Bellendorf, PaulPaulBellendorf0000-0002-6130-96722019-09-192008-04-112008https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/120Bamberg, Univ., Diss., 2007Im Raum Franken und Thüringen existiert noch immer ein reicher Bestand an metallenen Grabplatten aus der Zeit des 15. bis 18. Jahrhunderts. Bisher fehlte jedoch ein grundlegendes Werk, das sich vor allem mit der Frage der Materialzusammensetzung und der Reaktion der Objekte auf die Umwelteinflüsse beschäftigt. Diese Lücke möchte die vorliegende Arbeit schließen. Die Notwendigkeit für eine solche Untersuchung zeigt der unterschiedliche Zustand der Objekte, welcher in einigen Fällen äußerst Besorgnis erregend war. Besonders die Grabplatten im Kreuzgang des Erfurter Doms waren bis zu ihrer Restaurierung Ende 2005 vollständig von Korrosionsprodukten bedeckt. Der Korrosionsprozess war so weit fortgeschritten, dass speziell die eingravierten Figuren- und Architekturdarstellungen sowie die Inschriften nur noch partiell lesbar waren. Einige der bedeutenden Objekte mussten in diesem Zustand als Totalverlust abgeschrieben werden. Um die Objekte in ihrer Gesamtheit erfassen zu können wurde für ausgewählte metallene Grabplatten aus dem Raum Franken und Thüringen – darunter viele Werke der Nürnberger Vischerhütte – ein umfangreicher, interdisziplinär angelegter Katalog erstellt, der kunsthistorische Angaben und naturwissenschaftliches Datenmaterial zu den Legierungen vereint. Durch die individuelle fotografische Abbildung jedes der ausgewählten über 240 Objekte, inklusive der Kartierung von Bestand und Zustand sowie der Transkription und Übersetzung aller Inschriften liegt nun eine umfassende Informationssammlung zu Grabplatten aus der Zeit zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert vor, die über die üblichen Dokumentationsformen hinaus geht. Der erste Teil der Arbeit widmet sich der Herstellung von metallenen Grabplatten seit dem ausgehenden Mittelalters und der Neuzeit. Ausgangspunkt ist die bergmännische Förderung der Rohstoffe und die Auswirkungen auf die Umwelt. Es folgen die einzelnen Schritte zur Aufbereitung der Erze, zur Erstellung einer Gussform, bis hin zum eigentlichen Guss des Objektes sowie dessen Nachbearbeitung. Insbesondere der Einfluss der Umweltfaktoren auf die kupfernen Objekte und die dabei entstehenden korrosiven Veränderungen der Oberflächen werden detailliert dargelegt. Im Mittelpunkt des zweiten Teils stehen die jeweiligen Untersuchungsmethoden, deren Einzelergebnisse im dritten Teil ausgewertet und diskutiert werden. Dabei werden nicht nur die jeweiligen Aufstellungsorte vorgestellt, sondern auch Informationen zu den Herstellern gegeben, soweit diese bekannt sind. Zwei offenbar identische Objekte sowie ein Holzmodell und die dazu gehörige gegossene Grabplatte sind jeweils mittels eines 3D-Weißlicht-Streifenprojektionsscanners digital erfasst worden. Die so generierten Datenmodelle wurden mit einer speziellen Software auf Abweichungen hin untersucht. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt in der Klärung des Einflusses der Umweltfaktoren, insbesondere des Schwefeldioxids. Hierzu kam eine Reihe von naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden zur Anwendung. Die Analyse der Korrosionsprodukte ist an Quer- und Anschliffen mittels Licht und Rasterelektronenmikroskopie durchgeführt worden. Die sich durch die Umweltfaktoren gebildeten Phasen wurde mit der Methode der Röntgendiffraktometrie identifiziert. Um Aussagen über den Einfluss der relativen Luftfeuchte am Aufstellungsort treffen zu können, sind an allen Orten die Temperatur und relative Luftfeuchte aufgezeichnet worden. Die lokalen Schwefeldioxidkonzentrationen der letzten Jahrzehnte wurden von den zuständigen Umweltämtern zur Verfügung gestellt. Anhand der Grabplattenlegierungen sollte untersucht werden, ob hersteller- und/oder epochenspezifische Zusammensetzungen für metallene Grabplatten gegeben sind. Die Kombination aus naturwissenschaftlichen Untersuchungen gepaart mit der Erstellung eines interdisziplinären Katalogs, ermöglichte in der vorliegenden Arbeit eine fachübergreifende Untersuchung an metallenen Grabplatten aus Franken und Thüringen aus der Zeit zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert. Der größte Korrosionsinitiator, das Schwefeldioxid, sollte in Deutschland heutzutage keine Rolle mehr spielen. Hauptschadensquelle für die Grabplatten heute sind lokale Probleme, die vor allem im Zusammenhang mit der Wasserführung an den Aufstellungsorten steht. Besonders der immer noch viel zu gedankenlose und großflächige Einsatz von Streusalz auf den Kirchenwegen ist eine der Hauptsalzquellen. Hier ist ein Umdenken bei den zuständigen Verantwortlichen dringend notwendig Zusammenfassend kann resümiert werden, dass der Bestand an metallenen Grabplatten im Raum Franken und Thüringen sich heute in einem durchgehend sehr guten Zustand präsentiert und bei entsprechender Vorsicht und regelmäßiger Kontrolle durch die lokalen Verantwortlichen auch weiterhin so erhalten bleiben kann.A rich inventory of metal tomb plaques originating from the period between the 15th and the 18th century still exists in the German states of Franconia and Thuringia. To date, the fundamental question of their material composition and the impacts of environmental influences remains unanswered. This paper addresses these issues specifically and contributes to closing this knowledge gap. The need for such an analysis is highlighted by the condition of the various objects, which, in some cases, justifies acute concern. Of particular interest are the tomb plaques located in the cloister of the Erfurt Cathedral. These were found to be completely covered in corrosion by-products. The process was so advanced that it threatened several of the engraved figures and architectural features and that many of the inscriptions were only partially legible. As a result of the extreme nature of the damage, some of these objects were found to be irretrievably lost. To allow for a comprehensive overview of the objects, a selection of metal tomb plaques from both the Franconian and Thuringian regions was made. A comprehensive, interdisciplinary catalogue of metal tomb plaques has now been compiled with each of the 240 objects having been individually photographed and catalogued with particular attention to the recording of their current condition and the transcription and translation of any inscriptions. The ensuing analysis was executed in three parts. The first part focuses on the production techniques of metal tomb plaques. This involves a review of the extraction process of the raw materials and consideration of its impact on the environment. A review of the ore processing, the casting mould production, the actual object casting and the finishing processes ensues. Of particular interest was the influence of environmental factors on copper objects and the resulting corrosive changes. The second part focuses on a review and application of relevant analysis methods. The third part centers on the discussion and evaluation of the phase two results. For the third part as much relevant historical and analytical information about a given object as possible was collated for consideration. Additionally, where a number of similar objects existed such as apparently identical plaques, related wooden models and/or related casting plates were each digitally recorded with the aid of a three dimensional light scanner and the resulting data model then analysed for distinctive variances with the aid of specialised software. Another focus is the explanation of the influence of environmental factors, particularly sulphur dioxide. Here a series of scientific analysis methods can be applied. X-ray diffractometry methods were used to the select samples considered to have been influenced by environmental factors. Samples were collected, and polished cross-sections of their corrosion by-products were scrutinized under both light and electron microscopes. In addition, to support further conclusions, the temperature and relative humidity were meticulously recorded at each plaque location. Records of local sulphur-dioxide concentration levels over the last century have been made available by the German Offices of the Environment in charge. With this in mind, the tomb plaque alloys were analysed with a view to establishing whether the current condition of the plaques is a result of the techniques applied in original foundry, the specific weather conditions of the era or a combination of both. This analysis has been made possible through the combination of natural sciences and the compilation of an interdisciplinary catalogue of metal tomb plaques stemming from the German states of Franconia and Thuringia between the 15th and the 18th century. The biggest corrosion initiator is sulphur-dioxide. However, it is considered that it will only play a minor role in present-day Germany. The main source of damage for the tomb plaques are considered to be predominantly local issues concerned with the redirecting of water courses through the areas where the plaques reside. In particular, the thoughtless and wide-spread application of salt on church footpaths is a major problem. In such situations, an urgent reconsideration of the responsibilities associated with the condition of these objects is required. In summary, the inventory of metal tomb plaques in the states of Franconia and Thuringia is in a very good condition and as a result of the existing care and local measures taken to date they can be expected to remain so.deuConservation ScienceRestaurierungswissenschaftGrabplatteMetallgrabplatteAtmosphärische KorrosionKupfersulfateSchwefeldioxidemissionBestandsaufnahmeConservation Science730Metallene Grabplatten aus Franken und Thüringen aus dem 15. bis 18. Jahrhundert : eine interdisziplinäre Studie zum Denkmalbestand und seiner Gefährdung durch UmwelteinflüsseAn interdisciplinary study of heritage objects and related environmental damage - German metal tomb plaques stemming from the states of Franconia and Thuringia from the 15th to the 18th centurydoctoralthesisurn:nbn:de:bvb:473-opus-1368