Preböck, TanjaTanjaPreböck0000-0002-3631-07432021-06-302021-06-302021https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/48916Masterarbeit, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2020Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit der weiblichen Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM). Dies ist eine Praxis, die vor allem in Nordafrika und dem Nahen Osten verbreitet ist. Sie wird traditionell von der Mutter- in die Tochtergeneration weitergegeben. Neuere Entwicklungen zeigen jedoch, dass immer mehr Mütter sich gegen weibliche Genitalverstümmelung aussprechen und einige nicht beabsichtigen ihre Töchter dieser zu unterziehen. In der Abschlussarbeit wird daher zunächst auf inhaltsanalytischer Basis bisherige Literatur aus. Hierbei werden Fachartikel ebenso berücksichtigt, wie autobiographische Berichte betroffener Frauen. Aus der Zusammenschau dieser diversen literarischen Quellen wird ein Modell entwickelt, dass eine mögliche Entscheidungsfindung der Mutter für ihre Tochter darstellt. Hier ist die Annahme zentral, dass das Patriarchat, als Machtasymmetrie zwischen Mann und Frau auf verschiedenen Ebenen wirken kann und FGM als Inkorporation patriarchaler Strukturen beschrieben werden kann. Als weiterer Pfeiler wird die Theorie geplanten Verhaltens herangezogen, laut der Mütter, die ihre Töchter FGM unterziehen, in dem Glauben handeln, für diese das Beste zu tun. Theoretischen Input in das Themenfeld weiblicher Genitalverstümmelung bieten Asefaw (2017), Kuring (2007) sowie Wilson (2017) für den Bezug zu Ägypten. Das durch die Inhaltsanalyse aufgestellte Modell der mütterlichen Entscheidung wird daraufhin mit Daten des Demographic und Health Surveys (DHS) aus Ägypten von 2014 auf Plausibilität geprüft. In dieser Befragung wurden über 21.762 jemals verheiratete Frauen zwischen 15 und 49 Jahren im 2. Quartal 2014 von anderen Frauen zur mütterlichen und kindlichen Gesundheit interviewt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Heiratsmarktmöglichkeiten der Töchter für die Mütter bei der Entscheidung für die Beschneidung sehr wichtig erscheinen. Die medizinischen Bedenken, die häufig nicht ausreichend bekannt sind, treten gegenüber diesen kulturellen Normen in den Hintergrund. Das individuell wirkende Patriarchat könnte demnach keine messbare Rolle auf individueller Ebene spielen. Dafür könnte sprechen, dass die gesamtgesellschaftlichen Wirkungen patriarchaler Strukturen in Ägypten als prädominant beschrieben werden kann (Wilson 2017). Um einen möglichen Einfluss des Patriarchats auf die Entscheidung für eine FGM an der eigenen Tochter testen zu können, müsste in weiterführenden Studien die Situation länderübergreifend verglichen werden. Es konnte gezeigt werden, dass Mütter bei der Entscheidung, ob die eigene Tochter beschnitten werden soll, verschiedene Faktoren einbeziehen, um sich eine eigene Meinung zu bilden. In Rückbezug auf literarische Quellen wurden Handlungsansätze zur Aufklärung und Stärkung der Mütter in ihrer Entscheidungsposition, beispielsweise durch Empowerment, herausgearbeitet. Im weiteren Verlauf verschiebt sich der Fokus der Arbeit: Von einem vorher afrikanischen Kontext mit Schwerpunkt Ägypten werden nun weltweite Migrationsbewegungen thematisiert. Die migrierenden Frauen bringen ihre eigene FGM-Geschichte, aber auch ihre Vorstellungen und Wünsche für ihre Töchter mit. Es wird im Folgenden thematisiert, wie die Diskussion um weibliche Genitalverstümmelung in Deutschland geführt wird, welche Maßnahmen für und gegen die Kultur der Frauen ergriffen werden, und wie diese bei den betroffenen Familien ankommen. Im letzten Schritt der Arbeit wird ein zeitgenössischer Diskussionsstrang, der häufig herangezogen wird, beleuchtet: FGM wird unter den Aspekten Diskussion darüber, Folgen davon und Einbettung in patriarchale Strukturen mit Formen der Vaginalkosmetik verglichen, da hier gemäß der Definition der Weltgesundheitsorganisation eine begriffliche Subsumierung besteht.This Master's thesis deals with Female Genital Mutilation (FGM). This practice is particularly widespread in North Africa and the Middle East. It is traditionally passed on from the mother to the daughter generation. Recent developments show, however, that more and more mothers are speaking out against female genital mutilation and some do not intend to subject their daughters to it. Therefore, the thesis will first analyse the content of existing literature. Specialist articles as well as autobiographical reports by affected women will be considered. Based on the synopsis of these various literary sources, a dicision making model for the mother is developed. The central assumption is that patriarchy, as an asymmetry of power between men and women, is effective on different levels and thus FGM can be described as the incorporation of patriarchal structures. Another pillar is the theory of planned behaviour, according to which mothers who subject their daughters to FGM act in the belief that they are doing the best for them. The model of maternal choice established by the content analysis is then checked for plausibility using the Demographic and Health Survey (DHS) data in Egypt from 2014. In this survey, more than 21,762 ever married women between 15 and 49 years were interviewed by other women about maternal and child health in the second quarter of 2014. The results show that the daughters' marriage market opportunities seem to be very important for mothers when deciding to have circumcision. Medical concerns, which are often not sufficiently known, stand behind these cultural norms. The individual level of patriarchical beliefs could not be identified playing a measurable role on an individual level. This could be argued by the fact that the overall social effects of patriarchal structures in Egypt can be described as predominating (Wilson 2017). In order to be able to test the patriarchy's possible influence on the decision for FGM on one's own daughter, further studies would have to compare the situation across countries. It could be shown that mothers in order to form their own opinion take various factors into account when deciding whether their own daughter should be circumcised. With reference to literary sources, approaches for informing and strengthening mothers in their decision-making position, for example through empowerment, are developed. In the further course of the thesis, the focus shifts from a previously african context with a focus on Egypt, worldwide migratory movements are now being addressed. The migrating women carry their own FGM history, but also their ideas and wishes for their daughters. In the following, it is discussed how the discussion on female genital mutilation is conducted in Germany, what measures are taken for and against the culture of women, and how these are perceived by the affected families. In the final step of the thesis, a contemporary strand of the discussion, which is frequently used, will be highlighted: FGM is compared with forms of vaginal cosmetics under the aspects of discussion, consequences and embeddedment in patriarchal structures, since according to the definition of the World Health Organisation there is a conceptual subsumption here.deuFGMnördliches AfrikaWeibliche GenitalverstümmelungMigration300Weibliche Genitalverstümmelung in Ägypten : Beschreibung und Kausalanalyse auf inhaltsanalytischer GrundlageFemale Genital Mutilation in Egypt. Characterization and causal study on a content-analytical basismasterthesisurn:nbn:de:bvb:473-irb-489163