Hellmann, HendrikeHendrikeHellmann2019-09-192017-11-232017https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/42526Bachelorarbeit, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2013Er hatte sich fest vorgenommen, eine Diät zu machen. Doch dann stellte sie ihm ein Stück Sahnetorte vor die Nase – und er griff zu. Im alltäglichen und philosophischen Sprachgebrauch wird dieses Phänomen mit verschiedenen Begriffen wie „Willensschwäche“,„Unbeherrschtheit“,„Handeln wider besseres Wissen“ oder auch „acting against one’s judgement“ bezeichnet. Das uns aus dem Alltag so bekannte Erlebnis, unsere überlegte Entscheidung im ausschlaggebenden Moment doch in den Wind zu schlagen, stellt PhilosophInnen seit der Antike vor große Probleme: Zum Einen konterkariert die Willensschwäche die handlungstheoretische Grundannahme, dass zwischen Urteilen und Handeln ein unauflöslicher Zusammenhang besteht. Zum Anderen stellt das willensschwache Handeln das Selbstverständnis des Menschen als eines vernünftig und selbstbestimmt handelnden Wesens auf den Prüfstand. Unterschiedlichste Strategien wurden im Laufe der Philosophiegeschichte zur Lösung dieser Probleme vorgeschlagen. Doch bereits in der Beschreibung und definitorischen Eingrenzung des Phänomens gehen die philosophischen Auffassungen weit auseinander. Bereits die Annahme der Existenz von „Willensschwäche“ ist dabei umstritten, und auch in Bezug auf die Ursachen des willensschwachen Handelns besteht Uneinigkeit: Handelt es sich hier tatsächlich um einen Willen, der schwach ist? Oder um eine andere Art des inneren Konflikts? Um sich einen Überblick über die philosophische Diskussions-Landschaft um die Willensschwäche zu verschaffen, bietet sich ein Vergleich unterschiedlicher Positionen an. Als geeignete Kandidaten erscheinen hierfür Aristoteles und Donald Davidson, da beide zweifelsohne einen Paradigmenwechsel in der Behandlung des Themas herbeigeführt haben: Aristoteles’ detaillierte Beschreibung des Phänomens führte zu einem deutlichen begrifflichen Entwicklungsschritt in der antiken Diskussion um die akrasia. Davidson hingegen rehabilitierte das Problem der incontinence in der modernen Debatte, indem er einen umfassenderen Begriff des Phänomens vorlegte und zeigen konnte, wie sich scheinbare Widersprüche in der Analyse willensschwacher Handlungen auflösen lassen. In seinen Abhandlungen bezieht sich Davidson dabei wiederholt auf Aristoteles, kritisiert dessen Analyse des Phänomens jedoch als unbefriedigend. In der vorliegenden Arbeit wird gezeigt, dass diese Einschätzung der aristotelischen Konzeption nicht gerecht wird. Der Vergleich zeigt darüber hinaus, dass Aufwand und Komplexität der Theorie Davidsons in keinem Verhältnis zu ihrem Erklärungspotential stehen. Während in der aristotelischen Konzeption zwar einiges unklar bleibt und sie nicht alle Formen der Willensschwäche – wie in der modernen Forschung diskutiert – erfassen kann, eröffnet sie zumindest in ihrem beschränkten Rahmen die Möglichkeit, das Phänomen konsistent zu beschreiben.deuWillensschwächeHandlungstheorieAristotelesDonald DavidsonWeakness of Will100Trunkenheit oder Schizophrenie? : ein kritischer Vergleich der Erklärungsansätze zur Unbeherrschtheit bei Aristoteles und Donald Davidsonmasterthesisurn:nbn:de:bvb:473-opus4-501303