Schönwälder, Brita-UrsulaBrita-UrsulaSchönwälder2019-09-192014-06-032014https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/3063Bamberg, Univ., Diss., 2014Das hörbare Selbstgespräch – eine Ressource des Alters. Es werden drei methodisch unterschiedliche Wege beschritten, um diese Theorie zu untermauern. In Teil I wird anhand literarischer Recherchen die Basis für fünf Hypothesen erarbeitet. Der Weg führt über die Frage nach Ressourcen, die aktiviert werden können, um die Folgen altersbedingter Abbauprozesse abzufedern. Begriffe wie „Erfolgreiches Altern“ und das SOK-Modell von Baltes & Baltes stehen im Zentrum der Betrachtung. Die Bearbeitung des Themenkreises „Sprache“ mit den Spezialgebieten Linguistik, Sprachpsychologie und Sprechakttheorie belegen, dass Sprache und Sprechen eine für den Menschen unabdingbare Daseinstechnik ist. Das Forschungsfeld der Gerontologie hinterfragt die Auswirkung altersbedingter Sprachdefizite auf die individuelle Lebensgestaltung. Anschließend beschäftigt sich die Arbeit mit der Sonderform des Sprachgebrauches, dem hörbaren Selbstgespräch. Die Suche nach seinem Ursprung führt zu Wygotsky und Mead, die das Selbstgespräch als ein dem Menschen inhärentes Phänomen erkennen, das in der Kindheit entwicklungspsychologisch wichtige Funktionen erfüllt. Erkenntnisse aus der kognitiven Verhaltenstherapie, negative Selbstzuschreibungen durch positive kognitive Umstrukturierung zu ersetzen, werden hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit auf ältere Menschen hinterfragt. Die Darstellung bildgebender funktioneller Untersuchungsverfahren ermöglichen es, die Aktivitäten kognitiver Hirnstrukturen beim Sprechvorgang nachzuweisen. Das Ergebnis der literarischen Analyse zur Thematik des hörbaren Selbstgespräches sind mehrere Hypothesen. Sie werden im empirischen Teil der Arbeit näher beschrieben. In Teil II geht es darum, mit Hilfe einer quantitativen Datenerhebung in Form eines anonymen Fragebogens herauszufinden, welche Wertschätzung das hörbare Selbstgespräch in der Gesellschaft erfährt, ob es in der praktischen Bewältigung des Alltags als Hilfe eingesetzt und als solche empfunden wird. Der Fragebogen thematisiert die Nutzung des hörbaren Selbstgespräches in unterschiedlichen Lebensbereichen. Die Auswertung der Daten führte zu folgenden Ergebnissen: Die hörbare Selbstkommunikation wird sehr häufig als nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechend empfunden und daher weitgehend abgelehnt, allerdings mit unterschiedlicher Gewichtung. Bei der Unterstützung kognitiver Funktionen ist die Toleranz größer als bei der Bearbeitung psychischer Problemlagen. Alter und Geschlecht sind die prägenden Variablen im Gebrauch des hörbaren Selbstgesprächs. Je höher das Alter der Probanden, desto stärker ist die Abwehr, mit diesem Phänomen konfrontiert zu werden. Generell lässt sich sagen, dass diese Form des Gebrauchs von Sprache die Rolle einer grauen Eminenz im gesellschaftlichen Kontext spielt. Man spricht hörbar mit sich selber, man empfindet es auch als Hilfe, ist aber peinlich berührt, wenn es dafür Zeugen gibt. In Teil III wird das Selbstgesprächsverhalten von Senioren in einer empirischen Untersuchung überprüft. Es geht um die Frage, ob Senioren im Verlauf der praktischen Bewältigung einer komplexen Aufgabe auf das hörbare Selbstgespräch als Unterstützung zurückgreifen oder nicht. Als Methode zur Überprüfung diente der Trail Making Test B (TMT-B). Das Selbstgesprächsverhalten der Probanden während der Aufgabenbearbeitung wurde dokumentiert. Es wurde festgehalten, ob und welchen Einfluss die hörbare Selbstkommunikation während der Testbearbeitung auf das Ergebnis ausübte. Der zweite Testdurchgang sollte ohne hörbares mit sich selber Sprechen durchgeführt werden. Die Reaktionen der Probanden wurden während der beiden Bearbeitungsphasen dokumentiert. Acht ausgewählte Items aus dem Fragebogen der quantitativen Datenerhebung (s. Teil II) rundeten das Bild der Probanden hinsichtlich ihrer Einstellung zum hörbaren Selbstgespräch ab. Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass der Gebrauch des hörbaren Selbstgesprächs einen signifikanten Einfluss auf die Qualität der Testleistung hat. Es konnte nachgewiesen werden, dass hörbares mit sich selber Sprechen die kognitive Leistung in positiver Weise unterstützt. Es bietet eine Möglichkeit, als kompensierende Stütze im Sinne des SOK-Modells (siehe Baltes & Baltes 1989) wirksam zu sein. Allerdings hemmt das weitverbreitete negative gesellschaftliche Image dieser Kommunikationsform besonders Senioren daran, sich dieser Stütze unbefangen zu bedienen. Daher sollte nach Wegen gesucht werden, die es „erlauben“, die Ressource „hörbares Selbstgespräch“ im Alter ohne die Sorge sozialer Diskriminierung zu nutzen.Audible Self-Talk – A Resource of Ageing. The thesis offers three methodologically different ways to prove this theory. Part I is based on literary research and establishes the groundwork for five hypotheses. Firstly, the thesis determines resources that can be activated in order to alleviate the consequences of age-related cognitive decline. Important for part I are terms like “successful ageing” and the SOC-model introduced by Baltes & Baltes. The chapters on language draw insights from the fields of linguistics, linguistic psychology and speech act theory and prove that language and speech are indispensable and existential techniques for every human being. Gerontology is the field of research that questions the impact of age-related linguistic deficiencies on individual lives. The thesis subsequently deals with a special form of language use: audible self-talk. The search for its origin leads to Wygotsky and Mead who recognized self-talk as an inherently human phenomenon that fulfils important developmental-psychological functions during childhood. The thesis questions the transferability on the elderly of the insight, put forward by cognitive behavioural therapy, that negative self-ascriptions ought to be replaced by positive cognitive reorganization. An account of imaging functional forms of medical examination makes it possible to prove that the cognitive cerebral structures are active when talking to oneself. The analysis of the literature on audible self-talk results in a number of hypotheses, which are evaluated in the empirical parts of the thesis. Part II provides quantitative data assessment, i.e. an anonymous questionnaire that sets out to find out how much society appreciates audible self-talk, whether it is used as a coping strategy in the mastery of everyday life and whether it is perceived as such. The questionnaire addresses the use of audible self-talk in various areas of life. The data evaluation has led to the following results: audible self-communication is very often perceived as deviating from the social norm and is therefore to various degrees rejected. Audible self-talk is more accepted when used to support cognitive functions than when it is used to cope with mental problems. Age and gender are the defining variables for the use of audible self-talk. The older the participant, the more he or she rejects being confronted with this phenomenon. Generally speaking, this specific language use has the role of a grey eminence in the social context. One audibly talks with oneself and perceives it as helpful, but one is embarrassed when there are witnesses to one’s self-talk. Part III examines the self-talk of senior citizens in an empirical study in order to find out if they make use of audible self-talk when confronted with the practical fulfilment of a complex task or not. The Trail Making Test B (TMT-B) was used to validate the empirical study. The way the participants talked to themselves was documented while they fulfilled the given task. The study recorded whether and what kind of impact audible self-communication during the task fulfilment had on the test result. In a second test, the participants were asked to fulfil the given tasks without audibly talking to themselves. The test persons’ reactions were documented during both tests. Eight items from the questionnaire (cf. quantitative data assessment of part II) completed the test persons’ attitude towards audible self-talk. The evaluation of the study’s results shows that the use of audible self-talk has a significant positive impact on the test performance. It was proved that audible self-talk enhances cognitive performance. It can act as a compensation as defined by the SOC-model (cf. Baltes & Baltes 1989). The widespread negative social image of this form of communication, however, prevents especially senior citizens from using this compensating device without inhibition. Therefore, it is necessary to find ways for senior citizens to make use of the resource of audible self-talk without worrying about social discrimination.deuAlterDenkenSprachverlustFragebogenSelbstgesprächSelbstkommunikationhörbares mit sich selber SprechenSOK Modellagethinkingthoughtloss of speechquestionnaireself-talkself-communicationaudible self-talkSOC-modelDas hörbare Selbstgespräch - eine Ressource des Altersdoctoralthesisurn:nbn:de:bvb:473-opus4-68021