmung. Damit sind die Ansprüche von Vernunftethik und Islam auf universale Geltung – hier beschränkt auf ökonomisches Handeln – nicht nur in jeweils zentrischer Perspektive der je eigenen Denktradition begründbar, sondern können ihre Geltung auch in einer anderen Denktradition nachweisen und damit zu Recht universale Geltung beanspruchen. Die aus dieser Einsicht für die Vernunftethik und den Islam resultierenden Konsequenzen hinsichtlich der Bemühungen um eine humanere Ökonomie werden aufgezeigt. Sie umfassen vor allem eine gegenseitige Vertiefung dieser Einsicht und den Entschluss zu einem gemeinsamen Vorgehen. Als vordringlich festgestellt werden für die Vernunftethik die Strukturierung eines übergreifenden, moralischen Ansprüchen genügenden Rechtssystems und ein Anknüpfen der Philosophie an die Tradition der Aufklärung, um den der gegenwärtigen ökonomischen Praxis zugrunde liegenden Täuschungen wirksam begegnen zu können. Für den Islam folgen die Aufgaben, seine noch immer vorwiegend apologetisch abgrenzende Haltung abzulegen und selbstbewusst als aufklärender Islam seinen objektiv geltenden normativen Gehalt über den Kreis der Muslime hinaus wirkungsvoll zu verfechten. Strategische Gedanken zu einem gemeinsamen Bemühen von Vernunftethik und Islam um eine Humanisierung der Ökonomie belegen deren grundsätzliche praktische Realisierbarkeit. Das islamische Prinzip der Einheit in der Vielfalt, welches unterschiedliche historische, soziale, örtliche und kulturelle Ausformungen unter den grundlegenden islamischen Normen vereinen kann, ohne die Einheit des Islam zu sprengen, wird am Beispiel Indonesiens mit seiner überwiegend muslimischen Bevölkerung dargelegt. Die dort gewonnenen reichen Erfahrungen verdienen Beachtung für ein friedliches Zusammenwachsen verschiedener Kulturen in einen legitimen Pluralismus im Zeitalter der Globalisierung.The dissertation verifies that ethics referring to reason only and ethics based on the revelation of Islam possess a common unconditionally and universally valid normative content regarding ethics of economy. The latter is in sharp contrast to the normative logic of the market as revealed in the present practice of the capitalistic economic system. A critical reflection of the wide-spread way of economic thinking and behavior reveals the normative convictions effective behind the maintained inherent logic of the competitive market system. The supposed practical necessities due to the competition in the market turn out to be a self-imposed constraint of thinking and the thesis of the resulting common good justifying market economy to be an ideology and both morally disinhibit economic acting. However, morally acceptable economic acting turns out to be legitimate acting considering the moral rights of others, meeting concrete maxims, which show such acting to be practically right, are unconditionally valid and can be understood to be objective. Basic obstacles to the practical realization of legitimate economic acting are the at present mainly economistic attitudes of men and the legal framework of the economy which presuppose each other reciprocally. Both are the result of a historic development and thus, in principle, changeable. The tracing of the evolution of the perception of the notions of property and interest on capital give insight into the decisive elements and motivations for the formation of the present perception of these notions and indicate the direction of the future development of society which would be necessary in order to compensate the ascertained moral deficits of economic acting. In contrast to the western world, Islamic thinking never separated principles for economic acting and for acting as such. From Islamic law and Islamic ethics as well as from resulting perceptions regarding property and interest, the normative content of Islam is explicated into concrete, objectively valid maxims. It appears that the normativity of Islam is accessible for the thinking of the ethics of reason following western tradition and both can be connected to each other. The comparison of the maxims deduced from the ethics of reason and Islam show a high degree of concurrence. This shows that the claims of the ethics of reason and Islam to be universally valid – here limited to economic acting – are not only justifiable in the centric perspective of their own particular tradition of thinking but are, respectively, in a position to prove their validity in another tradition of thinking and thus rightly claim universal validity. Far reaching consequences for efforts towards a more humane economy resulting from this insight are explained. They comprise above all a mutual deepening of this insight and the decision for joint action. For the ethics of reason, the structuring of a comprehensive legal system meeting moral claims and a continuation of the philosophic tradition of enlightenment in order to effectively reveal the deceits underlying the present economic practice have priority. For Islam, the tasks of giving up its still apologetically dissociative attitude and of maintaining effectively its objectively valid normative content as self-confident enlightening Islam beyond the Muslim community result from the common ground of the ethics of economy. In order to show that these consequences for the ethics of reason and Islam and their joint activities towards a humanization of economy can in principle be practically realized, a strategy for joint activities in pursuit of this aim is outlined. The Islamic principle of unity in diversity which permits the unification of different historic, social, local and cultural phenomena under the basic Islamic normativity without breaking the unity of Islam is explained using as an example Indonesia with its prevailing Muslim population. The rich experiences gained there deserve attention for a peaceful growing together of different cultures to a legitimate pluralism in the age of globalization.deuWirtschaftsethik , Integrative Wirtschaftsethik , Islam, Indonesienethics of economy , integrative ethics of economy , Islam , IndonesiaWirtschaftsethikIntegrative WirtschaftsethikIslamIndonesienethics of economyintegrative ethics of economyIslamIndonesia100Wirtschaftsethik als Brücke zwischen westlicher Vernunftethik und islamischem DenkenEthics of Economy as a bridge between Western Ethics of Reason and Islamic Thinkingdoctoralthesisurn:nbn:de:bvb:473-opus-2146