Hembach, TimoTimoHembach2019-09-192005-06-072004https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/38Bamberg, Univ., Diss., 2004Ausgelöst durch einen Archiv- und Bibliotheksneubau der Diözese Würzburg fanden zwischen Mitte Januar und Anfang Juli 1999 umfangreiche archäologische Ausgrabungen auf dem betroffenen Grundstück statt. Bei dieser Stadtkerngrabung handelte es sich um die erste flächige archäologische Untersuchung in Würzburg, die zudem noch in unmittelbarer Nähe zum Dom, also im Kernbereich der mittelalterlichen Stadt, stattfand. Während der Kampagne konnten zahlreiche Bebauungsstrukturen dokumentiert werden und ein umfangreiches Fundspektrum aus Keramik, Glas, Metall, Bein/ Knochen und Stein geborgen werden. Das vorrangige Ziel der Dissertation bestand in der Klärung der Baugeschichte auf dem ausgegrabenen Areal samt sämtlicher Vorgängerbebauung. Es sollten Fragen zur Entwicklungsgeschichte Würzburgs seit dem 8./ 9. Jahrhundert sowie zu Bebauungsstrukturen und Entwicklung der mittelalterlichen Stadt beantwortet werden. Ein Schwerpunkt bestand in der Klärung von offenen Fragen hinsichtlich der Verteidigungsanlagen und Befestigungssystemen Würzburgs im Früh- und Hochmittelalter. Die Bearbeitung des reichhaltigen Fundgutes versprach wichtige Ergebnisse zu mittelalterlicher Sachkultur, Wirtschaft, Handel und Handwerk zu liefern. Nach Abschluss der Auswertung existieren nun von Seiten der Mittelalterarchäologie her teilweise ganz neue und erweiterte Erkenntnisse zu einzelnen Aspekten der Würzburger Stadtgeschichte, die bisher überwiegend von historischer Seite beleuchtet worden ist. Zu den herausragendsten Befunden zählen die Reste zweier bisher unbekannter Verteidigungsanlagen aus spätmerowingischer bzw. karolingisch-ottonischer Zeit. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass erstmals das Vorhandensein einer karolingisch-ottonischen Domimmunitätsbefestigung, also einer Umwehrung und Abgrenzung des engeren Dombereiches nachgewiesen werden konnte. Die historische Stadtgeschichtsforschung hatte eine solche Domburg in Würzburg bisher verneint. Diese beiden frühen Befestigungen komplettieren den Ablauf der städtischen Verteidigungsanlagen vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit. Zu den weiteren wichtigen Befunden auf dem Grabungsareal zählt eine romanische, in die Mitte des 12. Jh. zu datierende Hofanlage, bestehend aus einem steinernen, großen, rechteckigen und unterkellertem Gebäude samt Nebengebäuden. Die Baugeschichte dieser Hofanlage mit diversen Um- und Anbaumaßnahmen ( vor allem im 13. und 14. Jh.) konnte bis in die jüngere Neuzeit lückenlos nachvollzogen werden. Die Verbindung mit schriftlichen Quellen erlaubte Aussagen über Nutzung und Bewohner der Gebäude zu den unterschiedlichsten Zeiten. Neben diesen besonderen Befunden wurden beispielsweise auch noch Latrinen, Brunnen und diverse Handwerksöfen untersucht. Die Bearbeitung und Auswertung des Fundmaterials erbrachte unter anderem wichtige Ergebnisse zur Formentwicklung der Keramik vom 8. Jh. bis in die Renaissance. Es konnten Aussagen zu Handel und Handwerk, aber auch zu bestimmten sozialen Strukturen innerhalb der Stadt getroffen werden. Besonders bedeutend sind Kleinfunde des 9./ 10. Jh., die die hohe Bedeutung Würzburgs zu dieser Zeit belegen und auf weite Handelsbeziehungen bis nach Norddeutschland und Dänemark hinweisen. Nach Auswertung aller Befunde und Funde ergibt sich für den ausgegrabenen Bereich eine Bau- und Siedlungsgeschichte mit bedeutenden Befunden, die über einen Zeitraum von fast 1300 Jahren zurückverfolgt werden konnte. Selbst in diesem "kleinen" Bereich zeigt sich ausschnitthaft die Entwicklung der im Früh- und Hochmittelalter bedeutenden Stadt Würzburg. Zuzutreffen scheint auch eine Bemerkung aus dem 11. Jh., nämlich,'dass es den Würzburgern zur Natur geworden sein, abzureißen und zu bauen, Quadratisches durch Rundes zu ersetzen'. Und das von der Merowinger- bis in die Neuzeit.From January to July 1999 the first big excavation in Würzburg was made at Domerschulstrasse No. 17. The excavation area is located very close to the cathedral in the oldest part of the medieval town. During the works numerous housing structures were documented and a lot of finds were saved. Most of the finds are pieces of pottery but also glas, metal artefacts and bone items. The prior intention of the excavation was the review of the building history at this location. There were a few questions concerning the development of Würzburg since the 8th and 9th centuries and its medieval town. One of the main aims was the review of the history and chronology of the defensive fortifications in medieval times. The work on the finds was expected to give important results concerning the social structures, the economy, the trade, and the crafts at the time. After the conclusion of the interpretation and the analysis medieval archaeology has shown some new and advanced results on some points of the history of Würzburg, that had mostly been written by historians up until now. One of the most spectacular findings were the remains of two walls which had been unknown until then. Both of them are parts of old defensive fortifications. The first is to be dated before the 9th century. The second one was built in the middle of the 9th century. This wall and the moat protected and surrounded the clerical area around the cathedral until the end of the 10th century. These two fortifications complete the sequence of fortifications from early medieval times until modern times. Another finding at the site is a romanesque building, made of stone, from the middle of the 12th century with a huge cellar and some annexes. The history of the building with some reconstructions and attachments in the 13th and 14th century was traced till modern times, too. In conjunction with historical documents this gave important results concerning the use of the houses and the history of their residents during the different times. The work on the finds gave fundamental results concerning the development of objects that were used. Especially the work on the pottery generated a chronology of styles, forms, manufacturing, and trading from the 8th century until modern times. There are finds from the 9th and 10th centuries that are very significant and show the great importance of Würzburg at this time. They also indicate contact and trade relations to northern Germany and Scandinavia. After the interpretation history at the excavated site with fortifications and buildings can be traced back for nearly 1300 years. Even this small archaeological excavation gave new and important insights into the history of Würzburg.deuWürzburg, Ausgrabung, Stadtgeschichte, Geschichte 700-1900, Stadtbefestigung, MittelalterStadtkernarchäologie, Keramik, Unterfranken 800-1700WürzburgAusgrabungStadtgeschichteGeschichte 700-1900StadtbefestigungMittelalterStadtkernarchäologieKeramikUnterfranken 800-1700930Die Ausgrabungen in der Domerschulstraße in Würzburg : 1300 Jahre StadtgeschichteThe excavation at Domerschulstrasse in Würzburg - 1300 years of history of the towndoctoralthesisurn:nbn:de:bvb:473-opus-445