Priebe, JanoschJanoschPriebe2019-09-192017-03-082017https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/41662Kumulative Dissertation, Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2016Nozizeptive Dysfunktionen, die auf eine Hyperalgesie hindeuten, wurden bei Patienten mit Morbus Parkinson (MP) bereits hinlänglich gezeigt. Eine genauere pathophysiologische Modellvorstellung dieser Störungen ist bisher jedoch ausgeblieben. Ziel der vorliegenden Dissertation war es daher in einem ersten Schritt, physiologische und subjektive nozizeptive Prozessindikatoren auf mehreren Etagen der Neuroachse gleichzeitig zu betrachten, um so die Ursachen der nozizeptiven Auffälligkeiten beim MP genauer zu lokalisieren. Im zweiten Schritt sollte mit dem mimischen Schmerzausdrucks ein Teil des in der MP-Forschung bisher kaum berücksichtigten behavioralen Schmerzreaktionssystems untersucht werden. Hierfür wurden subjektive, elektrophysiologische und behaviorale (i.e. mimische) Reaktionen auf noxische Stimulation bei 23 MP-Patienten sowohl in der Off- als auch der On-Phase, sowie bei 23 gesunden Kontrollprobanden erhoben und auf Gruppen- und Phasenunterschiede hin untersucht. Es fand sich bei den MP-Patienten eine erniedrigte subjektive Hitzeschmerzschwelle im Off mit Normalisierung im On. Keinerlei Auffälligkeiten zeigten sich in den kortikalen Parametern und den subjektiven Schmerzratings. MP-Patienten zeigten weiter eine erniedrigte subkortikal-vegetative und eine verstärkte spinale Schmerzantwort in beiden Phasen. Außerdem fanden sich Veränderungen in der behavioralen Schmerzreaktion: Die Intensität des mimischen Schmerzausdrucks war bei den MP-Patienten im Off vermindert und normalisierte sich im On. Diese Intensitätsreduktion bezog sich dabei auf die spezifischen Elemente des mimischen Schmerzausdrucks unterschiedlich stark: Besonders war die Region um die Augen betroffen, während die Mundpartie weitgehend funktionstüchtig war. Die bei den MP-Patienten nur im Off erniedrigte subjektive Hitzeschmerzschelle spricht für dopaminerge Störungen der nozizeptiven (sub)kortikalen Regelkreise, die sich mit Medikamenteneinnahme normalisieren. Weiterhin deutet das Ergebnismuster der elektrophysiologischen Parameter, nämlich unauffällige kortikale Schmerzverarbeitung bei Auffälligkeiten auf subkortikal-vegetativer und spinaler Ebene, auf Dysfunktionen in der efferenten Ansteuerung der physiologischen nozizeptiven Effektoren bei gleichzeitig intakten nozizeptiven Afferenzen hin. Mit den Auffälligkeiten im mimischen Schmerzausdruck scheint auch die Inbetriebnahme behavioraler Schmerzeffektoren bei MP-Patienten nicht voll funktionstüchtig zu sein. Die Ursachen hierfür sind jedoch wohl eher in einer defizienten Gesichtsmotorik (Hypomimie) denn in nozizeptiven Dysfunktionen zu suchen. Die Arbeit integriert schließlich die Ergebnisse zu einem heuristischen pathophysiologischen Modell und diskutiert praktische Implikationen.deuParkinson, Schmerz, Nozizeption, Schmerzausdruck610Nozizeption, Schmerzverarbeitung und mimische Schmerzexpression bei Patienten mit Morbus Parkinsondoctoralthesisurn:nbn:de:bvb:473-opus4-487568