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Die Stadtmauer von Seleukeia Sidera in Nord-Pisidien
Existing situation
Completed
Title
Die Stadtmauer von Seleukeia Sidera in Nord-Pisidien
Project leader
Department
Person involved
Start date
February 15, 2023
End date
November 30, 2024
Category
Grundlagenforschung
Research profile of the University of Bamberg
Acronym
Stadtmauer Seleukeia Sidera
Description
Das antike Pisidien in der heutigen Südtürkei ist eine vorwiegend gebirgige Region zwischen der pamphylischen Küstenebene und dem nördlich anschließenden phrygischen Hochland. Die Entstehung griechisch geprägter Stadtstaaten wurde hier durch den Zug Alexanders des Großen 334 v. Chr. angestoßen. Die Geschichte und Entwicklung der hellenistischen Städte Pisidiens spielte sich seit dieser Zeit einerseits im Spannungsfeld wechselnder Hegemonien der Seleukiden, Ptolemäer und Attaliden ab, sie wurde andererseits aber auch durch lokale Rivalitäten zwischen den unabhängig agierenden Stadtstaaten geprägt.
So verwundert es nicht, dass Befestigungsanlagen die häufigsten architektonischen Hinterlassenschaften in diesen Städten sind. Neben den fortifikatorischen Funktionen hatten diese Anlagen auch stets die Aufgabe, die Leistungsfähigkeit und den urbanen Lebensstil einer Gesellschaft nach außen zu repräsentieren. Ihre Erforschung erlaubt Rückschlüsse auf politische Konstellationen und kulturelle Errungenschaften gleichermaßen. Gerade in Pisidien, dessen Geschichte im Hellenismus wegen der spärlichen historischen Nachrichten allenfalls punktuell bekannt ist, stellen Befestigungen unverzichtbare materielle Quellen dar.
Um diese Quellen zu nutzen, müssen die Anlagen in ihren konzeptionellen und technischen Eigenarten genau bekannt sein und in ihren korrekten historischen Kontext gestellt werden. Für die Mehrzahl der zahllosen Befestigungen Pisidiens existieren aber allenfalls exemplarische Erfassungen sowie fast nie eine abgesicherte historische Einordnung. Beides erschwert den Aufbau von Entwicklungsmodellen, die die politische und kulturelle Entwicklung Pisidiens in hellenistischer Zeit zuverlässig abbilden. Wie fragil diese Modelle sind, verdeutlichen jüngste Erkenntnisse zu den Stadtbefestigungen der pamphylischen Städte Side und Perge: Die - nur teilweise dokumentierten - Monumente galten stets als Paradebeispiele hellenistischer Fortifikationsarchitektur, jüngste Forschungen legen aber eine Entstehung erst in der frühen römischen Kaiserzeit nahe. Den bislang gültigen Vorstellungen über die hellenistischen Befestigungen in Pisidien ist damit eine wichtige Grundlage entzogen.
In dieser Situation verspricht eine Untersuchung der Befestigung des im nördlichen Pisidien auf einem Tafelberg gelegenen Seleukeia Sidera in mehrfacher Hinsicht Abhilfe. Durch den Namen ist der Ort eindeutig als ursprünglich dem seleukidischen Machtbereich zugehörig gekennzeichnet. Mit seltener Eindeutigkeit lässt sich dadurch auch seine strategische Bedeutung benennen: Seleukeia diente in der Gründungsphase der Sicherung der etwas weiter nördlich verlaufenden Handels- und Heeresstraße, die als Verbindung zwischen Antiocheia am Orontes und Ephesos die Hauptschlagader des seleukidischen Reiches darstellte. An dieser Straße liegen auch andere Orte wie etwa das größere Antiocheia ad Pisidiam, jedoch dominieren dort die Überformungen der römischen Kaiserzeit den archäologischen Befund. Seleukeia hat sich in der Kaiserzeit ausgehend von dem Tafelberg zwar ebenfalls in die umliegende Ebene ausgedehnt, jedoch sind die vermutlich in die Gründungsphase zurückreichenden Befestigungen des Tafelberges nie systematisch abgetragen oder überbaut worden. Der Ort gestattet damit den anderswo kaum zu erzielenden direkten Zugriff auf eine Befestigungsanlage aus der Frühphase der seleukidischen Herrschaft in Kleinasien.
Durch eine zweiwöchige Kampagne vor Ort wird der Verlauf der Befestigungsanlage erstmals kartiert und alle zugehörigen Baureste in den topographischen Plan der Stadt eingetragen. Regionen für detaillierte bauforscherische und archäologische Untersuchungen werden definiert.
So verwundert es nicht, dass Befestigungsanlagen die häufigsten architektonischen Hinterlassenschaften in diesen Städten sind. Neben den fortifikatorischen Funktionen hatten diese Anlagen auch stets die Aufgabe, die Leistungsfähigkeit und den urbanen Lebensstil einer Gesellschaft nach außen zu repräsentieren. Ihre Erforschung erlaubt Rückschlüsse auf politische Konstellationen und kulturelle Errungenschaften gleichermaßen. Gerade in Pisidien, dessen Geschichte im Hellenismus wegen der spärlichen historischen Nachrichten allenfalls punktuell bekannt ist, stellen Befestigungen unverzichtbare materielle Quellen dar.
Um diese Quellen zu nutzen, müssen die Anlagen in ihren konzeptionellen und technischen Eigenarten genau bekannt sein und in ihren korrekten historischen Kontext gestellt werden. Für die Mehrzahl der zahllosen Befestigungen Pisidiens existieren aber allenfalls exemplarische Erfassungen sowie fast nie eine abgesicherte historische Einordnung. Beides erschwert den Aufbau von Entwicklungsmodellen, die die politische und kulturelle Entwicklung Pisidiens in hellenistischer Zeit zuverlässig abbilden. Wie fragil diese Modelle sind, verdeutlichen jüngste Erkenntnisse zu den Stadtbefestigungen der pamphylischen Städte Side und Perge: Die - nur teilweise dokumentierten - Monumente galten stets als Paradebeispiele hellenistischer Fortifikationsarchitektur, jüngste Forschungen legen aber eine Entstehung erst in der frühen römischen Kaiserzeit nahe. Den bislang gültigen Vorstellungen über die hellenistischen Befestigungen in Pisidien ist damit eine wichtige Grundlage entzogen.
In dieser Situation verspricht eine Untersuchung der Befestigung des im nördlichen Pisidien auf einem Tafelberg gelegenen Seleukeia Sidera in mehrfacher Hinsicht Abhilfe. Durch den Namen ist der Ort eindeutig als ursprünglich dem seleukidischen Machtbereich zugehörig gekennzeichnet. Mit seltener Eindeutigkeit lässt sich dadurch auch seine strategische Bedeutung benennen: Seleukeia diente in der Gründungsphase der Sicherung der etwas weiter nördlich verlaufenden Handels- und Heeresstraße, die als Verbindung zwischen Antiocheia am Orontes und Ephesos die Hauptschlagader des seleukidischen Reiches darstellte. An dieser Straße liegen auch andere Orte wie etwa das größere Antiocheia ad Pisidiam, jedoch dominieren dort die Überformungen der römischen Kaiserzeit den archäologischen Befund. Seleukeia hat sich in der Kaiserzeit ausgehend von dem Tafelberg zwar ebenfalls in die umliegende Ebene ausgedehnt, jedoch sind die vermutlich in die Gründungsphase zurückreichenden Befestigungen des Tafelberges nie systematisch abgetragen oder überbaut worden. Der Ort gestattet damit den anderswo kaum zu erzielenden direkten Zugriff auf eine Befestigungsanlage aus der Frühphase der seleukidischen Herrschaft in Kleinasien.
Durch eine zweiwöchige Kampagne vor Ort wird der Verlauf der Befestigungsanlage erstmals kartiert und alle zugehörigen Baureste in den topographischen Plan der Stadt eingetragen. Regionen für detaillierte bauforscherische und archäologische Untersuchungen werden definiert.
Area of research
Historische Bauforschung, Klassische Archäologie
Keywords
Seleukeia Sidera, hellenistic fortification, building archaeology, Seleucid history
Permalink
https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/97397