Erdmann, Elisabeth vonElisabeth vonErdmann0000-0003-0084-269X2021-08-232021-08-232021https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/49937Der auf der kroatischen Insel Pag geborene und dem Jesuitenorden angehörende Bartol Kašić (1575-1650) arbeitete seit 1622 an der Übersetzung des Neuen Testaments in die in Dubrovnik gesprochene Sprache. 1631 lag seine Übersetzung der Congregatio de Propaganda Fide in Rom zur Genehmigung vor und wurde 1634 vom Heiligen Offizium, der vatikanischen Kongregation für die Glaubenslehre, abgelehnt. Der Artikel untersucht auf der Grundlage von Archivmaterialien der Propaganda Fide die Fragen, wer die Drucklegung des Neuen Testaments in die gesprochene štokavisch-jekavische Sprache der Kroaten [lingua usitata, lingua vulgaris, lingua illyrica vernacula] und gleichzeitig damit auch die Drucklegung des ebenfalls von Kašić übersetzten und ab 1636 in Rom vorliegenden Alten Testaments verhinderte und welche Gründe dieser Entscheidung zugrunde lagen. Die Quellen und Details der Dokumentation und Vorgeschichte zeigen, dass die Entscheidungsprozesse im Kontext der von der Propaganda Fide gefassten Beschlüsse über die Liturgiesprache der katholischen Südslaven von 1626 verliefen und wie das Heilige Offizium nach jahrelangen Überlegungen und Diskussionen über das Für und Wider die negative Entscheidung traf. Der prinzipielle Beschluss über die Liturgiesprache der Südslaven wirkte sich insofern auf die Standardisierung der kroatischen štokavischen Sprache aus, als die Bibelübersetzung von Kašić in die štokavisch-jekavische Sprache nicht die einzige Übersetzung war, die in den 20er und 30er Jahren des 17. Jahrhunderts in Rom zur Entscheidung vorlag und durchaus auch pragmatische Entscheidungen getroffen wurden. Bestimmender Hintergrund blieb das Tridentinische Konzil (1545-1563), auf dem beschlossen worden war, die römische Liturgie grundsätzlich lateinisch und überall einheitlich zu feiern. Für die südslavischen Katholiken folgte daraus im Rückgriff auf das Breve Industriae tuae von Johannes VIII. (880) der intensivierte Ausbau einer einheitlichen kirchenslavischen Sprache mit kyrillischem oder glagolitischem Alphabet. Die Hoffnung, die gesamte Orthodoxie in eine Union einbinden zu können, stärkte in Rom die Befürwortung der kirchenslavischen Einheitssprache [lingua litteralis] bei den Slaven. Die bei den Kroaten an der Küste und auf den Inseln noch praktizierte, jedoch zunehmend fremd gewordene kirchenslavische Sprache in glagolitischer Schrift bildete daher für Rom eine wichtige Option der zukünftigen Integration der orthodoxen Kirche über eine gemeinsame liturgische Sprache der Slaven. Es bestanden daher grundsätzlich keine geeigneten Rahmenbedingungen für die Drucklegung einer Bibelübersetzung in die gesprochene Sprache. Jedoch wurden aufgrund des Bedarfs und praktischer Erwägungen das von Kašić in die gesprochene Sprache übersetzte Rituale Romanum und ein Jahr später auch sein für Dubrovnik zugelassenes Lektionar gedruckt.deuBartol Kašić SJ (1575-1650), Bibelübersetzung in die kroatische Sprache, Heilige Schrift in der gesprochenen Sprache, Kirchenslavische Sprache glagolitisch-kyrillischer Redaktion, Kongregation de Propaganda Fide, Kongregation des Heiligen Offiziums, Lektionar (1613) von Ivan Bandulavić, Liturgische Bücher in Dalmatien, Standardisierung der kroatisch-štokavischen Sprache, Tridentinisches Konzil, Vereinigung mit den Ostkirchen890490Warum wurde die Bibelübersetzung von Bartol Kašić nicht gedruckt? : Zur Ergänzung der Quellenlageconferenceobjecturn:nbn:de:bvb:473-irb-499376