Keimerl, VerenaVerenaKeimerl0000-0001-9903-1381Hess, MiriamMiriamHess0000-0002-5070-56452023-10-202023-10-202023978-3-7815-2592-4978-3-7815-6035-2https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/91354Forschungsstand Internationale Schulleistungsstudien attestieren Deutschland eine Schwäche in den oberen Verteilungsbereichen und Spitzenleistungen. Während 2007 59% aller Grundschulen mindestens ein Kind mit Mathematikleistungen auf den höchsten beiden Kompetenzstufen der TIMSS-Studie hervorbrachten, waren es 2019 lediglich 43% (Kaspar et al., 2020). In den Naturwissenschaften stieg der Anteil der deutschen Grundschulen, die keine Leistungen auf den höchsten beiden Kompetenzstufen verzeichneten, von 28% (2007) auf 53% (2019) (ebd.). Auch im Lesen lag der Anteil der Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen auf der höchsten Kompetenzstufe der IGLU-Studie 2016 in Deutschland unterhalb des OECD-Durchschnitts (Bremerich-Vos et al., 2017). Besonders bedeutsam erscheint daher die Notwendigkeit, angehende Lehrkräfte zu befähigen, auch leistungsstarke und potenziell leistungsfähige Grundschulkinder im Sinne des gesamtgesellschaftlichen Nutzens nachhaltig zu fördern (KMK, 2015; Stern & Neubauer, 2016). Enrichment-Förderangebote zeigten bereits substanzielle positive Effekte auf die Leistung (g = 0.96) (Kim, 2016), nehmen bisher jedoch lediglich einen marginalen Stellenwert in der Lehrkräfteausbildung ein. Da Grundschullehrkräfte häufig Schwierigkeiten haben, Unterricht kognitiv aktivierend zu gestalten (vgl. Lotz, 2015, Pietsch 2010), kommt neben differenzierenden und motivierenden Unterrichtsverfahren der kognitiven Aktivierung eine zentrale Rolle im Rahmen eines begabungsfördernden Unterrichts zu. Fragestellungen 1) Wie können angehende Lehrkräfte durch ein geeignetes Seminarkonzept nachhaltig professionalisiert werden, um (Hoch-)Begabtenförderung durch Enrichment in der Grundschule anzuregen und zu gestalten? 2) Inwieweit gelingt es Grundschullehramtsstudierenden, innerschulische Enrichment-Angebote für (Hoch-)begabte und (hoch-)leistende Grundschülerinnen und -schüler kognitiv aktivierend, motivierend und differenzierend zu gestalten? Methode In Kooperation mit einer bayerischen Grundschule mit (Hoch-)Begabtenförderung wurde eine Lehrveranstaltung für angehende Grundschullehrkräfte entwickelt. Neben der Auseinandersetzung mit der Hochbegabungsforschung wurden zehn praktische Lerneinheiten eines eigens entwickelten extracurricularen „Forderkurses“ für (hoch-)begabte und (hoch-)leistende Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 1 bis 4 durch je zwei bis drei Lehramtsstudierende unter Anleitung konzipiert, im zweiten Schulhalbjahr 2022 durchgeführt und durch drei Expertinnen und die Lehramtsstudierenden evaluiert. Sowohl die Studierenden als auch zwei geschulte Expertinnen schätzen hierbei auf vierstufigen Ratingskalen ein, inwieweit sich die Lehreinheiten durch kognitiv aktivierende Aufgabenstellung und Gesprächsführung, Motivierung und Schülerorientierung auszeichnen. Da es sich um nicht-parametrische Daten handelt, werden die Mittelwerte der Selbst- und Fremdeinschätzungen mit dem zweiseitigen Rangsummentest von Wilcoxon für gepaarte Stichproben auf signifikante Unterschiede hin überprüft. Als Zusammenhangsmaß wurde Spearman’s Rangkorrelationskoeffizient (ρ) berechnet. Ergebnisse und ihre Bedeutung Bisherige Ergebnisse deuten auf einen beträchtlichen Mehrwert aus der Verzahnung von pädagogisch-psychologischer Hochbegabungsforschung mit fachdidaktischen Konzepten, Good-Practice-Unterrichtsbeispielen und praktisch durchgeführten und reflektierten Lerneinheiten hin. Studierendenfeedback zufolge sichert v.a. handlungs- und produktorientierte universitäre Lehre mit Praxisverknüpfung eine hohe Nachhaltigkeit der Bildungsprozesse, indem angehende Lehrkräfte befähigt werden, Begabtenförderung z.B. durch Enrichment an Grundschulen eigenständig anzuregen. Die Lehramtsstudierenden erzielten bisher mittlere bis hohe Werte in den drei Unterrichtsqualitätsdimensionen der kognitiven Aktivierung, Motivierung und Differenzierung. Substanzielle Zusammenhänge zeigten sich zwischen den Expertinnen- und den Studierendeneinschätzungen bei geringen numerischen Unterschieden. Um Begabtenförderung nachhaltig und unter möglichst hoher Beteiligung Grundschullehramtsstudierender in einer Win-Win-Situation mit Grundschulen bereits in der ersten Phase der Lehrerinnen- und Lehrerbildung anzuregen, werden weitere Möglichkeiten adaptiver Hochschullehre kritisch-würdigend diskutiert.deuHochbegabungHochbegabtenförderungEnrichmentGrundschule370Hochbegabung und Hochleistung fördern : ein Lehr-/Forschungskonzept mit Praxisverzahnung für angehende Grundschullehrkräftebookpart10.35468/6035-52