Buir, ClaudiaClaudiaBuirSielaff, LenaLenaSielaff2022-12-072022-12-072022https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/56101Der geplante Kurzbeitrag greift die empirischen Ergebnisse der an einer deutschen Universität in den sogenannten „Digital-Semestern“ (Sommersemester 2020 und Wintersemester 2020/2021) durchgeführten repräsentativen Lehrenden- und Studierendenbefragungen auf. Diese liefern aussagekräftige Erkenntnisse zur Wahrnehmung zentraler Fähigkeitsdimensionen, wie der Selbststeuerung und der Selbstwirksamkeitserwartung. Die Befunde belegen, dass sich Studierende, hinsichtlich der gestiegenen Anforderungen an selbstgesteuertes und eigenständiges Lernen (Schmidt et al. 2021b, S. 5) teilweise als überfordert einschätzten, wobei sie die Zufriedenheit mit der diesbezüglichen Unterstützung durch Lehrende im Durchschnitt als mittelmäßig beurteilten (Schmidt et al. 2021a, S. 42). Gleichzeitig wünschten sich Dozierende aller Fachbereiche deutlich mehr hochschuldidaktische Unterstützungsangebote mit Blick auf rein digitale bzw. digital gestützte Formate (Schmidt et al. 2021b, S. 7). Aufgrund der hier identifizierten konkreten Bedarfe Hochschullehrender und Studierender, befasst sich der geplante Beitrag mit der hochschuldidaktisch fundierten Einbettung von E-Portfolios in das Hochschulstudium zur Stärkung der Selbststeuerung als einem zentralen Faktor studierendenzentrierten Lehrens und Lernens. Konkret will der Beitrag der Frage nachgehen, wie E-Portfolios selbstgesteuertes Lernen initiieren und unterstützen und dabei eine positive Selbstwirksamkeit erlebbar machen können, die wiederum förderlich auf den Prozess der Etablierung einer digital gestützten Lehr-Lernkultur wirken (Weinert 1997; Baumgartner 2007). Eine zielgerichtete hochschuldidaktische Arbeit erfordert notwendigerweise eine konzeptionelle wie begriffliche Schärfungen. Im ersten Teil werden in einem Zweischritt zum einen der zirkuläre Einfluss zwischen Selbststeuerung und Selbstwirksamkeit entlang bestehender Modelle beleuchtet (u.a. Bandura 1997; Baumann & Kuhl 2005) und gleichzeitig Unterschiede und Interdependenzen zwischen ähnlichen, häufig jedoch synonym verwendeten Begrifflichkeiten herausgearbeitet. Zum anderen werden die in der nationalen und internationalen Bildungsforschung diskutierten Formen, Funktionen und Einsatzmöglichkeiten von E-Portfolios in der Hochschullehre näher analysiert (u.a. Tosh et al. 2005; Butler 2006; Javari & Kaufmann 2006; Hornung-Prähauser et al. 2007; Bräuer 2016). Dabei interessiert vor allem, ob bzw. inwiefern in den jeweiligen Konzeptionen der Begriff der Selbststeuerung Berücksichtigung findet, welches Verständnis dieser Fähigkeitsdimension jeweils zugrunde gelegt und auf welche Weise diese durch die E-Portfolioarbeit adressiert wird. Unter der Prämisse, dass selbstgesteuertes Lernen nur dann gelingen kann, wenn es an den Erfolgsbegriff der positiven Selbstwirksamkeit geknüpft ist, werden die zuvor gewonnenen Erkenntnisse im zweiten Teil durch hierfür hochschuldidaktisch relevante Implikationen sowie um Aspekte einer lehr-lernkulturellen Verankerung ergänzt: Ausgehend von der Überlegung, wie viel extern initiierte Anleitung durch Dozierende Portfolioarbeit benötigt, ohne sich dabei negativ auf die Selbststeuerung und Selbstwirksamkeitserwartung auszuwirken, werden Fragen der Verteilung von Freiheitsgraden und der Abgabe und Übernahme von Verantwortlichkeiten zwischen Studierenden und Dozierenden im Lichte von Vertrauen und Selbstbestimmtheit entlang bestehender Forschungsarbeiten diskutiert. Zudem werden das Für und Wider von Prüfungsrelevanzen im Allgemeinen sowie von Feedback durch unterschiedliche Interessensgruppen im Besonderen gegeneinander abgewogen (Elsholz & Rohs 2014). Der Abschnitt schließt mit der Herstellung von Bezügen sowohl zu inner- und interorganisationalen Rahmenbedingungen als auch zu Aspekten der Usability und des „Look and Feel” der eingesetzten Tools und Technologien (Chang 2001; Ahn 2004; Challis 2005; Schlag & Imhof 2017). Aus dem ersten und zweiten Abschnitt lassen sich für den dritten Teil Kriterien ableiten, wie ein E-Portfolio gestaltet, eingeführt, unterstützt und verankert werden kann, um selbstgesteuertes Lernen bestmöglich und nachhaltig zu gewährleisten. Literatur: Ahn, J. (2004): Electronic portfolios: Blending technology, accountability and assessement, T.H.E. Journal Volume 31, Number 9, Online Version. Bandura, A. (1997): Self-efficacy: The exercise of control, New York: Freeman. Baumann, N.; Kuhl, J. (2005): Selbstregulation und Selbstkontrolle, in: Handbuch der Persönlichkeitspsychologie und Differentiellen Psychologie, hrsg. v.H. Weber & T. Rammsayer, Göttingen: Hogrefe, S. 362-373. Baumgartner, P. (2007): Karriereplaner E-Portfolio. Katalysator für eine neue Lernkultur, in: upgrade - Das Magazin für Wissen und Weiterbildung der Donau-Universität Krems 1.07, S. 20-3. Bräuer, G. (2016): Das Portfolio als Reflexionsmedium für Lehrende und Studierende, 2. erw. Aufl., Opladen/Toronto: Barbara Budrich. Butler, P. (2006): A Review Of The Literature On Portfolios And Electronic Portfolios, eCDF ePortfolio Project, Palmerston North (NZL): Massey University College of Education. Challis, D. (2005): Towards the mature ePortfolio: Some implications for higher education, Canadian Journal of Learning and Technology, 31(3), Online Version. Chang, C. (2001): Construction and evaluation of a web-based learning portfolio system: An electronic assessment tool, Innovations in Education and Teaching international, 38(2), S. 144-155. Elsholz, U.; Rohs, M. (2014): Herausforderungen für ein lebensbegleitendes Lernen mit E-Portfolios, in: E-Port-folios für das lebenslange Lernen: Konzepte und Perspektiven, hrsg. v. U. Elsholz u. M. Rohs, Bielefeld: W. Bertelsmann. Jafari, A.; Kaufmann, C. (Hrsg.) (2006): Handbook of Research on ePortfolios, Hershey u.a.: Idea Group. Schlag, M.; Imhof, M. (2017): Does perceived ease of use mitigate computer anxiety and stimulate self-regulated learning for pre-service teacher students? International Journal of Higher Education, 6, S. 154-168. Schmidt, U.; Schmidt, F.; Becker, N. (2021a): Perspektiven Lehrender und Studierender auf die Digitalisierung von Lehren und Lernen. Ergebnisse einer empirischen Studie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Qualität in der Wissenschat (QiW) 15/2, S. 36-48. Schmidt, U.; Becker, N.; Fischer, K. (2021b): Ergebnisse der Befragung Lehren und Lernen im „digitalen“ Wintersemester 2020/2021. Befragungen Lehrender und Studierender an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz: Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ), Johannes Gutenberg-Universität. Hornung-Prähauser, V.; Geser, G.; Hilzensauer, W.; Schaffert, S. (2007): Didaktische, organisatorische und technologische Grundlagen von E-Portfolios und Analyse internationaler Beispiele und Erfahrungen mit EPortfolio-Implementierungen an Hochschulen, Salzburg: Salzburg Research. Weinert, F. E. (1997): Lernkultur im Wandel, in: Lernkultur im Wandel. Tagungsband der Schweizerischen Gesellschaft für Lehrerinnen- und Lehrerbildung und der Schweizerischen Gesellschaft für Bildungsforschung, hrsg. v. E. Beck, T. Guldimann u. M. Zutavern, St. Gallen (UVK), S. 11-29.deuSelbstwirksamkeitSelbststeuerungMotivationLernerfolgE-Portfolio370Die Eignung von E-Portfolios für Hochschulstudium und -lehre als Instrument zur Stärkung selbstgesteuerten Lernensconferenceobjecthttps://dikule-symposium.de/urn:nbn:de:bvb:473-irb-561012