Franz, SebastianSebastianFranz0000-0002-9425-41962023-11-242023-11-242023https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/91351Einleitung und Hintergrund Der Abschluss eines Lehramtsstudiums ist ein bedeutender Schritt auf dem Weg zum Lehrkraftberuf in Deutschland. Allerdings schließen nicht alle Studierende, die sich für ein Lehramtsstudium einschreiben, das Studium mit einem Abschluss ab. Im Vergleich zu anderen Studiengängen ist die Anzahl der Abbrüche im Lehramtsstudium eher niedrig. Während die durchschnittliche Abbruchrate an deutschen Hochschulen bei 31 % liegt, brechen nur 21 % der Lehramtsstudierenden ihr Studium ab (Heublein et al., 2022). Trotz der niedrigen Abbruchquote stellt die Nichtbeendigung des Lehramtsstudiums ein bildungspolitisches Problem dar, da Deutschland aktuell mit einem massiven Lehrermangel konfrontiert ist. Eine Möglichkeit, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist es, mehr Lehramtsstudierende zu einem Abschluss zu führen. Vor diesem Hintergrund ist es von entscheidender Bedeutung zu verstehen, warum Studierende ihr Lehramtsstudium trotz klar definiertem Berufsweg mit hervorragenden Arbeitsmarktaussichten abbrechen. Generell kann man zwei Hauptgründe für den Studienabbruch unterscheiden: Einerseits können Studierende die akademischen Anforderungen der Studiengänge nicht erfüllen. Andererseits können sich die Studierenden für einen anderen Berufsweg entscheiden, der attraktiver erscheint als eine Karriere als Lehrkraft (Herfter et al., 2015). In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf Letzteres und beschäftigen uns explizit mit den Karrierewegen, die Alternativen zur ursprünglichen Entscheidung für den Lehrkraftberuf darstellen. Solche Alternativen können der vollständige Abbruch des Hochschulstudiums oder der Wechsel zu einem anderen Studiengang sein. Eine Besonderheit des Lehramtsstudiums besteht darin, dass die Studierenden ihre Studienfächer beibehalten, aber einen anderen Studiengang anstreben können, der in andere Berufe als den der Lehrkraft führt. Fragestellung und theoretischer Rahmen Ziel des Beitrags ist es, typische Muster des Studienabbruchs in Lehramtsstudiengängen zu identifizieren. Bei diesem Ansatz muss berücksichtigt werden, dass es aus individueller Sicht rational sein kann, ein Lehramtsstudium nicht abzuschließen, weil andere Alternativen attraktiver erscheinen. Daher sollen die Faktoren untersucht werden, welche für solche Verschiebungen in der Wahrnehmung der Attraktivität von Studiengängen verantwortlich sind. Den theoretischen Rahmen zur Untersuchung dieser Faktoren bilden soziologische Entscheidungsmodelle zu Bildungs- und Karriereentscheidungen aus der Familie der Rational-Choice-Theorie (Breen & Goldthorpe, 1997), die wir hier auf die Revidierung der ursprünglichen Entscheidung für den Lehramtsberuf anwenden. Demnach sollte die gewählte Alternative das Nutzen-Kosten-Kalkül des Lehramtsstudiums übersteigen und eine höhere Aussicht auf Erfolg bieten. Auf diese Weise sollen Erkenntnisse gewonnen werden, die als Grundlage für politische Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität von Lehramtsstudiengängen dienen können. Daten und Methoden Die Datenbasis der vorliegenden Untersuchung ist eine Stichprobe von Lehramtsstudierenden aus der Startkohorte 5 des Nationalen Bildungspanels (NEPS; Blossfeld & Roßbach, 2019), die sich über alle in Deutschland angebotenen Lehramtstypen und Fächergruppen erstreckt. Das Sample enthält Karriereverläufe von 5500 Lehramtsstudierenden, wovon 350 ihr Lehramtsstudium nachweislich abgebrochen oder nach erfolgreichem Bachelor of Education keinen Master of Education begonnen haben. Als statistische Methode wird die Sequenzmusteranalyse angewendet, die auf einer Kombination von Optimal Matching und Clusteranalyse basiert und einen Vergleich zwischen Lebensläufe einzelner Individuen ermöglicht (Sackmann, 2013). Die Statusangaben wurden monatsgenau aufbereitet. Ergebnisse Erste Befunde aus den Voranalysen zeigen, dass ca. 60 % der Befragten einen Monat nach Austritt aus dem Lehramtsstudium immer noch an einer Hochschule studierten. Lediglich 8 % haben eine Ausbildung begonnen und 16 % gingen einer regulären Erwerbstätigkeit nach. Ungefähr 12 % befinden sich in einem Praktikum, Elternzeit oder Wehrdienst bzw. freiwilligen Dienst. Nur ein sehr geringer Anteil ist mit 4 % erwerbslos. In der geplanten Präsentation werden die identifizierten Verlaufsmuster dargestellt und hinsichtlich ihrer Implikationen diskutiert. Dabei soll der Fokus auf der Erklärung liegen, warum Lehramtsstudierende andere Karrierewege als attraktiver ansehen als andere und aus dem Lehramtsstudium austreten. Literatur Blossfeld, H.-P., & Roßbach, H.-G. (Hrsg.). (2019). Education as a Lifelong Process: The German National Educational Panel Study (NEPS) (Bd. 3). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23162-0 Breen, R., & Goldthorpe, J. H. (1997). Explaining Educational Differentials. Towards a Formal Rational Action Theory. Rationality and Society, 9(3), 275–305. https://doi.org/10.1177/104346397009003002 Herfter, C., Grüneberg, T., & Knopf, A. (2015). Der Abbruch des Lehramtsstudiums-Zahlen, Gründe und Emotionserleben [Dropout from Teacher Education-Numbers, Reasons and Emotional Experience]. Zeitschrift für Evaluation, 14(1), 57. Heublein, U., Hutzsch, C., & Schmelzer, R. (2022). Die Entwicklung der Studienabbruchquoten in Deutschland [The development of drop-out rates in Germany] (Nr. 5; DZHW Brief). DZHW. https://doi.org/10.34878/2022.05.dzhw_brief Sackmann, R. (2013). Lebenslaufanalyse und Biografieforschung: Eine Einführung. Springer-Verlag.deuLehramtsstudiumStudienabbruchStudienverläufe300370Karriereverläufe nach Abbruch des Lehramtsstudiumsconferenceobjecturn:nbn:de:bvb:473-irb-913518