Rodrigues-Moura, EnriqueEnriqueRodrigues-Moura0000-0002-7204-0197Prutsch, UrsulaUrsulaPrutschCoy, MartinMartinCoy2019-09-192016-01-212015978-3-643-50686-3https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/40066Hafenrevitalisierungsprojekte haben in den letzten Jahren globale Konjunktur: Waterfront-Projekte in Boston oder New York, die für die Olympischen Spiele in Barcelona oder für die Weltausstellung in Lissabon revitalisierten Hafengelände, das städtebauliche Großprojekt der Hamburger HafenCity, oder Puerto Madero in Buenos Aires, das bisher wohl bekannteste Beispiel einer Hafenrevitalisierung in Lateinamerika – vielerorts werden Hafenareale, die ihre ursprüngliche Funktionalität nur noch bedingt erfüllen oder sogar weitgehend verloren haben, zu attraktiven Stadtarealen umgestaltet, zumindest auf den ersten Blick. Die städtebaulich-planerischen Konzepte ähneln sich weltweit: Aufwertung der Innenstädte, Wiederherstellung von Urbanität durch Funktionsmischung, Attraktivitätssteigerung durch kulturelle Einrichtungen wie Museen, attraktive Gestaltung öffentlicher Räume, Ansiedlung hochwertiger Gastronomie, Ateliers und Büros für die Kreativwirtschaft, und zusätzlich natürlich auch Erstellung von Wohnungen – zumindest für diejenigen, die es sich leisten können. Denn allzu oft täuscht der „erste Blick“ auf die Wiedergewinnung von Urbanität, auf „Stararchitektur“ und die Schaffung von Aufenthaltsqualität. Waterfront-Projekte sind vor allem eines: Sie sind global austauschbare Stadtfragmente, die vor allem der Gruppe derjenigen, die sich die Nutzung dieser Stadtfragmente leisten können, zugute kommen. Sie sind dadurch aber zumeist auch Räume der Exklusion, denn immer wieder sind es angestammte Bewohnergruppen, Unterprivilegierte, Marginalisierte, die „die Zeche zu zahlen“ haben und den neuen, aufgewerteten Waterfront-Projekten weichen müssen. Die sozialen Kosten sind also hoch. Und sie werden im Rahmen einer global zu beobachtenden „Neoliberalisierung der Stadtpolitik“ zunehmend in Kauf genommen, denn das „Recht auf Stadt“ für alle Bewohnerinnen und Bewohner im Sinne eines demokratischen Stadtverständnisses kommt seit einigen Jahren durch den Siegeszug einer „unternehmerischen Stadtpolitik“ immer mehr in eine Schieflage, weil die Steuerung der Stadtentwicklung „marktförmig“ verstanden wird und weitgehend privaten Akteuren, wie Immobilienunternehmen, Großinvestoren oder Baufirmen überlassen wird. Die aktuellste Entwicklung in Rio de Janeiro fasst und analysiert die Arbeit von Sebastian Hilf. Ihm geht es aus einer stadtgeographischen Perspektive nicht nur um das städtebauliche Projekt des Porto Maravilha im Speziellen, sondern vor allem auch um die „Rahmung“ des Großvorhabens durch die aktuelle Stadtpolitik und seine „Einbettung“ in die gesellschaftlichen und politischen Widersprüche des Landes. Als Interpretationsrahmen verwendet Sebastian Hilf einen regulationstheoretischen Ansatz, der Großprojekte wie Porto Maravilha als Ausdruck einer postfordistischen und neoliberal geprägten Stadtpolitik interpretiert. Dabei gelingt es dem Autor in beispielhafter Art und Weise die unterschiedlichen Facetten und Widersprüchlichkeiten der jüngsten Stadtentwicklung und Stadtpolitik in Rio de Janeiro am Beispiel der Hafenrevitalisierung herauszuarbeiten. Wenn im kommenden Jahr anlässlich der Olympischen Spiele der Blick der Welt wieder auf Rio de Janeiro gerichtet sein wird, ist es besonders sinnvoll, sich der stadtpolitischen, sozialen und sozialräumlichen „Kosten“ zu erinnern, die mit der Realisierung von Megaevents aller Orten verbunden sind. Hierfür ist die Arbeit von Sebastian Hilf wichtig: Auf der Basis umfangreicher empirischer Erhebungen vor Ort solide recherchiert, gut nachvollziehbar strukturiert, auf verschiedenen Maßstabsebenen argumentierend und über den theoretischen Rahmen überzeugend in einen globalen Zusammenhang eingebettet. In diesem Sinne sei diesem Buch eine große Leserschaft gewünscht.deuRio de Janeiro; Porto Maravilha; Hafenrevitalisierung; Urbanismus: LateinamerikaVorwortbookpart